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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein
Autoren: Cathy Woodman
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Bett.
    »Ich habe schon eines von Delphis Ponys im Auge«, verkündet Sophia von der Türschwelle aus. »Ein fantastisches Dartmoor, beste Qualität. Das wäre ein schönes Projekt für den Winter. Lucie und ich könnten es einreiten, damit es nächstes Jahr für George bereit ist.«
    »Das ist ein bisschen früh«, protestiere ich hastig.
    »Sie werden mich nicht davon abhalten, Maz. Es ist die Pflicht seiner Großmutter, für ein halbwegs anständiges Reittier zu sorgen.«
    »Wird’s nicht allmählich Zeit für den Tee? Der alte Knabe da unten wartet sicher schon auf sein Abendessen«, sagt der alte Fox-Gifford, offensichtlich weitgehend unbeeindruckt von der Ankunft seines neuen Enkelsohns, doch als wir gerade das Zimmer verlassen, hält er inne und beugt sich tief über das Bettchen. George zuckt zusammen, öffnet die Augen und beginnt zu schreien.
    »Warum haben Sie das gemacht«, sage ich und hebe George aus dem Autositz. »Sie haben ihn erschreckt.« Mich hingegen erschreckt vielmehr die unübersehbare Ähnlichkeit zwischen George und seinem Großvater.
    »Der muss abgehärtet werden, es soll ja kein verzärtelter Weichling aus ihm werden«, kontert der alte Fox-Gifford, und mir fällt auf, dass er, halb verborgen unter seinem alten Tweedjackett, ein schönes Stethoskop um den Hals trägt. Ist das etwa meins? »Der Tierarztberuf ist nichts für Schwächlinge.« Er sieht mich an. »Nicht, dass ich deine Mutter für einen Schwächling halten würde. Oder ihre Partnerin.«
    »Vater«, mischt sich Alex warnend ein, doch der alte Fox-Gifford lässt sich nicht beirren. »Die meisten Leute hätten aufgegeben, nach dem, was ihnen passiert ist. Sie hätten das Handtuch oder besser gesagt den Putzlumpen geworfen und ihre Praxis geschlossen, aber nein, die beiden machen einfach weiter.«
    Ich fange gerade an, mich zu fragen, ob er Emma und mich endlich als Kollegen akzeptiert hat, als er hoffnungsvoll fortfährt: »Aber vielleicht stellt sich ja auch heraus, dass sie sich damit komplett zum Narren machen.«
    »Geben Sie mir das Baby.« Mit diesen Worten reißt mir Sophia George aus dem Arm, als fürchte sie, der Sarkasmus ihres Mannes könnte mich doch noch dazu verleiten, den Kontakt zu ihnen einzuschränken. »Komm zu Oma, mein Süßer«, fügt sie mit einem gollumhaften Zischen hinzu.
    George verstummt und versucht, ihr Gesicht zu erkennen. Ich rechne eigentlich damit, dass er gleich wieder anfängt zu weinen, aber stattdessen starrt er sie, vor Konzentration schielend, einfach nur an.
    Ein Lächeln zeigt sich auf Sophias schmalen Lippen, und ihre Krähenfüße vertiefen sich, als sie ihn eng an ihren langen, mageren Körper hält und seinen Kopf schützend in einer Hand birgt. Sie mag zwar streng sein zu ihren Enkelkindern, doch sie liebt sie offensichtlich über alles. Irgendwie sieht sie jünger aus und scheint sich an die Zeit zu erinnern, als sie ihren eigenen Sohn auf diese Weise hielt. Sie schaut zu Alex hinüber, der zurücklächelt, und ich spüre, wie sich ein Knoten in meiner Brust zusammenballt. Werde ich meiner Mutter wirklich die Möglichkeit verweigern, ihren Enkel kennenzulernen?
    Unbemerkt husche ich aus dem Zimmer und gehe nach draußen auf den Hof, um ungestört zu sein. Allerdings vergewissere ich mich, dass ich in Rufweite bleibe, falls George anfangen sollte zu weinen. Nach der Geburt tut mir noch immer alles weh, und so setze ich mich vorsichtig auf die wacklige Holzkonstruktion, die Sophia als Aufsteighilfe benutzt, nehme mein Handy und wähle die Nummer meiner Mutter. Ich weiß genau, wenn ich den Anruf hinauszögere, werde ich es mir wieder anders überlegen. Schuldbewusst registriere ich, dass sie nicht mehr in meiner Wahlwiederholungsliste auftaucht.
    »Mum?«, frage ich. »Bist du das?«
    »Wer soll es denn sonst sein?«, blafft sie mich in ihrem ausgeprägten Londoner Akzent an. »Was willst du? Ich gehe doch davon aus, dass du etwas willst. Du rufst nur an, wenn du etwas von mir willst.«
    »Ich will nichts von dir – ich wollte dir nur sagen, dass du Großmutter geworden bist.«
    Schweigen. Einen Moment lang frage ich mich, ob sie einfach aufgelegt hat.
    »Wie ist das möglich?«, fragt sie schließlich, und ich höre Erstaunen und Verwunderung in ihrer Stimme. »Heißt das …?«
    »Ja.« Vor Rührung schnürt es mir die Kehle zu. »Ich habe ein Baby bekommen. Einen Jungen, er heißt George.«
    »Und da war es zu viel verlangt, vorher mal kurz anzurufen und mir zu sagen, dass du
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