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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer
Autoren: Unbekannt
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einsetzte. Außerdem war sie als das übelste Schandmaul in Hollywood berüchtigt, und David Spandau hatte keine Lust mehr, die Zielscheibe ihrer Beleidigungen abzugeben.
    Er stand auf und schloss bedächtig einen Knopf seines Armani-Jacketts. Sie war keine eins sechzig, und er überragte sie um Haupteslänge. Sobald sie im Fünfundvierziggradwinkel zu ihm aufblicken musste, verstummte sie. Wie Spandaus Mentor Beau McCaulay immer so treffend gesagt hatte: »Im Falle eines Falles ist Größe wirklich alles.«
    »Danke«, sagte er. »Sehr erfreut, Sie kennengelernt zu haben.« Er streckte ihr die Hand hin. Sie stand da wie gelähmt.
    »Was meinen Sie, wo Sie jetzt hingehen?«, fragte sie ungläubig. Hollywood-Agenten sind es gewöhnt, dass man ihnen die Bude einrennt, und vergessen deshalb leicht, dass ihnen auch einmal jemand die kalte Schulter zeigen kann.
    »Ich dachte mir, ich pflanze mich erst mal vor Ihren wunderhübschen Neubau und rauche eine, falls keiner rausgerannt kommt und mich mit dem Feuerlöscher einschäumt. Danach«, fuhr er fort, »wollte ich auf einen Sprung zu Musso and Frank, mir ein Rührei mit Roastbeef-Haschee genehmigen. Und dann? Kann ich noch nicht genau sagen. Soweit ich weiß, läuft momentan im County Museum eine Ausstellung deutscher Expressionisten. Sosehr ich auch auf Emil Noldes Holzschnitte stehe, könnte es doch sein, dass mir die ganze German angst nach dem Roastbeef-Haschee auf den Magen schlägt.«
    Es ist nicht einfach, einem guten Agenten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber es gibt einen Trick. Weil ihnen normalerweise jeder Honig um den Bart schmiert, versagen ihre motorischen Neuronen, wenn ihnen plötzlich jemand gegenübersteht, der sich einen Dreck um sie schert. Mit ausdrucksloser Miene verarbeitete Annie Michaels die Information, dass Spandau tatsächlich gehen wollte. Sie musterte ihn von oben bis unten, als ob sie ihn zum ersten Mal richtig wahrnahm. Hochgewachsen, dunkler Typ, gebrochenes Nasenbein, müde Augen. Und ein kaputter Daumen. Guter Anzug, ein echter Armani - aber Cowboystiefel dazu? Er sah ein bisschen aus wie Robert Mitchum, aber weil sie Robert Mitchum zum Niederknien sexy fand, schob sie diesen Gedanken lieber schnell beiseite. Einer von den ganz Harten. So hart, dass er es sich leisten konnte, seine Härte herunterzuspielen. Womöglich hatte er sogar Grips im Kopf. Als ihr Denkprogramm abgeschlossen war, lächelte sie Spandau fies an.
    »Sie sind mir wohl ein ganz Cleverer«, sagte sie.
    »Nein«, antwortete er. »Ich kann mir bloß was Prickelnderes vorstellen, als meine letzten beiden Urlaubstage damit zu verplempern, auf meinem Hintern zu sitzen und mich von einer Kartoffelsack tragenden Neurotikerin aus Long Island beleidigen zu lassen.«
    »Nicht so hitzig, Texaner. Wir haben Sie schließlich nicht angeheuert, damit Sie ...«
    »Sie haben mich überhaupt nicht angeheuert. Hier hat keiner irgendwen angeheuert. Ihre Agentur hat mich herbestellt und mich gebeten, Ihnen bei einem Problem zu helfen. Bis jetzt habe ich Sie keinen Cent gekostet. Ein Sondierungsgespräch unter angeblich zivilisierten Menschen ist gratis. Aber ehrlich gesagt, bin ich momentan gar nicht besonders scharf auf einen Job, auch wenn er bezahlt ist.«
    »Fuck, was bilden Sie sich eigentlich ein? Was glauben Sie, wen Sie vor sich haben? Ich brauche einen Profi, keinen Möchtegernstatisten aus Bonanza!«
    Das ist auf meine Tony Lamas gemünzt, dachte Spandau. Schließlich gab er in seinem Armani ansonsten eine tadellose Erscheinung ab. Er salutierte und wandte sich zur Tür.
    »He, Sie Schmalspurcowboy, drehen Sie mir nicht den Rücken zu!«
    »Wenn Sie wollen, sage ich im Büro Bescheid, dass man Ihnen jemanden schickt, der Ihnen mehr zusagt.«
    »Wollen Sie mich verarschen?«, rief sie. »Sie können mich mal, Sie und Ihre ganze Agentur! Und hinterlassen Sie mir ja keine Pferdescheiße auf dem Teppich, wenn Sie gehen, Cowboy!«
    Als Spandau die Tür aufmachte, wäre er fast mit einem schlanken eleganten Mann mittleren Alters zusammengestoßen, der einen Nadelstreifenanzug und eine teure Frisur trug. »Entschuldigung«, sagte Spandau und wollte an ihm vorbei.
    »Hätten Sie vielleicht noch einen Augenblick Zeit?«, fragte der Mann. Sein Lächeln war ein Triumph der Kieferorthopädie. Mit einer höflichen Geste bat er Spandau zurück ins Büro und schloss die Tür. »Hallo, Annie«, sagte er. »Wie ich sehe, feilst du mal wieder an deiner Sozialkompetenz, mit der du dich bei
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