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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny
Autoren: Jennifer Benkau
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passiert ist.« Er schwieg, aber ich spürte, dass er mehr sagen wollte. Als er weitersprach, war seine Stimme leise und zum ersten Mal klang sie betrübt. »Solltest du Cloud jemals wiedersehen, würdest du dann für mich lügen?«
    »Jederzeit«, hauchte ich.
    »Sag ihm, ich wäre im Kampf gefallen. Ja, bitte sag ihm das. Das würde mir viel bedeuten. Er soll sich nicht für mich schämen müssen.«
    Ich verstand nur langsam, was er meinte. Aber dann begriff ich, dass es Neel war, der sich schämte. Er wollte nicht nur in Clouds Vorstellung lieber tot als gefesselt in der Hand der Feinde sein.
    Später wurde mir klar, dass ich ihm das hätte ausreden müssen. Es war keine Schande, gefangen genommen zu werden, und noch weniger war es eine Schande, Folter zu überleben. Aber in der stickigen Zelle erinnerte ich mich zu gut an das Gefühl, den Percents völlig machtlos ausgeliefert zu sein. Mir fehlten die Argumente.
    Als ich ging, tat ich es, weil Neel es von mir verlangte und ich nicht mehr in der Lage war, ihm eine Bitte zu verwehren. Erst auf der Türschwelle kam mir die Erkenntnis, dass ich ihn vermutlich für eine lange Zeit nicht sehen würde. Vielleicht ... nie mehr. Ich taumelte, musste mich am Türrahmen festhalten und beherrscht atmen, so sehr schwankte der Boden unter mir.
    Als Matthial seine Hand nach mir ausstreckte, riss ich mich zusammen und stakste steifbeinig an ihm vorbei. Fassungslos starrte er mich an und redete auf mich ein. Ein Schwall aus Sätzen und Buchstaben, der an mir abprallte. Ich wuchtete meinen Körper, der mit jedem Schritt, den ich mich von Neel entfernte, schwerer wurde, die Treppe hoch. Ich wäre lieber nach draußen gegangen - ziellos geradeaus aber Josh folgte mir wie ein Schatten und ließ mich still wissen, dass ich eine Gefangene meiner eigenen Leute war. Ich warf die Tür meiner Kammer vor seiner Nase zu.
    Matthial kam etwas später nach und setzte sich unaufgefordert auf meine Matratze. Ich stand auf. Tigerte im Raum umher, um mich schließlich, mit größtmöglichem Abstand zu ihm, neben dem Fenster an die Wand zu lehnen. Es war diesig draußen. Der dunkle Staub, den Dark Canopy als Kuppel über unser Land legte, hatte sich mit dem Nebel vermischt. Wir waren alle gefangen unter einer Wolke aus Asche.
    »Früher«, brachte ich mühsam hervor, weil mit jedem Wort Tränen aus mir herausdrängten, »hättest du so etwas nie zugelassen.
    Jetzt ordnest du es selbst an.« Matthial seufzte resigniert. »Er ist ein Percent.« »Das macht doch keinen Unterschied.«
    Er sah mich missfällig an, doch dann stahl sich etwas Weiches in sein Gesicht und die steile Stirnfalte, die sich zwischen seinen Brauen gebildet hatte, verlor an Tiefe. »Joy, du musst dich beruhigen. Ich weiß, dass es schwer für dich ist, wenn er als Einziger anständig zu dir war.«
    Anständig? Mit einem unwirschen Schlag in die Luft versuchte ich ihm zu verdeutlichen, dass das nicht reichte und er den Mund halten sollte. Er wusste doch gar nicht, wovon er sprach. Neel und ich hatten uns ineinander verliebt - aber wie sollte ich das Matthial begreiflich machen? Seine Eifersucht war die größte Gefahr für Neel. Außerdem glaubte Matthial, die Gefangenschaff hätte mich gebrochen und meine Liebe sei in Wirklichkeit Dankbarkeit dafür, dass Neel mich einigermaßen gut behandelt hatte. »Ich denke, ich weiß, wie du dich fühlst, aber -«
    »Nein.« Ich schnitt ihm das Wort ab. »Du hast keinen blassen Schimmer.«
    Er verstand nicht, dass ich mich hier und jetzt so gefangen und einsam fühlte wie seit vielen Wochen nicht mehr. Ich würde ihn hassen, wenn er es nicht verstehen wollte, aber ich redete mir immer noch ein, Matthial zu kennen. Er konnte unmöglich so grausam geworden sein. Er räusperte sich, vielleicht fiel auch ihm diese Unterhaltung schwer. »Er hat dir also nichts zu den Waffen gesagt?« »Er weiß nichts darüber«, log ich. »Bis zum Chivvy war er nur ein Varlet, kein vollwertiger Krieger. Die Triade verrät ihre militärischen Geheimnisse nicht jedem Kind.« Matthial glaubte mir nicht, aber er versuchte es zumindest. »Was hast du denn jetzt mit ihm vor? Matthial, er ist schwer verletzt. Du kannst ihn nicht dort unten sterben lassen.« »Kann ich nicht?« Es klang herausfordernd. Ich straffte die Schultern, was die abheilende Schusswunde in meinem Oberarm brennen ließ. »Du bildest dir viel darauf ein, ein Mensch zu sein, oder? Soll ich dir mal etwas sagen? Du bist kein Stück besser als die
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