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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache
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brachte, sondern durchquerte allein das vertäfelte Vorzimmer, in dem eine einzige Sekretärin hinter dem Schreibtisch zwischen drei Büros hockte, von denen zwei leer aussahen. Die Namensschilder an den Türen waren abgeschraubt und hatten verräterische Löcher in dem dünnen Furnier hinterlassen. Grannie hätte mit Sicherheit gewusst, was dahintersteckte.
    Draußen überquerte Olivia einen Parkplatz voller Schlaglöcher und stieg in ihren Ford Ranger. Dann wusste RJ also von ihren Ausflügen zur Polizeistation. Großartig. Vermutlich wusste es die ganze Stadt und bald auch ihre Chefin im Third Eye, dem Laden, in dem sie neben ihrem Studium arbeitete.
    Wunderbar. Sie legte den Gang ein und lenkte den alten SUV mit lautem Gedröhne auf die Straße. Sie wollte nicht an die Visionen denken, die sie quälten, das Aufflackern des Bösen, das sie manchmal eher spürte als sah. Unzusammenhängende, kaleidoskopische Bruchstücke schrecklicher Ereignisse schossen ihr dann durch den Kopf und verursachten ihr Gänsehaut. Schließlich hatte all das Olivia so aus der Fassung gebracht, dass sie sich an die örtliche Polizei gewandt hatte.
    Wo sie als Irre abgetan und mehr oder weniger aus dem Gebäude gelacht worden war.
    Bei dem Gedanken stieg ihr die Röte ins Gesicht. Sie stellte das Radio an und bog etwas zu schnell um eine Kurve. Die Reifen des Ford Rangers quietschten protestierend.
    Manchmal war es mehr als schwierig, Virginia Dubois’ Enkelin zu sein.
     
    »Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt«, flüsterte die nackte Frau, unfähig, laut zu sprechen, unfähig zu schreien wegen des engen Würgehalsbands. Sie kniete auf dem Fußboden, ans Waschbecken gekettet. Offensichtlich war sie sich weder der Schwere ihrer Sünden bewusst noch des Grundes für ihre Bestrafung, und offenbar hatte sie keine Ahnung, dass er sie eigentlich rettete.
    »Sag mir«, flüsterte der Erwählte, »was für Sünden hast du begangen?«
    »Ich habe … ich habe …« Ihre entsetzten Augen traten hervor, sie blinzelte, während sie versuchte, nachzudenken, aber sie war nicht reumütig. Nur verängstigt. Und sie sagte das, wovon sie hoffte, es würde ihn dazu bringen, sie freizulassen. Tränen strömten über ihre Wangen. »Ich habe viele Sünden begangen«, stieß sie verzweifelt hervor, in der Hoffnung, ihn damit zufriedenzustellen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass das unmöglich war. Ihr Schicksal war besiegelt.
    Die Frau zitterte vor Angst und Kälte, doch das würde sich bald ändern. Ein bisschen Rauch drang bereits durch die Lüftung in das winzige Badezimmer. Bald schon würden die Flammen hereinschlagen. Es blieb nicht mehr viel Zeit. »Bitte«, krächzte sie. »Um Gottes willen, lassen Sie mich gehen!«
    »Was weißt du schon von Gottes Willen?«, fragte er, dann zügelte er seinen Zorn und legte ihr eine behandschuhte Hand auf den Kopf, als wollte er sie beruhigen. Von irgendwoher, durch das gesprungene Fenster, hörte er die Fehlzündung eines Autos auf den winterlichen Straßen. Er musste das hier zu Ende bringen. Jetzt. Bevor das Feuer Aufmerksamkeit erregte. »Du bist eine Sünderin, Cecilia , und du wirst für deine Sünden bezahlen.«
    »Sie haben die falsche Frau erwischt! Ich bin nicht … sie … ich bin nicht … Cecilia. Bitte! Lassen Sie mich gehen. Ich werde kein Wort verraten, das verspreche ich, niemand wird erfahren, was hier passiert ist. Ich schwöre es!« Sie umklammerte den Saum seiner Soutane. Verzweifelt. Und besudelt. Sie war eine Hure. Wie die anderen. Er blickte auf das Radio, das auf der Fensterbank stand, und stellte es rasch an. Vertraute Musik drang aus den Lautsprechern und wurde ausgeblendet, als die sinnliche Stimme einer Frau ertönte.
    »Hier spricht Dr.Sam. Der letzte Gedanke am heutigen Tag soll John F. Kennedy gelten, einem unserer besten Präsidenten, der am 22. November 1963 erschossen wurde … Gib auf dich acht, New Orleans. Gute Nacht und Gottes Segen. Gleichgültig, in welchen Schwierigkeiten Sie heute stecken, es gibt immer ein Morgen … Träumen Sie schön …«
    Der Erwählte drehte am Senderknopf und lauschte dem statischen Rauschen und dem zwitschernden Geräusch der Ansagerstimmen, bis er gefunden hatte, was er suchte: Orgelmusik. Satte Töne, als würden sie durch eine Kirche hallen.
    Nun war er bereit.
    Die Hure beobachtete, wie er sein Schwert hinter dem Duschvorhang hervorzog.
    »O Gott. Nein!« Sie war jetzt panisch, zerrte an der Kette, so dass sich das Würgeband um
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