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Danger - Das Gebot der Rache

Danger - Das Gebot der Rache

Titel: Danger - Das Gebot der Rache
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ihre Tochter geschüttelt, als würde sie ihr damit die Absonderlichkeiten schon austreiben. »Wenn du nicht aufpasst, erwischt es dich auch, und ich spreche – anders als Grannie – nicht von dieser lächerlichen Hellseherei, sondern vom Teufel. Satan schläft nie. Hörst du? Nie!«
    Einmal hatte Bernadette ihrer ältesten Tochter mit einem langen, rot lackierten Fingernagel auf die Nasenspitze getippt. Sie waren in der Küche gewesen, hier, in Grannies Haus, wo der Geruch nach Schinkenspeck, Holzrauch und billigem Parfum an den Kiefernschränken haftete. Ein Ventilator hatte neben dem uralten Toaster auf der Anrichte gestanden und die heiße Luft in dem kleinen, kargen Raum umgewälzt.
    In Olivias Erinnerung war Bernadette gerade von ihrer Tagesschicht in Charlene’s Restaurant bei dem Fernfahrerrastplatz an der Interstate zurückgekehrt. Barfuß stand sie auf dem rissigen Linoleumboden, in weißer Bluse und dem allgegenwärtigen schwarzen Kellnerinnenrock. Ein Träger ihres BH s war zu sehen, außerdem ein kleines goldenes Kreuz, das an einer Kette um ihren Hals hing und in der tiefen Spalte zwischen ihren Brüsten ruhte. »Hör mal, Kind«, hatte sie mit ernstem, eindringlichem Gesichtsausdruck gesagt. »Ich mache keinen Spaß. Der ganze Hokuspokus, das ganze Gerede über Voodoo ist nichts als Unsinn, verstehst du mich?
Unsinn!
Deine Großmutter bildet sich ein, irgendeine verfluchte Voodoo-Priesterin zu sein oder ähnlichen Quatsch, aber das ist sie nicht. Nur weil sich vor Ewigkeiten schwarzes Blut in unsere Linie gemischt hat, ist sie noch lange keine … keine … Hellseherin, und du bist es genauso wenig. Kapiert?«
    Bernadette hatte sich aufgerichtet, ihren kurzen schwarzen Rock glatt gestrichen und geseufzt. »Natürlich ist sie das nicht«, hatte sie noch einmal wiederholt, und es hatte den Anschein, sie wolle mehr sich selbst überzeugen als Olivia. »Und jetzt geh nach draußen und dreh eine Runde auf deinem Fahrrad oder Skateboard.« Sie nahm eine offene Packung Virginia Slims von der Anrichte, schüttelte eine Zigarette heraus und zündete sie rasch an. Während ihr der Rauch aus den Nasenlöchern strömte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und griff in einen Oberschrank nach einer kleinen Flasche Whiskey.
    »Mama hat Mordskopfschmerzen«, erklärte sie, suchte einen Tumbler, drückte Eiswürfel aus einer Plastikform und schenkte sich einen gesundheitsfördernden Drink ein, der, so hatte sie erklärt, gleichzeitig ihre Belohnung für einen anstrengenden Arbeitstag war, an dem sie die Anspielungen, Augenzwinkereien und gelegentlichen Kniffe in den Po von den Fernfahrern über sich hatte ergehen lassen müssen. Erst als sie einen Schluck genommen und sich mit der Hüfte gegen die Anrichte gelehnt hatte, wandte sie sich wieder ihrer Tochter zu. »Du bist ein merkwürdiges Kind, Livvie«, sagte sie mit einem weiteren Seufzer. »Ich liebe dich über alles, das weißt du, aber du bist anders.« Die Zigarette fest zwischen den Lippen, streckte sie die Hand aus und griff nach Olivias Kinn, drehte ihren Kopf nach links, dann nach rechts. Durch den Rauch betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen das Profil ihrer Tochter.
    »Du bist ziemlich hübsch«, räumte Bernadette ein, streckte den Rücken durch und schnippte Asche ins Spülbecken. »Und wenn du dein Köpfchen benutzt und nicht diesen verrückten Quatsch von dir gibst, wirst du dir einen guten Mann angeln können, vielleicht sogar einen reichen. Verschreck sie also nicht mit deinem wirren Gerede, verstanden? Sonst nimmt dich kein anständiger Kerl.« Sie drehte das Glas mit dem Whiskey in den Händen und betrachtete die klirrenden Eiswürfel. »Glaub mir, ich weiß das.« Ein trauriges Lächeln trat auf ihre Lippen, auf denen nur noch ein Rest Lippenstift zu sehen war.
    »Eines Tages, Liebling, wirst du es schaffen, dieses Loch hier gegen ein schickes Haus einzutauschen, genau wie Scarlett O’Hara.« Ihr Lächeln wurde breiter und entblößte gerade, unglaublich weiße Zähne. »Und dann wirst du dich um deine Mama kümmern, hörst du?«
    Olivia seufzte, als sie sich an dieses Gespräch zurückerinnerte.
O Mama, wenn du nur wüsstest!
Olivia hätte alles dafür getan, die Dämonen in ihrem Innern zum Schweigen zu bringen. Doch in letzter Zeit waren die Träume, die sie zu verdrängen versucht hatte, mit aller Gewalt zurückgekehrt.
    Seit sie wieder in Louisiana war.
    Sie musste etwas wegen dieser Visionen unternehmen. Sie musste etwas
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