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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor
Autoren: Caroline Lenz
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mal den Brief. Es muss doch nichts Schlimmes drinstehen.«
    Â»Nein, natürlich nicht. Es ist bestimmt ein Liebesbrief vom Personalchef«, fauche ich Vera an.
    Â»Du wirst unsachlich.«
    Â»Ich bin gerade dabei meinen Job zu verlieren!«
    Â»Warum sollten die dich rausschmeißen? Du bist die beste Ärztin, die ich kenne. Mach den Brief auf.«
    Fein, die beste Ärztin, die ich kenne, ist Vera. Ich atme tief durch und reiße den blassgelben Umschlag auf. Ich bin eine gute Ärztin, ich bin eine gute Ärztin, ich bin eine gute Ärztin.
    Sehr geehrte Frau Dr. Plüm,
    Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir Sie mit Wirkung zum 01 . 08 . 11 mit der ärztlichen Versorgung der Moby-Fit- Ambulanz betrauen.
    Wir bedanken uns an dieser Stelle für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb der vergangenen zweieinhalb Jahre.
    Eine Einführung in die Ambulanz erhalten Sie am 01 . 08 . 11 durch Herrn Dr. Denner, den zuständigen Psychologen …
    Â»Das ist ja wunderbar. Deine erste Ambulanz«, jubelt Vera ins Telefon. Meine erste Ambulanz! Ich werde gar nicht gefeuert. Ich bekomme meine eigene Ambulanz. Und das schon übernächsten Montag! Normalerweise wird niemandem mit weniger als drei Jahren Erfahrung eine Ambulanz zugeteilt. Vera hatte recht. Ich bin eine gute Ärztin. Warum mache ich mich bloß immer so verrückt? Die Moby-Fit -Ambulanz ist doch super! Wie die meisten großen Kinderkliniken haben auch wir ein Adipositas-Schulungsprogramm. Ein Team, bestehend aus Ernährungsberatern, Köchen, Psychologen, Sportlehrern und Ärzten, arbeitet zusammen daran, übergewichtigen Kindern und Jugendlichen das Abnehmen zu erleichtern.
    Die Sprechstunde für kleine Walfische, ähem, korrekt ausgedrückt natürlich Adipositas-Sprechstunde, wuppe ich doch mit links. Lachend hopse ich in der Umkleide herum und plane mit Vera fürs nächste Wochenende einen diesem Anlass würdigen Prosecco-Abend.
    Â»Du sag mal. Hast du eigentlich schon Übergabe gemacht? Es ist kurz nach halb elf«, holt Vera mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    Das hätte ich in meiner Euphorie fast vergessen. Schnell ziehe ich die Thrombosestrümpfe an, schließlich möchte ich durch langes Stehen keine Krampfadern oder dicke Füße bekommen, und schlüpfe dann in die Bereichskleidung. Bereichskleidung! Bereichskleidung ist so eine Sache. Für die Frau gibt es verknitterte, ultragestärkte, weiße Karottenhosen und Kasacks. Schützt hundertprozentig vor sexuellen Übergriffen. Selbst wenn man die einzige Frau unter Tausenden von Kerlen auf einer Insel wäre, würde da nichts passieren. Für den Mann, den Gott in Weiß, liegen dagegen gutgeschnittene weiche Stoffhosen, die selbst Obelix einen knackigen Hintern verpassen würden, und Polohemden bereit. Natürlich sind wir Assistenzärztinnen unglaublich dankbar dafür, durch diese Kleiderordnung so fürsorglich beschützt zu werden. Manchmal schaffen Vera und ich es allerdings, die Wäschereileiterin mit Schokoladenkeksen zu bestechen und ein Paar von den guten Hosen zu ergattern. Leider nur manchmal. Liegt es etwa an der falschen Arbeitskleidung, dass so viele junge, hübsche und intelligente Ärztinnen Singles sind? Der Arzt kann sich dagegen ungeachtet von Aussehen oder Intelligenz kaum vor heiratswilligen Arztgattinnen in spe retten. Ich sag’s ja, die Hosen machen da bestimmt einiges aus!
    Letzte Woche hat Vera eine Statistik entdeckt, die kurz zusammengefasst belegt, dass Medizinerinnen den größten Anteil alter Jungfern ausmachen und die Selbstmordrate unter ihnen am größten ist. Das kann’s ja wohl nicht sein! Wir sind einigermaßen hübsch (außer in Bereichskleidung), intelligent, witzig und arbeiten hart. Das müsste Männern doch eigentlich gefallen! Vielleicht sind unsere Arbeitszeiten aber auch genau das Problem? Wo sollen wir den passenden Traummann finden? Wo ist er, der Prinz auf dem weißen Pferd? In unserer Klinik jedenfalls nicht. Dr. Klemme gibt’s zum Anschauen, aber bloß nicht zum Reden. Der einzige Pfleger, der nicht nur gut aussieht, sondern auch rücksichtsvoll, zuvorkommend und ein guter Zuhörer ist, ist natürlich schwul. Die Chefärzte, allesamt mit Frau und Kindern ausgestattet, sind nicht auf dem Markt und auch nicht wirklich sexy. Die meisten Assistenten sind ebenfalls
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