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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor
Autoren: Caroline Lenz
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verheiratet, betrügen aber ihre Frauen häufig ungeniert … Bevor ich mir jedoch weiter Gedanken über solche grundsätzlichen Lebens-Probleme mache, sollte ich endlich meinen Kollegen vom Spätdienst suchen, um ihn abzulösen.
    Vor der Pinnwand im Eingangsbereich der Notaufnahme hat sich eine beeindruckende Menschentraube versammelt. Das ist seltsam. Normalerweise lösen Ankündigungen von Seelsorgerbesuchen, Stillkursen und Häkelgruppen keine solche Aufregung aus. Vor allem nicht um diese Uhrzeit. Neugierig, wie ich bin, drängele ich mich rasch nach vorne. An der Pinnwand hängt ein leuchtend roter Zettel, auf dem in großen Buchstaben steht:
    Liebe Eltern, der angeblich so kinderfreundliche Arzt Dr. Mösli ist ein Heuchler! Er betrügt seine Frau mit OP -Schwester Gisela! Dabei hat er selbst vier Kinder!
    Das entspricht absolut den Tatsachen. Alles, was dort steht, ist wahr. Aber wer hat bloß diesen Zettel aufgehängt? Vermutlich seine Frau. Sie soll zu solchen Ausbrüchen neigen, hab ich gehört. Endlich mal wieder ein Skandal in unserer Krankenhaus-Live-Soap! In den letzten Wochen war es verdächtig ruhig. Ich liebe Skandale, sofern sie nicht mich selbst betreffen. Natürlich könnte ich den Zettel einfach abnehmen und vernichten. Aber warum sollte ich das? Ich möchte schließlich wissen, wie es weitergeht.
    Im Arztzimmer der Station für Jugendliche entdecke ich dann auch meinen Kollegen vom Spätdienst, Dr. Dietrich.
    Â»Hast du schon den Zettel an der Pinn…?«, stürme ich aufgeregt ins Zimmer.
    Â»Ohh, isch liebe disch …«, säuselt er gerade mit einem unglaublich schlecht gekünstelten französischen Akzent in den Telefonhörer und dreht sich irritiert zu mir um. Ich deute ihm an, im Schwesternzimmer auf ihn zu warten und ziehe mich zurück. Gott ist das albern! Dr. Dietrich kommt aus Husum und macht einen auf französischen Liebhaber. Ständig telefoniert er im Dienst mit seiner Frau. Dabei könnte er jetzt einfach nach Hause gehen und seine frankophilen Vorlieben dort ausleben. Dieses Paar scheint ein halbes Jahr nach seiner Hochzeit jedenfalls noch frisch verliebt zu sein.
    Nun stehe ich da, wie bestellt und nicht abgeholt, und warte auf die Übergabe. Das Telefon klingelt, und da ich gerade nichts zu tun habe, gehe ich ran: »Kinderklinik, Jugendstation, Plüm am Apparat.«
    Â»Guten Abend, hier spricht Frau Dietrich, kann ich bitte meinen Mann sprechen, Doktor Dietrich?« Das Wort Doktor betont sie derart, als wäre es das Wichtigste auf der Welt.
    Â»Ã„hm, ja, der Herr Dietrich … Der ist gerade in einem Gespräch …«, stammele ich entgeistert und füge in Gedanken hinzu ›in einem Gespräch mit Ihnen, dachte ich‹.
    Â»Einen Moment bitte.« Was ist denn hier los? Ich scheine in letzter Zeit einiges verpasst zu haben. Von wegen verdächtig ruhig. Leicht angesäuert wage ich mich wieder ins Arztzimmer, wo Doktor Schwerenöter inzwischen bei »… oooh ja, du bist eine Göttin …« gelandet ist. Jetzt reicht’s!
    Â»Deine Frau ist am anderen Apparat!«, unterbreche ich ihn so laut wie möglich.
    Schnell legt unser Möchtegern-Franzose die Hand auf die Sprechmuschel und flüstert: »Jetzt nicht, ich rufe sie zurück.«
    Na toll! Nun darf ich ihn auch noch decken. Er hätte wenigstens diskret sein können. Auf solche Spielchen habe ich echt keine Lust. Im Moment bleibt mir aber nichts anderes übrig, da ich nämlich von Natur aus ziemlich konfliktscheu bin. Also gehe ich brav wieder an den anderen Apparat und richte der gehörnten Frau Dietrich aus: »Ihr Mann wird sich so bald wie möglich bei Ihnen melden.«
    Nachdem Dr. Womanizer sein amouröses Telefonat beendet hat, bekomme ich endlich eine Übergabe und kann meinen Dienst antreten.
    Kurz nach eins wird ein Anruf an mich persönlich, wie der Pförtner neugierig betont, weitergeleitet. »Notaufnahme, Kinderklinik, Plüm am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
    Â»Hier spricht Frau Doktor Dietrich! Lassen Sie die Finger von meinem Mann!«
    Na super! Frau Dietrich, durch die Heirat mit einem Arzt nun anscheinend automatisch mitpromoviert, ist auf hundertachtzig! Warum machen sich die beiden nicht einfach einen schönen Abend?
    Â»Frau Dietrich, ich weiß nicht, wovon Sie reden. Sind Sie sicher, dass Sie mich sprechen
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