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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt
Autoren: Ma2
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entgegnete er. »Diese ganzen Informationen, die überall aus dem Boden schießen. Es ist der Baum der Erkenntnis, Shee – und wie ironisch ist es, dass die Leute über ihren Apple darauf zugreifen? Ha, ha – die Schöpfungsgeschichte passiert schon wieder und auch diesmal setzen wir alles in den Sand!«
    »Ich würde diesen Ort hier nicht unbedingt den Garten Eden nennen«, meinte Shiela.
    »Und du bist sicher nicht Eva«, sagte Jezza geradeheraus, bevor er erneut das alte Haus betrachtete. »Und wie eine von den Ghostbusters siehst du auch nicht aus. In dem Ding spukt’s also, ja?«
    Sie zuckte mit den Schultern und schnippte etwas Asche auf den Boden.
    »So was gibt es nicht«, erklärte er entschieden. »In diesem Leben sind nur echte Sachen von Bedeutung. Es gibt genug fiese reale Dinge, um die man sich Sorgen machen sollte und die einem Angst einjagen, man muss also bestimmt nicht noch mehr verrückten Kram erfinden! Die Dinge, vor denen man sich im Leben fürchten sollte, lauern hinter jeder Ecke und verstecken sich in deinem Frühstück. Denn dort gedeiht das wahre Böse am besten – direkt vor deiner Nase, wo es jeder sehen kann. Wenn zum Beispiel die verängstigte Frau von nebenan mal wieder von ihrem Mann windelweich geprügelt wird und die Nachbarn den Fernseher lauter stellen, um den Lärm zu übertönen. Wenn die Schwester im Pflegeheim sich selbst verabscheut und es an den Patienten auslässt. Wenn Kinder zu große Angst haben, um den Mund aufzumachen. Wenn ein Mann seinen Hund tritt, weil der doch nicht zurückbeißt … Es ist überall. Das Böse floriert in der Keimzelle unserer Gesellschaft, nicht in leer stehenden Häusern wie dieser Schönheit vor uns.«
    Shiela sah ihn an und betrachtete die kantigen Gesichtszüge, die sie einmal attraktiv gefunden hatte: seine eng stehenden Augen, deren Schwung so verschlagen und listig wirkte, und die ungesunde Blässe, die ihn einst zu jemand Besonderem und Interessantem gemacht hatten. Dann, völlig unerwartet, schenkte er ihr sein schiefes Lächeln und sie stellte verblüfft fest, dass sie ihn noch immer mochte. Das überraschte sie jedes Mal aufs Neue. Jezza besaß einen bezaubernden Charme, eine Art, die sie sein rüpelhaftes Ego und seinen rücksichtslosen Eigennutz übersehen ließ. Auch bei den anderen in der Gruppe spielte er diesen Trumpf aus. Er war, und das ohne jeden Zweifel, ihrer aller Anführer, der wie ein Prophet die Kinder der Straße um sich scharte. Und auf ihre eigene unfähige, naive Weise, waren sie alle seine Anhänger.
    Er nahm ihr die Zigarette ab, lehnte sich neben sie an den Wagen und starrte wie gebannt auf das mächtige, abstoßende Haus. »Dieser Müllhaufen könnte uns ein ganzes Jahr lang ernähren. Da drin muss es alles Mögliche geben. Vielleicht liegt sogar noch was Interessantes auf dem Dachboden – oder im Keller. Bestimmt auch noch das eine oder andere Möbelstück. Hast du gut gemacht, Shee.«
    »Ich wünschte, ich hätte nie davon angefangen«, entgegnete sie leise.
    »Vielleicht behalte ich dich noch ’ne Weile«, witzelte er und blinzelte ihr zu, aber ihr war klar, dass er die versteckte Drohung vermutlich ernst meinte.
    Plötzlich erklang im Haus ein Schrei.
    Wie eine Katze sprang Jezza auf und rannte zurück zum Eingang. Shiela zündete sich eine zweite Zigarette an und wartete am Auto.

2
    An den Ismus gebunden, wenngleich bei Weitem nicht seine einzige Liebelei, ist die schöne Labella, die Hohepriesterin. Sie übertrifft alle übrigen Edelfräulein bei Hofe, fürwahr – selbst die stolzen Königinnen der vier Unterkönige. Und sieh nur, wie neidvoll deren Augen aufblitzen, wenn sie vorüberschreitet. So alt wie Labella sind nur die Harlekin-Priester – dieses stumme Paar, so farbenfroh gekleidet und doch mit so ernster Miene und grimmigem Ausdruck. O hüte dich, auf dass sie nicht auf die dunkle Farbe ihres Narrenkleides deuten – tanze vorüber und tanze geschwind, mein heiteres Herzblatt.
     
    Schweißnass hockte Richard Miller auf der Treppe in der Eingangshalle. Er sah mitgenommen aus und versteckte sich in seiner abgerissenen Tarnjacke, wie eine Schildkröte in ihrem Panzer. Vor ihm stand Tommo, der reichlich amüsiert wirkte und sich fragte, ob er ein Lachen riskieren könnte, ohne dafür einen Schlag oder Tritt zu kassieren.
    »Was ist los?«, wollte Jezza wissen, der zu ihnen gehastet kam.
    Tommo legte sich eine Hand aufs Herz. »Ich bin völlig unschuldig!«, erklärte er eilig. »Unser
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