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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss
Autoren: Michelle Rowen
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das ich noch übrig hatte, bekämpfte. Seinem Versprechen gemäß ließ Bishop mich nicht los, aber lange würde er mich nicht mehr halten können.
    Kraven stellte sich hinter Bishop und packte dessen Fußgelenke. Dann zog er mit aller Kraft. Es fühlte sich an wie ein gespanntes Seil, mit Kraven an einem Ende und dem Strudel am anderen. Ich war in der Mitte und dabei, in Stücke gerissen zu werden. Bishop ließ nicht los, und Kraven zerrte an seinenBeinen, bis wir uns allmählich vom Strudel fortbewegten. Wir steigerten das Tempo, und die schwarzen Ranken, die sich um meine Beine gewunden hatten, wichen zurück in den Strudel. Ich blickte über meine Schulter zurück und hätte schwören können, dass das Schwarz mich böswillig anstarrte. Ich schauderte. Aber eine Sekunde später schloss sich die dunkle Spirale und verschwand, als hätte es sie nie gegeben.
    Ich starrte auf den Punkt, wo sie eben noch gewesen war – ein hungriger Schlund mit einem unstillbaren Appetit. Er hatte Natalie und Carly direkt vor meinen Augen verschlungen und beinahe auch noch mich. Ich war ihm entkommen, aber meine beste Freundin nicht. Ich hatte sie genau da verloren, als ich herausgefunden hatte, dass es eine Möglichkeit gab, ihre Seele zurückzuholen. Sie hatte mich gerettet, aber umgekehrt hatte ich das nicht für sie tun können. Diese schmerzvolle Erkenntnis war wie ein Schlag ins Gesicht, der mir den Atem raubte und mein Herz in eine Million Teile zerspringen ließ.
    „Carly, es tut mir leid“, flüsterte ich, und Tränen liefen meine Wangen herunter. Ich begann zu schluchzen, und Bishop drückte mich an seine Brust. Ich klammerte mich an ihn und weinte an seiner Schulter – keine Ahnung, wie lange. Obwohl ich sie schon verloren hatte, seit sie Stephen geküsst hatte, war das nun was anderes.
    Dennoch blieb ein Hoffnungsschimmer. Ich war Realistin, okay, aber ich hatte in der vergangenen Woche schon einige Wunder erlebt. Sie war nicht getötet worden, sondern nur mitgerissen. Natalie hatte einen Weg herausgefunden. Wenn das möglich gewesen war, würde es Carly vielleicht auch gelingen. Schließlich blickte ich Bishop mit tränenverschleiertem Blick an.
    Er hielt mein Gesicht in seinen Händen und sah mich besorgt an. „Es tut mir leid, Samantha.“
    Ich schaute hinunter auf sein blutbeflecktes T-Shirt. SeineWunden waren tief und bluteten noch immer. „Werden die heilen?“
    Er verzog das Gesicht. „Ich werde Zachs Hilfe brauchen.“
    Ich schaute mich in der Lounge um und war überrascht, dass nur noch wir drei dort waren. „Wo ist Stephen?“ Er war derjenige, der wusste, wo meine Seele war. Und Carlys.
    „Fort. Er muss abgehauen sein, nachdem Natalie erstochen worden war. Die anderen sind auch weg.“ Er strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Er kann die Stadt nicht verlassen, also kann er sich nur verstecken. Wir sind inzwischen ziemlich gut darin, in dieser Stadt Grays aufzuspüren. Ihn werden wir auch finden.“
    Ich nickte und atmete stockend ein. „Also, ich nehme an, dass du an Wunder glaubst.“
    Er schenkte mir ein Lächeln, das mich wärmte. „Das kommt so mit dem Job.“
    Ich knabberte an meiner Unterlippe und blickte zu dem Fleck hinüber, an dem der Strudel verschwunden war. Mir war danach, mich irgendwo zu einer Kugel zusammenzurollen und zu weinen. Stattdessen wischte ich mit der Hand durch mein Gesicht und entschied, solange es mir noch gelang, stark zu bleiben. „Was jetzt? Natalie ist fort. Was passiert jetzt?“
    „Himmel und Hölle haben ihre Präsenz vor etwa zwei Wochen gespürt. Sie werden auch jetzt bemerken, dass sie fort ist. Doch sie können die Stadt noch nicht von dem Schutzwall befreien. Die Grays stellen noch immer eine Bedrohung dar, allerdings sind sie nicht ansatzweise so stark, wie Natalie es war.“
    Ich sah ihn an. „Als du also gemeint hast, dass du in einer Woche hier fertig sein würdest …“
    „… war das wohl eher Wunschdenken.“ Er schnitt eine Grimasse. „Mir wurde ursprünglich gesagt, dass ich zurückgeholt würde, wenn die Quelle fort ist, damit ich geheilt würde, fallses irgendwelche Nebenwirkungen vom Durchqueren der Barriere gegeben hätte. Dann hätte ich versucht, einen Weg zu finden, dir zu helfen – während die anderen weiterhin nachts auf Patrouille gegangen wären. Aber das wird jetzt nicht mehr geschehen. Ich werde nirgendwohin gehen. Ich bin jetzt ganz offiziell ein gefallener Engel.“
    „Und ganz offiziell verrückt, je nach Tagesform.“
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