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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor
Autoren: Caroline Lenz
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möchten?«
    Â»Natürlich!«, faucht sie in den Hörer, »ich weiß genau, dass Sie meinen Mann bei den Übergaben extra lange aufhalten, um ihm schöne Augen zu machen! Und jetzt lassen Sie ihn endlich nach Hause gehen. Ich warte schon seit Stunden auf ihn.«
    Â»Frau Dietrich, Ihr Mann ist bereits unterwegs. Ich denke, wir sollten dieses Gespräch jetzt beenden.«
    Spinnen denn jetzt alle? Dr. Dietrich ist seit fast zwei Stunden auf dem Heimweg, und ich soll ihm angeblich schöne Augen machen? Letzteres ist absolut ausgeschlossen. Dr. Dietrich ist total unattraktiv: Er ist so schmächtig wie ein Fünfzehnjähriger, hat eine ebenso kieksige Stimme, trägt einen lichten Dreitagebart, und seine Kleidung riecht muffig nach altem Kleiderschrank. Er ist so überhaupt nicht mein Typ. Aber erstaunlicherweise scheinen sich mindestens zwei Frauen um ihn zu bemühen. Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Ich muss unbedingt Vera fragen, wer seine unbekannte Flamme am Telefon sein könnte. Vera ist immer überaus gut informiert. Vor allem muss ich Frau Dietrich irgendwie davon überzeugen, dass ich nicht hinter ihrem Ehegatten her bin. Nicht dass nachher noch ein Zettel über mich an der Pinnwand hängt! Das wäre mein Untergang! Mein bislang absolut tadelloser Ruf wäre dahin! Eine Katastrophe!
    Der Rest der Nacht verläuft friedlich. Eine Lösung für das Dietrich’sche Problem finde ich allerdings nicht. Dafür schaut Dr. Klemme ein paarmal in der Notaufnahme vorbei. Mann, sieht der gut aus, obwohl er schon seit Stunden im Dienst ist! Dieser positive erste Eindruck ist zwar dahin, sobald er sich zu Wort meldet, aber er ist schon ein heißes Schnittchen, und das sogar im Nachtdienst! Wie macht der das nur? Botox? Fruchtsäure-Peelings? Wenn mein Ruf durch unseren umtriebigen Dr. Dietrich demnächst ohnehin ruiniert ist, dann könnte ich ja vielleicht mal mit ihm …
    Als könne er Gedanken lesen, kommt er grinsend auf mich zu:
    Â»Frau Doktor?« Er lehnt sich an die Wand und mustert mich von oben bis unten. Er kann doch hoffentlich keine Gedanken lesen, oder?
    Â»Ich glaube, da ist ein ganz spezieller Fall für Sie.« Während er sich abwendet, um in Richtung OP zu verschwinden, wird sein Grinsen noch breiter. Neugierig betrete ich das Behandlungszimmer, wo mir die Eltern eines Kleinkindes eine große Tupperdose überreichen.
    Â»Hier, Frau Doktor. Ihr Kollege meinte, Sie wären die Beste, um uns zu helfen.«
    Gut, dass ich erst mal frage, was drin ist, bevor ich die Dose öffne. Denn wie ich jetzt erfahre, ist es Kot. Stuhlgang. Kleinkindkacke! Was soll ich damit?
    Â»Unsere Tochter Eva hat vor zwei Wochen ein Zehn-Cent-Stück verschluckt. Unser Hausarzt hat uns gesagt, dass die Münze innerhalb von zwei Wochen schon von selbst wieder herauskommen wird. Da wollten wir sichergehen«, berichtet mir die Mutter. In Klein Evas Häufchen zu wühlen war den Eltern dann aber doch zu eklig. So haben sie lieber zwei Wochen lang Klein-Eva-Kacke in einer Tupperdose gesammelt.
    Â»Wir dachten, Sie können ja mal nachschauen, ob das Geldstück da drin ist«, fährt der Vater fort, »Ihr Herr Oberarzt musste ja so schnell in den OP , aber er meinte, Sie könnten das auch.«
    Klemme ist genau genommen gar nicht mein Oberarzt, und verschluckte Gegenstände sind eigentlich Kinderchirurgensache. Allerdings ist die Münze wahrscheinlich schon längst in der Dose des Grauens. Soll ich lachen oder weinen? Wenn ich die Dose mit den teils zwei Wochen alten Häufchen öffne, muss ich mich erst übergeben und falle dann tot um.
    Ich könnte versuchen, die Familie empört wieder wegzuschicken. Nein, das geht nicht, denn wir sind ein kundenfreundliches Krankenhaus. Was nun?
    Â»Warten Sie kurz, ich bin gleich wieder bei Ihnen«, halte ich die Eltern hin.
    Ambulanzschwester Petra bricht im Aufenthaltsraum in schallendes Gelächter aus, als ich ihr davon erzähle.
    Â»Super! Du hast gut lachen. Du sollst ja auch keine Kackhaufen nach einer Münze durchwühlen. Wo ist Klemme überhaupt? Er oder einer seiner Assistenten sind dafür zuständig.«
    Â»Das kannst du vergessen«, prustet Petra, »die sind alle im OP .«
    Â»Um was zu tun? Mit dem Endoskop eine Pizza Calzone auszunehmen, oder was?«
    Â»Nee, die haben wirklich ’ne eilige OP .« Petra hat Tränen in den
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