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Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Titel: Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Autoren: Lilith Saintcrow
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Jungs stöhnte. „Ja?“ Dieselbe kühle, roboterartige Stimme.
    „Du hast doch hoffentlich niemanden umgebracht?“, fragte ich.
    Gleißend grüne Augen versengten die Luft. Er zuckte mit den Schultern. „Das würde bloß Ärger geben.“
    „Ist das jetzt ein Ja oder ein Nein?“ Ich verstärkte den Griff um das Heft. „Hast du einen von ihnen umgebracht?“ Ich hatte keine Lust auf den ganzen Papierkram, auch wenn es sich um ein Tötungsdelikt in Notwehr handelte.
    „Nein, sie werden es überleben“, antwortete er und warf einen Blick nach unten. Dann trat er geziert aus dem Kreis heraus, den die Körper bildeten.
    „Anuhis et’herka“, hauchte ich. Anubis, beschütze mich.
    Der Dämon hatte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Der Zug bremste abrupt, und ich kippte nach hinten, sodass nur noch meine Absätze den Boden berührten. Wenn er mich angreifen wollte, war dies genau der richtige Moment. „Der Fürst wünscht, dass ich dich unversehrt bei ihm abliefere“, sagte er und trat zur Tür, ohne mein Schwert aus den Augen zu lassen.
    „Erinnere mich dran, dass ich mich bei ihm dafür bedanke“, gab ich patzig zurück und versuchte, den Staub runterzuschlucken, den ich plötzlich im Mund hatte. Ich fragte mich, welche weiteren „Wünsche“ der Fürst wohl noch geäußert hatte.

4
     
     
    Schließlich standen wir auf dem Bahnsteig, und ich ließ mein Schwert widerwillig in die Scheide zurückgleiten. Der Dämon beobachtete die Krankenschwester, die ihr kleines Mädchen eiligst die Treppe hinaufzerrte. Die Haltestelle war verlassen, und das Geräusch des auf seinen reaktivgeschmierten Gleisen davongleitenden Zuges hallte von den Keramikfliesen wieder. Ich atmete tief ein und versuchte, mein rasendes Herz zu beruhigen.
    Nachdem auch die letzten Schritte verklungen waren, drehte der Dämon sich auf dem Absatz um und sprang auf die Gleise hinunter.
    „Oh nein“, sagte ich. „Nie und nimmer. Unter gar keinen Umständen.“ Ich trat sogar zwei Schritte zurück. „Schau, ich bin ein Mensch. Ich kann nicht auf U-Bahn-Gleisen rumspazieren.“ Die Haltestelle schien in sich zusammenzuschrumpfen, die Wände nach innen rücken zu wollen. Sehnsüchtig blickte ich zur Treppe.
    Er sah zu mir hoch, die langen, dünnen, goldenen Hände tief in den Taschen vergraben. „Du hast nichts zu befürchten“, sagte er schließlich.
    „Das behauptest du“, fuhr ich ihn an. „Dein Leben steht ja nicht auf dem Spiel. Also wirklich. Auf gar keinen Fall.“
    „Es ist der schnellste Weg.“ Sobald er den Satz beendet hatte, wurden seine Lippen zu einem noch dünneren Strich. Mir war klar, dass er allmählich die Geduld mit mir dummem, menschlichem Wesen verlor. „Ich verspreche dir, es ist ungefährlich. Solltest du dich jedoch weiterhin sträuben, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich hier runterzuzerren.“
    Ich hatte gerade zusehen dürfen, wie er sechs Neopunks niedergemacht hatte, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten. Wer weiß, zu was er noch alles fähig war?
    „Sag mir deinen Namen. Dann komme ich runter.“
    Kaum war mir das rausgerutscht, trat ich rasch noch zwei Schritte zurück. Hätte ich das doch bloß nicht gesagt. Aber jetzt war es zu spät. Der Dämon gab einen Laut von sich, der ein Lachen sein mochte.
    „Bring mich nicht dazu, dich hier herunterzerren zu müssen, Nekromantin. Dem Fürsten würde das ganz und gar nicht gefallen.“
    „Das ist nicht mein Problem. Auf gar keinen Fall. Ich traue dir nicht.“
    „Du hast den sicheren Hort deiner Heimstatt verlassen und bist mir bis hierher gefolgt.“ Seine Augen verengten sich. „Es ist nicht sehr klug, jetzt mit Nörgeln anzufangen.“
    „Dann bin ich also neugieriger, als mir guttut“, entgegnete ich. „Sag mir deinen Namen, und ich komme mit.“
    Er zuckte mit den Schultern und spreizte die Finger. Ich wartete. Wenn der Fürst wirklich wollte, dass ich ihm unversehrt übergeben wurde, würde mir der Dämon seinen Namen sagen. Nicht, dass es groß eine Rolle spielte – ich war kein Magi, der einen unbedeutenderen Dämon zwingen konnte, ihm zu Willen zu sein, oder mit einem höherrangigen Dämon einen Handel abschließen konnte, bei dem langjährige Dienste gegen Blut, Sex oder gute PR getauscht werden. Mit Dämonen hatte ich so gut wie nie zu tun. Er hatte ja recht, wenn er sagte, dass es nicht unbedingt klug war, ausgerechnet jetzt den Rückzug anzutreten, nachdem ich schon so weit mitgekommen war. Trotzdem – lieber
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