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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny
Autoren: Jennifer Benkau
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waren die einzigen Menschen, die noch den Mut hatten, ihnen zu trotzen.
    Es hätte mich nicht irritieren dürfen, wie schwer das Sonnenlicht Neel verletzt hatte - immerhin hatte ich ihn schreien gehört -, trotzdem war ich wie gelähmt von seinem Anblick.
    Er sah nicht verletzt aus. Zerstört war das richtige Wort. Und es zerriss mich, ihn so zu sehen, zerriss, was ich hoffte, und ließ bloß Fetzen zurück.
    »Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für dich tun«, flüsterte ich, um ihm zu bedeuten, dass auch er flüstern sollte. Ich weiß nicht, was ich von ihm erwartet hatte, aber auch nachdem er so schwer misshandelt worden war, hatte ich bis jetzt geglaubt, er wäre in der Lage, mir einen Hinweis zu geben, wie ich ihn befreien könnte.
    Er drehte den Kopf in meine Richtung. Unter seinen herabhängenden Lidern sah es so aus, als wären seine Augen komplett schwarz, auch dort, wo sie eigentlich weiß sein sollten. Ich bemerkte zu spät, dass ich ihn anstarrte wie etwas Monströses, aber wenn meine Befürchtung wahr war, sah er mich ohnehin nicht.
    Er formte Worte, ohne die Lippen zu bewegen, als hätte er etwas im Mund, was er weder schlucken noch ausspucken durfte. Ich verstand ihn kaum, begriff nur langsam, was er mich gefragt hatte.
    »Geht es dir gut?«
    Mein Blick wanderte an seinem Körper herab. Es war kalt in der Zelle und Neel trug abgesehen von seiner Hose nur ein einfaches Unterhemd, das zerfetzt und an einigen Stellen mit dem Schorf verklebt war. Selbst unter dem dünnen Stoff konnte ich kein Stück unversehrte Haut entdecken. Dort, wo die Kruste aufbrach, sickerte Blut durch die Risse. An seinen im Schoß gefesselten Händen klebten Haferschleimreste, er musste wie ein Tier aus der Schale gegessen haben. Er konnte kaum sprechen vor Schwäche. Und er wollte wissen, ob es mir gut ging? Ich schüttelte den Kopf und sah ihn die Schultern anspannen. »Ich habe nichts zu befürchten, Neel. Aber es kann mir nicht gut gehen, wenn du -« »Ist bald vorbei«, tröstete er mich, was sich furchtbar und falsch anfühlte.
    Ich schluckte an einem riesigen, imaginären Klumpen aus Ekel. »Vielleicht hilft es, wenn wir Matthial nicht weiter reizen. Wenn du ihm sagst, was er wissen will, dann -«
    Er unterbrach mich wieder, diesmal, indem er den Mund zu einem Grinsen verzog. Seine Unterlippe sprang auf und ein Tropfen Blut rann ihm das Kinn herab. »Ich rede nicht über die Waffen.« »Ich verstehe«, log ich. »Aber dann kann ich dir nicht helfen.« Seine Miene veränderte sich. Er sah mich an, als würde er mich für meine Ahnungslosigkeit bedauern. »Musst du nicht. Ist gut, Joy.
    Alles wird gut.« »Was meinst du?« Wusste er mehr als ich?
    Er gab mir nur schwerfällig Antwort, aber er tat es. »Deine Leute schicken nach einem anderen Clanführer. Offenbar sind sie das Foltern leid und wollen es nicht selbst zu Ende bringen. Dein Clanführer ... er ist kein Killer. Das ist schlecht für mich.« Er stöhnte, ganz leise nur. »Es dauert so lange.«
    Mir wurde schwindelig. Ich atmete tief ein und der Gestank der Zelle ließ mich beinahe würgen. »Nach wem schicken sie?« Neel zuckte mit den Schultern.
    Ich hätte mir gerne eingeredet, dass er etwas falsch verstanden haben musste, aber ich wusste, dass am Morgen jemand fortgeritten war. Ich hatte den Hufschlag eines Pferdes gehört und mich gewundert, da der Reiter in Eile schien: Er oder sie war aus dem Tor des Clanhauses galoppiert, ohne zunächst die Muskeln des Pferdes auf-
    zuwärmen.
    »Jamies Clan«, vermutete ich, aber ich war mir nicht sicher. Ich hatte verpasst, was sich in den letzten Monaten in und zwischen den Clans geändert hatte. Unser Clan existierte nicht länger, er war entzweigebrochen. Ich wusste nicht mehr, als dass meine Schwester Penny und ihre Familie sich Matthials Vater Mars angeschlossen hatten. Sie waren fortgegangen. Niemand verriet mir, wohin. Vielleicht befürchtete Matthial, dass ich ihnen folgen würde.
    Doch momentan musste er ganz anderes von mir befürchten. Ich hatte das Bedürfnis, ihn zu schlagen, ihn zu würgen, ihm größere Schmerzen zuzufügen, als er ertragen konnte. Und gleichzeitig wollte ich ihn in die Arme schließen und um Verzeihung bitten. Denn das, was er geworden war, das war mir zuzuschreiben. Und damit auch Neels Zustand. Mir und meinen Fehlern.
    Ich mochte das Chivvy überstanden und sogar gewonnen haben -aber alles, was vor meiner Gefangenschaft und meiner Zeit bei Neel mein Leben gewesen war, lag in Trümmern
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