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Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Titel: Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Autoren: Lilith Saintcrow
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gleich abhauen, solange ich noch die Chance hatte, mit einem schnellen Sprint die Oberfläche zu erreichen, als mich von dem Dämon in den U-Bahn-Tunnel zerren zu lassen. Wenn ich seinen Namen wüsste, könnte ich ihn vielleicht wenigstens daran hindern, mich umzubringen.
    „Tierce Japhrimel“, sagte er schließlich.
    Ich blinzelte, verblüfft darüber, dass er nachgegeben hatte, und wog schnell die Risiken gegeneinander ab. „Schwörst du beim Fürsten der Hölle und bei den Wassern der Lethe, dass dein wahrer und vollständiger Name wirklich Tierce Japhrimel ist?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich schwöre es“, sagte er nach einer langen, spannungsgeladenen, schweißtreibenden Sekunde des Schweigens.
    Ich sprang in den dunklen U-Bahn-Schacht hinunter und stieß mir dabei die Knie. Ich bin zu alt für diesen Mist, dachte ich. Ich war schon vor zehn Jahren zu alt für diesen Mist. „Gut gemacht“, murmelte ich. „Also dann, auf geht's. Aber ich warne dich: Wenn du irgendwelche Tricks versuchst, verhexe ich dich, egal ob du ein Dämon bist oder nicht.“
    „Das wäre dann wahrlich ein Meisterstück.“ Ich glaube, er hatte das nur ganz leise sagen wollen, aber die Worte hallten in der ganzen U-Bahn-Station wider.
    Nachdem ich das also klargestellt, mein Schwert griffbereit und keine weiteren Ausflüchte parat hatte, folgte ich dem Dämon in die Finsternis.

5
     
     
    Wenn ich auch nur mit annähernder Gewissheit sagen wollte, wo der Dämon die Tür öffnete, die in das blendende, rote Licht führte, wäre ich ziemlich aufgeschmissen. Unter der Erde ist mein Orientierungssinn nicht sonderlich ausgeprägt. Wie der Dämon das Gefüge der Realität zerriss, um die Wände der Welt zu teilen – nun, das ist ein komplizierter Vorgang, der eine übermenschliche Menge an Psinergie erfordert, und ich habe noch nie erlebt, dass das jemand schafft, der kein Dämon ist. Magi hatten von Zeit zu Zeit versucht, selbst einen Durchgang von der diesseitigen Realität zur Welt der Dämonen zu erzwingen, anstatt einen Dämon anzurufen und um sein Erscheinen zu bitten. Aber ich war Nekromantin. Das Reich der Toten war die einzige andere Realität, die mich interessierte.
    Einige Magi behaupten, die höheren Formen von Psinergie beruhten auf dem Durchsickern von Materie zwischen dieser Welt und der Welt der Dämonen. Mir war so etwas noch nie untergekommen – mehr als die natürlichen Psinergievorkommen und menschliche Psinergie hatte ich nie wahrgenommen. Die Ausbildungsmethoden der Magi dienten zwar als Grundlage für den Unterricht, in dem Psionen die Beherrschung der Psinergie beigebracht wurde, daneben bekam jeder Magi aber auch noch ein gewisses Geheimwissen vermittelt, das entweder verschlüsselt oder auch nur mündlich von Lehrer zu Schüler weitergegeben wurde. Wie die Pflanzen-DNA-Karten der Skinlin oder die Seelengeleiter der Nekromanten war dieses Wissen ausschließlich zum persönlichen Gebrauch bestimmt.
    Es gab eine Einstiegsluke, daran zumindest erinnere ich mich noch – der Dämon öffnete sie, als hätte jemand sie mit Absicht unverschlossen gelassen. Andererseits – wer sollte hier unten schon rumlaufen? Ein langer Flur mit Betonboden, schwach erhellt von summenden Neonlichtern, und am Ende eine Tür -eine eisenbeschlagene Holztür mit einer gezackten, fließenden Glyphe, die tief in das Holz eingeritzt war. Die Glyphe rauchte und wand sich. Ich fühlte, wie die Realität um mich herum zerriss und sich auflöste, bis der Dämon das Einzige war, was noch feste Gestalt hatte.
    Inzwischen war mir ernsthaft übel. Ich schluckte Galle und war fast am Ersticken. Das hier ist nichts für Menschen, dachte ich. Gierige kleine Mäuler knabberten an meiner Haut. Dieses Wandern zwischen den Welten war ein bisschen wie freier Fall; deshalb sollte man es eigentlich auch nur astral machen. Mein Körper wurde extrem belastet, die Bausteine meiner Zellstruktur mussten Ladungen aushalten, für die sie nicht ausgelegt waren. Ganz zu schweigen von den verzerrten visuellen und akustischen Eindrücken, die meiner Wahrnehmung den Rest gaben. Die Andersartigkeit der Psinergie hier presste mir meine Aura gegen die Haut und ließ sie erzittern. Als der Dämon die Tür öffnete und das rote Licht mich blendete, erbrach ich beinahe die Hühnersuppe, die ich zu Mittag hinuntergeschlungen hatte. Der Dämon packte mich am Arm und riss mich hindurch, und jetzt verstand ich, warum er so dicht neben mir gestanden hatte. Sobald der
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