Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Hearts

Dark Hearts

Titel: Dark Hearts
Autoren: Neslihan Dadas
Vom Netzwerk:
er mir wirklich helfen wollte, auf dieser Welt klarzukommen, dann durfte ich auf keinen Fall dieses Angebot abschlagen. Moment mal.
    Ich stutzte.
    Ich hatte diese beiden Männer gerade noch beleidigt? Waren sie denn kein bisschen böse auf mich? Vielleicht war das Glück heute doch auf meiner Seite.
    Ich setzte mich aufrechter hin und beschloss, mich bei ihnen so vorzustellen, wie man es mir beigebracht hatte. "Also, mein Name ist Sotiria Conmara aus Paisean, Tochter von Thurimo Conmara und Schwester von Alandre Conmara. Meine Mutter-"
    "Das wollten wir alles gar nicht wissen", unterbrach mich Tom plötzlich argwöhnisch, "Wir wissen jetzt mehr als nur deinen Namen und wenn du uns noch sagst, wie alt du bist, dann wäre das perfekt, Sotiria."
    "Hmmm..." Raj schürzte nachdenklich seine Lippen. "Sotiria...", wiederholte er meinen Namen dann, "Er scheint wirklich nicht von dieser Welt zu sein."
    Oh. Oh! Hatte er mich bereits durchschaut? Wusste er, dass ich eine Außerirdische war? Ich sah doch genauso aus wie alle anderen Blutbeutel, oder etwa nicht? Unauffällig blickte ich wieder an mir herunter, aber mir wollte nichts Ungewöhnliches auffallen. Und so besonders war mein Name nun auch wieder nicht. Obwohl... die Beiden vor mir hießen Raj und Tom. Wer wusste schon, ob alle Blutbeutel Namen hatten mit nur drei Buchstaben und ob all ihre Nachnamen furchtbar komisch waren.
    Jetzt wusste ich schon, dass man sich auf dieser Welt anders vorstellte, als in der Geisterwelt. Und es gefiel mir. Normalerweise hätte ich meine ganze Familie erwähnen müssen. Und ich hatte unglaublich viele Verwandte.
    Ich versuchte es noch einmal - dieses Mal so, ohne zu viel von mir preiszugeben. "Ich bin neunundneunzig Jahre alt."
    Einen kurzen Moment lang herrschte Stille im Raum. Dann waren es Raj und Tom, die anfingen, laut und brüllend zu lachen.
    Ich konte überhaupt nicht verstehen, wieso. Sie sollten mich bewundern! Soweit ich wusste, wurden Blutbeutel nur ganz selten älter als hundert Jahre. Auf mich dagegen wartete noch die ganze Ewigkeit. Ich war unsterblich, sie nicht.
    "Das war ein echt guter Witz!", prustete Raj, der sich bereits den Bauch festhielt, "Ich wäre auch gerne neunundneuzig Jahre alt und würde so jung aussehen! Scheiße, das wäre geil!"
    Ich kniff meine Augen böse zusammen. Wollten die mich verarschen? "Warum glaubt ihr mir nicht?", fragte ich sie, aber anstatt mir zu antworten, lachten sie weiter. Tom zeigte sogar mit seinem Zeigefinger einmal auf mich und fiel von der Couch, auf er sich vorher niedergelassen hatte.
    "Ich habe noch nie von dieser Stadt gehört... wie hieß sie noch gleich?"
    "Paisean", half ich ihm ausdruckslos auf die Sprünge.
    "Ja, Paisean!" Sein Lachen wurde noch lauter als Rajs. "Aus welchem Staat kommst du bloß, Süße!"
    Was war denn ein Staat? Bezeichnete man hier Staaten als Welten? "Ich stamme aus der Geisterwelt."
    Und sie lachten weiter.
    Fand das hier denn gar kein Ende? Fanden sie mich so lustig? Am Liebsten würde ich den beiden eine Lektion erteilen, damit sie aufhörten.
    „Ich..." Was sollte ich bloß machen? „K-könnt ihr mir vielleicht sagen, in welcher Welt ich gelandet bin?"
    Kaum hatte ich das gefragt, da wurden ihre Mienen auch wieder ernst. Wow, das war ja schnell gegangen. Aber warum lachten sie bei den anderen Fragen und bei dieser hörten sie sofort auf? Das war merkwürdig.
    Raj räusperte sich zweimal und packte Tom plötzlich am Arm, um ihn eilig aus der Stube in das Zimmer nebenan zu zerren, das, wie ich jetzt erkennen konnte, bestimmt ihr Schlafzimmer war.
    Oh Gott!
    Wieso hatte ich nur ein Bett gesehen? Sie waren doch nicht-
    Oh, lieber Gott im Himmel, wo war ich nur gelandet? Diese Männer schienen ein Verhältnis miteinander zu haben und anscheinend machte es ihnen auch nichts aus, mit dem anderen Geschlecht zu schlafen. War das normal in dieser Welt? Männer liebten Männer und... liebten Frauen auch Frauen? Ich hatte davon gehört, aber da es so etwas in Paisean nie gegeben hatte (jedenfalls wusste ich nichts darüber), hatte ich es nie geglaubt. Waren die Blutbeutel denn kein bisschen religiös? Glaubten sie nicht an Himmel und Hölle?
    Raj machte die Zimmertür zu.
    Erst wollte ich nicht lauschen, doch dann entschied ich mich anders. Vielleicht gab es ja etwas, das mir hier helfen konnte.
    Also spitzte ich meine Ohren.
    Ich spürte, wie Raj sich mit den Händen durch die Haare fuhr und im Raum auf und ab ging. Er war verzweifelt. Tom dagegen saß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher