Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Titel: Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Energieverschiebungen nicht sehen, aber wenn diese stark genug sind, können sie sie fühlen, wie einen kalten Luftzug.
    Auf der Treppe zur U-Bahn ging Jaf langsamer, bis ich ihn eingeholt hatte, zeigte mir, welchen Eingang wir nehmen würden, und warf zwei altmodische Chips ein. Ich versuchte den Schauer zu unterdrücken, der mich dabei überlief – Dämonen zahlen normalerweise nie für irgendetwas. Was in Dreiteufelsnamen war hier eigentlich los?
    Wir stiegen in den Zug Richtung Süden. Der Druck der Menschenmassen schwappte weich und erstickend gegen meine mentalen Mauern. Meine Fingerknöchel waren weiß, die Schwertscheide hielt ich fest umklammert. Der Dämon stand ein Stück hinter mir, und mein Rücken prickelte -er könnte mir ein Messer zwischen die Rippen stoßen und mich einfach hier liegen lassen. Götter, beschützt mich. Das Jaulen des Antigrav vibrierte in meinen Backenzähnen, als der nachgerüstete Zug auf den mit reaktivem Fett geschmierten Gleisen dahinglitt. Der Antigrav ließ jeden Stoß zu einer seltsam fließenden Empfindung werden.
    Geflüster und Gemurmel erfüllten das Abteil. Ein kleines blondes Mädchen in Schuluniform starrte mir ins Gesicht. Vermutlich musterte sie die Tätowierung auf meiner linken Wange, einen verschlungenen Merkurstab, auf dessen Spitze ein funkelnder Smaragd sitzt. Smaragde sind das Erkennungszeichen der Nekromanten – als ob irgendjemand das Schwert hätte übersehen können. Ich lächelte sie an, und sie lächelte zurück. Ihre blauen Augen strahlten. Die Mutter, die eine käsigweiße Gesichtsfarbe hatte und über und über mit Einkaufstaschen behängt war, bemerkte es, sog scharf die Luft ein und zog das Kind ein bisschen näher an sich heran als unbedingt nötig.
    Mein Lächeln erlosch.
    Als der Zug durch eine Kurve schoss, rempelte mich der Dämon leicht an. Nervös zuckte ich zusammen, und wenn es die Menschenmassen erlaubt hätten, hätte ich mich davongeschlichen. So aber stieß ich versehentlich mit dem Ellbogen eine ältere Frau mit einer knisternden Plastiktüte, die einen würdelosen Quiekser ausstieß.
    Genau deshalb fahre ich nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dachte ich und lächelte die Frau entschuldigend an. Die Frau erbleichte unter ihrer grauen Haube, hustete und sah ganz schnell weg.
    Ich seufzte, und wieder erstarb mein Lächeln. Wieso versuche ich es eigentlich immer wieder? Die sehen ja doch nur meine Tätowierung.
    Ausnahmslos alle normalen Menschen fürchten sich vor Psionen – sie werden von der atavistischen Angst beherrscht, dass wir ihre Gedanken lesen können und über sie lachen, und dass wir irgendeinen ruchlosen Plan aushecken, um sie zu unseren mentalen Sklaven zu machen. Gerade solchen Befürchtungen hatten Tätowierung und Zulassung eigentlich Rechnung tragen sollen, indem sie Psionen eindeutig erkennbar machten und genau kontrollierten, wer psychische Dienste gegen Bezahlung anbieten durfte – aber damit waren wir nur noch mehr dem Hass ausgesetzt. Normale Menschen können sich einfach nicht vorstellen, dass für uns das Eintauchen in ihre Gedanken wie ein Bad in einem Abwasserkanal ist. Nur in dringenden Notfällen würde ein Psi freiwillig in die Gedanken eines normalen Menschen eindringen. Das Parapsychogesetz hatte dafür gesorgt, dass Psionen nicht länger wie Vieh ge- und verkauft wurden, aber den Hass hatte es nicht abschaffen können. Auch nicht die Angst, aus der sich der Hass nährte:
    Sechs Haltestellen später hatte ich es gründlich satt, dass Leute, die sich in das Abteil zwängen wollten, bei meinem Anblick hastig den Rückzug antraten. Weitere drei Haltestellen später war der Zug fast leer – wir hatten die Innenstadt rasch hinter uns gelassen. Das kleine Mädchen hielt die Hand seiner Mutter und starrte mich immer noch an, und am anderen Ende des Wagens hockte eine Gruppe jugendlicher Schlägertypen, deren Gesichter in dem Neonlicht blassgelb aussahen. Sie murmelten leise vor sich hin. Ich hatte mich mit dem rechten Arm an einer der Stangen eingehängt, um die Hand frei zu haben, für den Fall, dass ich das Schwert ziehen musste. Bakterienverseuchte U-Bahn-Sitze konnte ich nicht ausstehen.
    „Nächste Haltestelle“, sagte Jaf-der-Dämon. Ich nickte. Er stand immer noch sehr dicht neben mir, und sein Geruch überlagerte die abgestandene Luft und die Ausdünstungen der U- Bahn. Ich warf einen Blick zum anderen Ende des Abteils und sah, dass sich die jungen Männer gegenseitig anstießen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher