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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer
Autoren: Unbekannt
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hast die Toten gesehen?«
    »Was?«
    »Du hast die Toten gesehen, ja? Hundertdreiundzwanzig tote Leichen, überall in der Gegend verstreut. Und du hast sie gezählt, ja? Eine, zwei, drei, hundertdreiundzwanzig.«
    »Scheiße, nein. Richtig gesehen hab ich die Toten nicht, aber sie waren da. Hundertdreiundzwanzig Opfer, die zu beklagen waren.«
    Potts atmete tief durch, er seufzte. »Was hab ich dich gefragt?« »Wann?«
    »Als ich gefragt hab, wie viele Tote du schon gesehen hast. Gesehen, hab ich gesagt. Gesehen. Ich hab nicht gefragt, von wie vielen Toten du schon mal was gehört hast oder von wie vielen sie in der Glotze berichtet haben. Kapierst du das?«
    »Aber die waren doch da, Mann. Ich brauchte sie nicht sehen. Eine ganze Flugzeugladung Leute, alle platt.«
    »Aber gesehen hast du sie nicht, oder? Du hast von ihnen gehört, aber du hast sie nicht gesehen, nicht mit deinen eigenen Glupschern. Hab ich recht?«
    »Ja, aber ...«
    »Nein, kein Aber. Hast du persönlich mit deinen eigenen Augen einhundertdreiundzwanzig Tote gesehen? Ja oder nein? Mehr nicht. Ja oder nein?«
    Squiers brütete eine Weile vor sich hin. Er rutschte auf dem Fahrersitz rum. »Nein.«
    »Ha!«, sagte Potts. »Hab ich's doch gleich gewusst.«
    Der Transporter quälte sich die steile, kurvige Straße hinauf. Es war drei Uhr morgens, und dass jetzt auch noch Nebel aufkam, konnten sie überhaupt nicht gebrauchen. Sie mussten ein paarmal anhalten, um nach den Straßenschildern zu schauen. Die ganze Gegend glich einem Rattenlabyrinth. Potts kam es so vor, als ob sie niemals oben ankommen würden. Er mochte keine Berge. Er mochte es schön flach und eben, deshalb wohnte er ja auch in der Wüste.
    »Da ist es«, sagte Potts.
    Sie hielten vor einem großen Eisentor, so dicht wie möglich neben dem Bedienfeld einer Alarmanlage. Squiers sah Potts an, der in den zahlreichen Taschen seiner Armykluft wühlte.
    »Hast du den Code?«
    »Klar hab ich den Code.« Aber er suchte vergeblich nach der Haftnotiz, die ihm Richie unten im Club mitgegeben und die er eingesteckt hatte, ohne groß drüber nachzudenken. Und jetzt konnte er den gottverdammten Zettel nicht mehr finden. Er kämpfte einen Anfall von Panik nieder. Squiers, der Mistkerl, beobachtete ihn mit einem kaum verhohlenen schadenfrohen Grinsen. Wenn Potts den Code nicht fand, mussten sie Richie anrufen, der ihm gehörig den Arsch aufreißen würde. Squiers war noch sauer wegen der Sache mit dem Flugzeug und nicht clever genug, sich selber eine Revanche einfallen zu lassen.
    Schließlich fand Potts den Zettel doch noch. Er klebte in einer seiner Brusttaschen. Potts atmete auf, und Squiers machte ein enttäuschtes Gesicht. Potts gab sich cool, als ob nichts passiert wäre, und las Squiers den Code vor, damit er ihn eintippen konnte. Das Tor vibrierte leicht, dann schwang es auf, und sie fuhren hindurch.
    Das Haus thronte am obersten Ende der Wonderland auf einer Hügelkuppe. Nachdem sich das Tor hinter ihnen geschlossen hatte, ging es über eine schmale Zufahrt noch ein Stück bergauf, bis zu einem gepflasterten Abstellplatz vor der Garage. Nach einer scharfen Rechtskurve führte der Weg steil weiter nach oben. Squiers parkte den Transporter vor der Garage. Sie stiegen aus und sahen zum Haus rauf.
    »Scheiße«, sagte Potts. »Hat die Schrottmühle wenigstens'ne anständige Handbremse?«
    »Keine Ahnung. Ist ja nicht meine Karre.«
    »Wir müssen rückwärts da oben rauf.« Potts zeigte zum Haus. »Drück uns die Daumen, dass sich die Kiste nicht von selber in Bewegung setzt und den Flieger macht.«
    »Scheiße«, sagte Squiers. Er verfolgte die mögliche Flugbahn des Wagens von der Stelle, wo sie parken mussten, bis runter in ein Tal voller Häuser.
    »Dann los«, sagte Potts. »Aber vorher gehen wir erst mal die Lage peilen.«
    Sie stapften den Berg hoch. Potts war klein und drahtig, aber er rauchte. Squiers war ein überdimensionierter Tölpel. Als sie oben ankamen, waren beide außer Atem. Sie hockten sich einen Augenblick hin, dann probierte Squiers die Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Er wartete auf Potts.
    Das Haus war dunkel. Sie betraten ein Wohnzimmer mit offener Decke, das auf zwei Seiten von raumhohen Glaswänden begrenzt wurde. Dahinter lag eine Terrasse, die sich fast um das gesamte Haus zog, und tief darunter erstreckte sich das Lichterpanorama von Los Angeles.
    Potts konnte Squiers in letzter Sekunde daran hindern, die Beleuchtung einzuschalten.
    »Hast du nicht mehr alle auf dem
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