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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer
Autoren: Unbekannt
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ganz sicher?«
    »Mein Gott, Annie«, mischte Aronson sich ein. »Jetzt komm mal wieder runter.« »Annie«, sagte Bobby. »Ja, Sweetie?«
    »Du machst mich wahnsinnig.«
    »Ich will dir bloß helfen, Sweetie. Dafür werde ich schließlich bezahlt.« »Lass es sein, okay? Es reicht.« »Ganz, wie du willst, Sweetie.«
    »Und sag nicht immer Sweetie zu mir. Das geht mir auf den Sack.«
    »Bitte sehr.« Annie klemmte sich ans Handy und rief einen finnischen Regisseur zurück, der morgens bei einem aus Zeitgründen abgebrochenen Gespräch Interesse an einer Zusammenarbeit mit Bobby bekundet hatte. Natürlich hätte das Telefonat warten können, aber Annie wollte ihr Gesicht wahren.
    Spandau kümmerte sich nicht weiter um das Familiendrama. Er nahm Platz und nutzte die Gelegenheit, sich unauffällig ein wenig umzusehen.
    Bei Dreharbeiten sind Fünfzehnstundentage keine Ausnahme. Die Stars verbringen den größten Teil davon in ihren Wohnmobilen wie im Stubenarrest, weil sie nie wissen, wann sie wieder gebraucht werden, und sich deshalb nicht trauen, sich vom Set zu entfernen. Meistens sind sie nicht einmal vertraglich dazu verpflichtet, aber es ist auch nicht gerade angenehm, als Cowboy oder fleischfressender Zombie verkleidet auf einen Sprung zu McDonald's zu gehen. Außerdem hat man als populärer Schauspieler sofort die Fans und die Medien am Hals. Theoretisch könnte man in den Pausen natürlich auch einfach eine Runde auf dem Gelände spazieren gehen, aber weil es dort noch eine Spur öder ist als in der Wüste Gobi, würde man sich dazu nur im äußersten Notfall versteigen. Wie Lehrer, die am Ende eines Wandertags feststellen müssen, dass ihnen ein Kind fehlt, bekommen Produzenten und Regisseure - ohnehin eine hypernervöse Meute - apoplektische Anfälle, wenn sie ihre Schauspieler nicht finden können, obwohl diese durchaus dazu im Stande wären, sich auf intelligente und interessante Weise selbst zu beschäftigen. Alle sind glücklicher, wenn die Stars brav in ihren Wohnmobilen sitzen bleiben.
    Da so ein rollendes Zuhause von Natur aus eher unwohnlich ist, bemühen sich die Schauspieler nach Kräften, es behaglich zu gestalten. Spandau hatte schon Wohnmobile gesehen, die wie türkische Bordelle, Opiumhöhlen, französische Boudoirs oder Fitnessstudios eingerichtet waren. Er kannte eine Filmdiva, die stets in Begleitung eines Hängebauchschweins reiste und deshalb einen Teil ihres Wohnmobils abgeteilt und mit Stroh ausgestreut hatte. Genauso roch es dort auch. Und auch die Diva selbst, ein internationales Sexsymbol, das schon fünf Ehemänner verschlissen hatte, umgab oft eine Note von eau de cochon. Aber Hauptsache, der Star war zufrieden, auch wenn die Hygiene dabei auf der Strecke blieb.
    Auffällig an Bobby Dyes Wohnmobil war für Spandau der vollkommene Mangel an persönlicher Ausstrahlung. Kein Krimkrams, keine Zierkissen, keine bunten Vorhänge. Keine Familienfotos - überhaupt keine Fotos, keine Andenken, nichts, was über Bobbys Privatleben hätte Aufschluss geben können. Durch die offenstehende Tür zum Schlafraum konnte Spandau ein ungemachtes Bett, einen Kleiderhaufen und einen Satz Hanteln erkennen. Ansonsten wirkte die Einrichtung wie fabrikneu, so betont kühl und nüchtern, als wäre es Absicht. Die einzigen Hinweise auf das Innenleben des Wohnmobilbewohners stellten einige Illustrierte und Bücher dar. Zu den Zeitschriften gehörten unter anderem die Cahiers du Cinema, Sight & Sound, die New York Times, Esquire und People. Eine bunt gemischte Auswahl, auch wenn Spandau argwöhnte, dass man, wenn man lange genug suchte, bestimmt in jedem Blatt einen Artikel über Bobby finden würde. Auf einem kleinen Bücherbord schmiegte sich Will Durant an Charles Bukowski und CG. Jung. Ob Bobby sie tatsächlich gelesen hatte? Oder handelte es sich bloß um Requisiten?
    »Ein echter Detektiv, was?«, riss ihn Bobby aus seinen Gedanken.
    »Ein waschechter.« »Haben Sie eine Waffe?« »Nein«, sagte Spandau.
    Bobby war enttäuscht. »Wieso sind Sie dann überhaupt Detektiv geworden?« »Das hab ich mich auch schon gefragt«, antwortete Spandau.
    Spandau gefiel es, dass Bobby aufgestanden war, um ihn zu begrüßen - wenigstens hatte ihm irgendwer Manieren beigebracht. Der Schauspieler war zehn Zentimeter kleiner als er. Sein Händedruck fiel vielleicht ein wenig zu stramm und der Blick eine Spur zu fest aus, als ob sein entschlossenes Auftreten Teil einer Rolle wäre. Und er war auch noch im Kostüm -
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