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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer
Autoren: Unbekannt
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Zeit, als in L. A. noch Milch und Honig flössen, bewacht von einer Reihe majestätisch hoher Palmen, die dem Tod trotzen und aus ihren dicken, sterbenden Stämmen noch immer grüne Blattschöpfe hervorbringen. Wenn man die Augen zusammenkneift, kann man noch erkennen, was die vielen Leute damals hergelockt hat. Denn manchmal schimmert unter der bröckelnden Fassade noch die Schönheit durch, wie im Gesicht einer Schauspielerin, die ihre besten Zeiten längst hinter sich hat, unter Schichten aus Puder und Schminke. Spandau war nie klar gewesen, warum er hier wohnen blieb und was ihn immer wieder nach L. A. zurückkehren ließ, bis er eines Nachts in Nevada mit einem betrunkenen Cowboy ins Gespräch gekommen war, der sich in eine abgetakelte Nutte verliebt hatte. Schon wahr, sagte der Cowboy, sie sei alt, geldgeil und komplett verlottert. Aber wenn sie schlief, hatte sie manchmal das Gesicht eines jungen Mädchens, und in dieses junge Mädchen verliebte sich der Cowboy immer wieder neu. Außerdem, fügte er noch hinzu, habe sie, wenn sie in der richtigen Stimmung sei, Tricks auf Lager, mit denen sie einen Mann unendlich glücklich machen könne.
    Spandau spielte wieder einmal mit dem Gedanken, aus Los Angeles wegzuziehen. Er dachte oft daran - jeder zurechnungsfähige Mensch dachte hundertmal am Tag daran -, aber dann erlag er doch wieder den Reizen der Stadt. Diesmal war es ihm schwerer gefallen. Diesmal wäre er fast nicht mehr zurückgekommen. Als er bei seiner Schwester in Flagstaff losfuhr, hing der Gedanke an L. A. wie eine immer dunkler werdende Wolke über ihm, und nachdem er die kalifornische Staatsgrenze überquert hatte, war es, als wäre er unter einen Fluch geraten. Er war zu alt für diesen Mist. Er würde Walter die Brocken vor die Füße schmeißen. Dee war nicht mehr da, und die Detektivarbeit stumpfte ihn zunehmend gegen alles ab, was in diesem Universum gut und anständig war. Er trank jetzt schon zu viel, und er sah sich eines schönes Tages enden wie Walter, nachdem er seine besten Jahre damit vergeudet hatte, hinter Sachen herzujagen, die zum Schluss doch keinen Sinn ergaben. Mit seinen Ersparnissen und dem, was er für das Haus bekommen würde, konnte er sich eine kleine Ranch in Arizona kaufen. Bloß war er nun mal leider kein Rancher, er hatte nicht die Energie, eine eigene Zucht aufzubauen. Nicht in seinem Alter. Seit einiger Zeit sammelte er Bücher über den Wilden Westen, eine Welt, die ihm gefiel. Er könnte ein Antiquariat aufmachen, irgendwo ein Häuschen mit Büchern vollstopfen, einen Katalog herausbringen. Nein, das war auch nichts für ihn. Er hatte keinen blassen Schimmer vom Bücherverkaufen. Beau McCaulay hatte immer gesagt, ein Mann müsse das tun, was er am besten könne. Und Spandau? Konnte nur vom Pferd fallen. Kein berauschendes Resümee.
    Das Fox-Gelände liegt in Beverly Hills, direkt gegenüber dem Country Club. Wer ein Filmstudio besucht, ist oft enttäuscht, dass der Glamour ausschließlich für die zahlende Kundschaft reserviert ist. Von außen sieht der Komplex aus wie eine Fabrik, in der Konserven oder Klobrillen hergestellt werden. Und was die meisten Studio-Bosse angeht, ist ihnen das Produkt ihres Unternehmens sowieso egal. Die einzige Spur von Hollywood-Glamour war eine haushohe Plakatwand mit einem Werbeposter für Bobby Dyes neuesten Film Crusoe, das hippe Remake des alten Defoe-Klassikers, in dem der Diener Freitag von einem französischen Busenwunder im Lendenschurz gespielt wurde. Die Premiere stand unmittelbar bevor. Natürlich würden die seriösen Kritiker den Streifen in der Luft zerreißen, aber von der Sorte gab es nur noch drei im ganzen Land. Alle anderen schrieben für Zeitungen oder Illustrierte, die den gleichen Leuten gehörten, denen auch die Studios gehörten. Die Medien überschlugen sich bereits im Vorfeld, und es wurde erwartet, dass der Film die Produktionskosten schon am Eröffnungswochenende doppelt wieder einspielen würde. Und deshalb lag Bobby Dye - zumindest bis auf Weiteres - ganz Hollywood zu Füßen.
    Als Spandau am Tor vorfuhr, schob Willard Packard Dienst im Pförtnerhäuschen. Er arbeitete schon seit mehr als vierzig Jahren für das Studio und rühmte sich, alle großen Stars in- und auswendig zu kennen.
    »Mr. Spandau.«
    »Mr. Packard.«
    »Wildfire, Studio 36, stimmt's?« »Stimmt.«
    »Ihnen muss ich den Weg wohl nicht erklären.« »Den finde ich schon.«
    »Dead Letters«, sagte er. »1976. Horse's Mouth, 1978.
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