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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod
Autoren: Hubert Haensel
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Glair. »Kommt schon, damit wir den Anschluß nicht verlieren.«
    Die Fremden, allen voran der Weise Kataph, drangen bereits in den Stollen ein. Nachdem der Staub sich verzogen hatte, brach der Schein ihrer Fackeln sich in Tausenden winzigen Kristalle, die die Wände übersäten wie die Sterne das nächtliche Firmament in Gorgan oder Vanga. Ihr Glitzern war verheißungsvoll und abschreckend zugleich, es blendete und schmerzte in den Augen, aber weiter in der Tiefe herrschte Dunkelheit. Sie schien wohltuend und mochte doch tödliche Gefahren bergen. Auch wenn die Fremden taten, als könne ihnen nichts geschehen – daß der Todesstern dämonische Kreaturen beherbergte, ließ sich nicht leugnen.
*
    Der Gang teilte sich nach wenigen Dutzend Schritten. Ohne zu zögern, wählte Kataph die linke Abzweigung, die sanft ansteigend verlief. Mächtige Felsgebilde hingen wie Tropfsteine von der Decke herab. Manche davon waren gut mannsgroß und von tiefen Furchen durchzogen, als hätten stete Rinnsale sie im Lauf von Jahrhunderten gezeichnet.
    Ein schneidender Wind fegte durch den Gang und brachte die Fackeln zum Erlöschen. In das Aufbranden entsetzter Stimmen mischten sich seltsame Geräusche, als würden schwere Körper über rauhen Fels hinweggeschleift. Faustgroße Steine brachen aus der Decke und polterten zu Boden. Jemand rief etwas in einer fremden Sprache, die Gerrek nicht verstand. Schritte huschten durch die Dunkelheit. Irgendwo wurden zwei Feuersteine gegeneinandergeschlagen, die entstehenden Funken fanden im Pech einer Fackel rasch Nahrung. Aber die aufzüngelnden Flammen erstarben sofort wieder, noch ehe sie mehr als ein winziges Loch in die Dunkelheit reißen konnten.
    Aus der Höhe erklangen die vielfältigen Geräusche. Sie wurden lauter. Die vermeintlichen Tropfsteine erwachten zu erschreckendem Leben. Wie die Puppen von Schmetterlingen hingen alptraumhafte Kreaturen herab. Ihre äußere Hülle hatten sie aufgesprengt und waren im Begriff, sich gänzlich zu befreien.
    Düstere Augen starrten durch die Schwärze des Ganges, klauenbewehrte, lederhäutige Schwingen begannen sich zuckend zu bewegen, während die steinernen Puppenhüllen vollends aufbrachen. Gerrek hatte ähnliche Geschöpfe vorher nie zu Gesicht bekommen. Kopfüber von der Decke herabbaumelnd, erinnerten sie an riesige Fledermäuse. Ihre Schädel waren langgestreckt und von scharfen Hornplatten übersät, die nicht minder gefährliche Waffen sein mochten als die breiten, scharfkantigen Schnäbel.
    »Aufpassen!« schrie Gerrek lauthals. »Sie sind über euch.«
    Keiner der Menschen konnte die Bestien sehen, die mit ruckartigen Bewegungen ausschlüpften. Einige zogen dennoch ihre Waffen, kostbare, edelsteinbesetzte Schwerter, ohne zu wissen, gegen wen oder was sie sich in der Finsternis verteidigen sollten.
    Mit aller Kraft führte Gerrek einen Streich gegen eines der Geschöpfe. Als sein Kurzschwert gegen die Puppenhülle krachte, hatte er das Gefühl, ihm würden beide Arme aus den Schultergelenken gerissen, so hart war der Widerstand. Einen wütenden Schmerzensschrei ausstoßend, spie er Feuer. Flammenzungen umspielten das zuckende Wesen, schwärzten die Decke und ließen weitere Steine herabbrechen.
    Gerrek stieß ein zweitesmal zu. Diesmal durchbohrte die Spitze seiner Klinge das dämonische Geschöpf und zerrte es von seinem Ruheplatz herab. Nadelscharfe Reißzähne gruben sich in das Schwert, vermochten den Stahl aber nur oberflächlich zu ritzen. Der Beuteldrache spie abermals Feuer, und im Widerschein der Flammen konnte jeder das Tier sehen. Es floß kein Blut. Diese Kreatur war nicht nur so unverwundbar wie Stein, sie schien sogar aus Stein zu bestehen, der von Schwarzer Magie mit unheimlichem Leben beseelt wurde.
    Schwere Flügelschläge erfüllten jetzt die Luft. Der gellende Aufschrei einer Frau brach abrupt ab. Gerrek konnte noch erkennen, daß mehrere Tiere sie angriffen, dann war auch er gezwungen, sich seiner Haut zu wehren. Blindlings schlug er mit dem Schwert um sich, traf auf Widerstand, hieb erneut zu, wich gierig vorgereckten Krallen aus und erhielt einen Schlag zwischen die Schultern, der ihn etliche Schritt weit vorwärts trieb. Wo er eben noch gestanden hatte, klatschten drei der fledermausähnlichen Geschöpfe auf den Boden. Im Nu waren sie ineinander verkrallt und hackten mit Schnäbeln und Fängen aufeinander ein.
    Die Menschen flohen in die Finsternis. Das Geräusch ihrer hastigen Schritte hallte in Vielfachem Echo wider,
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