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Dark Hearts

Dark Hearts

Titel: Dark Hearts
Autoren: Neslihan Dadas
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schon.
    „Verpiss dich von der Straße!", rief plötzlich eine männliche Stimme, die mich für einen Moment völlig aus der Fassung brachte. Seine Beleidigung nahm ich kaum wahr. Ich hatte das Grollen in seiner Brust gehört. Gehörte er etwa zu meiner Rasse? Stammte er aus der Geisterwelt? Der Mann hatte das Seitenfenster geöffnet und wedelte mit seiner Hand umher. Durch die dunkel getönten Scheiben konnte ich sein Gesicht leider nicht erkennen. Ich widerstand dem Drang, zu ihm zu gehen und ihn um Rat zu fragen. Vielleicht könnte er mir sagen, in welcher Welt ich gelandet war. Als er jedoch plötzlich Gas gab, sprang ich zur Seite, damit er an mir vorbeifahren konnte, ohne mich zu verletzen.
    Ach du Scheiße!
Dem hätte es glatt nichts ausgemacht, Seinesgleichen umzufahren. Fassungslos starrte ich dem Auto hinterher. An mir fuhr noch ein Wagen vorbei. Und noch Einer. Die gegenüberliegende Seite konnte jetzt nicht mehr weiterfahren, weil ich ihnen im Weg stand.
    Meine Güte, als ob sie sterben würden, wenn sie ein bisschen warteten. In der Geisterwelt sagte doch auch Niemand etwas dazu, wenn man die Straße bei Rot betrat.
    Oh, es war Rot! In dieser Welt schienen die Wesen also doch noch ein bisschen Anstand zu besitzen. Gerade als ich mich zu den Anderen auf den Bürgersteig gesellen wollte, da leuchtete die Ampel auch schon Grün. Wieder wurde ich von unzähligen Personen umzingelt. Sie schubsten mich, beleidigten mich und begafften mich.
    Ich spürte, wie ich wütend wurde. Diese Wesen hatten keine Ahnung, wer ich war und dennoch gingen sie mit mir wie ein Nichts um. Ich sollte ihnen zeigen, zu was ich wirklich fähig war.
    Oder lieber doch nicht...
    Schließlich hatte ich keine Ahnung, welche Kräfte sie alle besaßen und ob sie stärker als ich waren. Ich war gerade erst dem Tod entkommen. Noch einmal wollte ich nicht etwas Dummes machen.
    Laut schluckend drehte ich mich daher nach rechts und verließ gemeinsam mit den anderen Personen die Straße.
    Ich ging lange Zeit nur geradeaus – ohne irgendein Ziel im Auge zu haben. Zweimal bog ich um die Ecken, ein weiteres Mal überquerte ich eine Ampel und dann entdeckte ich zwischen zwei großen Hochhäusern eine dunkle Gasse.
    Alandre meinte ständig, dass ich als junge Frau nicht in dunkle Gassen gehen durfte, weil es dort zu gefährlich sein könnte, aber ich wollte unbedingt die Menge hier verlassen.
    Eilig schritt ich also in sie hinein und war froh darüber, dass es hier kein Licht gab, das mich blenden konnte. Ich war in der Lage, trotz der Dunkelheit alles haargenau zu erkennen, deshalb waren Laternen nicht nötig.
    Ich blinzelte ausdruckslos, als ich einen großen, merkwürdig geformten Kasten mit offenem Deckel und jeweils einem Rad an jeder Ecke sah.
    Mir war vorhin aufgefallen, dass so ein Ding in vielen Gassen gestanden hatte. In der Geisterwelt hatte man uns erzählt, diese Dinger seien Container - riesige Mülleimer. Es gab nur drei Welten, in denen es sie gab. Alles hier schien aus richtigen Materien angefertigt worden zu sein, abgesehen von den merkwürdigen Bildern an den Wänden hinter dem Container. Wer hatte sie dahingezaubert? Existierte die Magie hier also doch? Bei uns gab es so etwas wie Container nicht. Müll wurde einfach aufgelöst durch Zauberei. Deswegen war unsere wundervolle Geisterwelt auch so schön und rein. Diese Welt war es nicht.
    Ich verzog mein Gesicht, als ich den Gestank wahrnahm, der von den Essensresten aus den gelben Säcken stammte.
    Irgh!
    Moment mal. Essen? Die Wesen nahm solch eine Nahrung zu sich? Wieso aber hatten die Personen da drüben auf der Straße nicht so sehr gestunken?
    Ich hatte ihre Herzschläge wahrnehmen können. Ihre Körper arbeiteten in vollem Gange. Sie lebten. Und zwar richtig. Alandre hatte mir schon sehr oft von den sterblichen Wesen erzählt, die weder makellos, noch klug waren und von denen unsere Nahrung, das Blut, stammte. Wie hießen sie noch gleich?
    Mir wollte das Wort einfach nicht einfallen, obwohl ich scharf nachdachte.
    Irgendwann gab ich es auf.
    Bestimmt würde ich es noch erfahren. Jetzt musste ich die Chance, mich ein wenig ausruhen zu können, nutzen. In dieser Gasse könnte ich über Nacht verweilen. Ich atmete einmal tief durch und entspannte meinen Körper so gut es ging. Im Moment war ich in Sicherheit.
    Trotz des beruhigenden Gedankens überkam mich plötzlich das Gefühl der Einsamkeit.
    Ich kauerte mich an die Wand – möglichst weit entfernt von dem stinkenden
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