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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer
Autoren: Karina Cooper
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ihre Augen mitfunkelten. »Du bist hier falsch, Süßer. Die echt geilen Bräute sind …«
    »Genau hier«, sagte er gedehnt. Er beugte sich zu ihr hinunter, bis sich ihre Nasen fast berührten. In einer Übelkeit erregenden Mischung wehte Jessie der Geruch von Schweiß und Bier entgegen.
    Sie machte einen Schritt rückwärts, ehe sie es verhindern konnte, gab Gelände auf, wofür sie – wie sie ganz genau wusste – gleich die Zeche zahlen müsste.
    Niemals Schwäche zeigen.
    »Ich hab gerade Pause«, behauptete Jessie. Die Lüge kam ihr glatt über die Lippen. Hoffentlich, so betete sie inständig, war der Typ zu high, um den schweren Rucksack zu bemerken, der über ihrer Schulter hing. »Wenn du mich tanzen sehen möchtest, musst du rein, in fünf Minuten geht’s los.«
    »Vielleicht kann ich dich auch gleich hier die Hüften schwingen sehen.« Der Riese kam noch näher. Schlagartig verspannte sich jeder Muskel, jede Sehne in ihrem Körper, ihr Mund war staubtrocken.
    Scheiße! Dafür hatte sie jetzt echt keine Zeit. Jede Minute könnte dieser Jäger hier auftauchen. Die Gewissheit jagte Jessie eine Gänsehaut über den Rücken.
    Da plötzlich flammte über ihr die Neonreklame wieder auf undtauchte die Gasse in kräftiges Dunkelrot. Es färbte den Vollbart des Riesen und glänzte auf den zahlreichen Piercings in seinem Gesicht. Die Zähne, die er in einem wölfischen Grinsen entblößte, schimmerten rot, ebenso wie der Schweißfilm auf seinen von Adern durchzogenen Muskelpaketen an den Armen.
    Rot fiel Jessie der hohnlachende Narr ins Auge, der in den einen dicken Oberarm eintätowiert war.
    Ich sehe den Tod und den lachenden Narren.
    Jessie schlug das Herz bis zum Hals. » Fuck «, flüsterte sie und zuckte zusammen, als der Riese lachte.
    »Noch nicht, Kleine«, sagte er und griff nach ihr. Ein Tunnelblick auf das dreckige, selbstgefällige Grinsen des Bikers war alles, was Jessie an Wahrnehmung blieb. Ohne Vorwarnung riss ihr der Geduldsfaden.
    Sie spürte, wie sie die bewusste Kontrolle über sich verlor. Es glich dem Gefühl, das sie spürte, wenn sie sich in ihre Gabe hineinfallen ließ, die tief unterhalb ihres bewussten Seins in ihr schlummerte. Nur fühlte es sich dieses Mal klarer an, schärfer. Wütender. Fokussiert.
    Der Biker stand für jeden Scheißkerl, der je lüstern nach ihr geschielt hatte. Für jeden, der sie in einer der dunklen Nischen in einer der Bars angegrabscht hatte, in denen sie gearbeitet hatte. Für jeden, der ihren kleinen Bruder und sie, Straßenkinder in einer gnadenlosen Welt, ausgelacht hatte.
    Jessie warf sich hinein in die Bewegung; ihr Körper reagierte schneller, als ihr Gehirn bewusst Befehle geben konnte. Sie sprang den Riesen an, warf sich ihm geradewegs in die Arme, den schaufelradgroßen Händen entgegen, die sie packen wollten. Als sie sah, wie dem Riesen vor Überraschung das Grinsen im Gesicht gefror, lief Befriedigung durch Jessie wie eine Welle. Mitten in dieses ach so feiste Grinsen platzierte sie ihre Faust. Der Schlag ließ den Riesen rückwärtstaumeln.
    Sein breites Gesicht verzerrte sich. Erst Schock, dann Wut. »Scheiß Nutte!«
    Adrenalin trieb Jessie vorwärts. Sie schnellte an ihm vorbei. In derselben Sekunde musste sie würgen, halb erstickt vom eigenen Kragen,als eine fleischige Hand sie hinten an der Jacke zu fassen bekam und sie zurück in die Gasse riss. Sie wurde gegen eine der Mauern geschleudert, krachte mit dem Rücken gegen die pockennarbigen, vom Zahn der Zeit angenagten Ziegel, mit solcher Wucht, dass es ihr die Luft aus den Lungen presste. Ihr verschwamm alles vor den Augen, als sie erneut ausholte und ihr Schlag auf etwas Metallischem an der Jacke des Bikers landete. Augenblicklich wurde Jessies Arm von den Fingern bis zum Ellenbogen hinauf taub. Sie schrie vor Schmerz.
    Wenn der Narr dich in die Finger bekommt, Jessie, dann ist es so weit. Das ist der Anfang von allem. Lass dich bloß nicht von ihm aufhalten!
    Die Stimme ihres Bruders hallte klar und deutlich in Jessies Kopf wider. Verdammt noch mal zu spät.
    Jessie versuchte sich loszureißen, schrie wieder auf, in dem Moment, als die Faust des Riesen ihre Lippen traf. Schmerz explodierte in ihrem Schädel. Sie sah Sterne, lila, tiefrot, hellrot, und ging zu Boden.
    Sie schmeckte Blut auf der Zunge, den Eisengeschmack ihres eigenen Blutes, seine Wärme. Jessie verbiss sich die Tränen, die Schmerz, Wut und Scham ihr in die Augen trieben, stemmte sich auf Hände und Knie, kämpfte
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