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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt
Autoren: Ma2
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lief ihr über den Rücken, während sie sich zu dem heruntergekommenen VW-Bus flüchtete, der in der zugewucherten Einfahrt parkte. Es war ein scheußliches Haus. Sie hasste es und konnte es nicht erwarten, von hier fortzukommen.
    Die vertrauten Farben des Campingwagens, Orange und Cremeweiß, beruhigten sie ein wenig und erleichtert atmete sie aus, als sie sich gegen die verbeulte Beifahrertür sinken ließ.
    »Dumme Ziege«, tadelte sie sich selbst, während sie eine Zigarette aus der Tasche fischte und sich lose zwischen die Lippen klemmte. Dann hob sie den Kopf und sah das stattliche Gebäude erneut an.
    Es war ein düsteres und hässliches Bauwerk aus langweiligen grauen Steinen, ganz im schweren neugotischen Stil gehalten – sogar einen Turm und eindeutig zu viele Giebel gab es. Die Fenster im Erdgeschoss waren allesamt mit Brettern verbarrikadiert, doch weiter oben waren die meisten offen – sie sahen ein bisschen aus wie Kirchenfenster.
    Shiela zischte das Haus durch die Zähne an. »Glotz nicht so!«, flüsterte sie.
    Rings um das Gebäude wuchsen hohe, missgestaltete Bäume. Einer davon stand mitten in der Einfahrt, weshalb sie ihr Wohnmobil auch so weit weg hatten abstellen müssen.
    Irgendwo über ihr krächzte eine Krähe oder ein Rabe, und der einsame, unschöne Laut ließ sie erschaudern.
    »Wie auf einem Friedhof«, murmelte sie. »Ein Friedhof für tote Häuser. An diesem Ort gibt es keinen Funken Leben mehr, kein Leben und auch kein bisschen Liebe.«
    In diesem Moment riss ein lautes Klimpern sie aus ihren Gedanken und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Vordertreppe des Hauses, wo Jezza stand und mit den Wagenschlüsseln klapperte.
    »Warum bist du da drinnen denn so ausgetickt?«, fragte er, als er zu ihr herüberschlenderte.
    »Ich bin nicht ausgetickt, die Luft war nur schlecht. Abgestanden und schal.«
    »Mit Miller auf dem Rücksitz hast du schon Schlimmeres mitgemacht.«
    »Na schön. Ich mag diesen Ort einfach nicht. Gib mir die Schlüssel, ich halt’s kaum mehr aus.«
    Er riss seine Hand zurück und hielt ihr die Schlüssel dann vor die Nase, gerade so weit weg, dass sie sie nicht erreichen konnte.
    »Damit hast du jetzt schon zwei Fragen nicht beantwortet.« Allmählich wurde er wütend. »Soll ich die Antworten aus dir rausquetschen?«
    »Nein, Jezza!«, sagte sie. »Lass mich einfach nur an mein Feuerzeug, okay!«
    Er warf ihr den Schlüsselbund zu und eine Minute später hing Shiela förmlich an ihrer Zigarette. Ihre Finger zitterten.
    »Ich hab zufällig von dem Haus erfahren«, erklärte sie und stieß eine Wolke aus blassblauem Rauch aus. »So was gibt’s in jeder Stadt – ein verlassenes altes Haus. Ein Ort, an den die Kinder kommen, um irgendwelche Mutproben abzulegen: Klopf an die Tür, brich ein und verbring eine ganze Nacht dort, wenn du dich traust.«
    »Was wird das jetzt?« Jezza klang, als würde ihm gleich der Geduldsfaden reißen. »Eine scheiß Scooby-Doo-Geschichte? Lass mich bloß mit dem Quatsch zufrieden.«
    »Es ist aber wahr!« Shiela fluchte. »Wenn du aus der Gegend wärst, dann wüsstest du das auch – dann hättest du auf jeden Fall schon davon gehört. Nur sind es in diesem Fall keine dummen, erfundenen Geschichten. Das hier ist … ach, keine Ahnung. Es ist irgendwie ein kranker Ort. Nicht mal die Kids trauen sich mehr her.«
    »Weil sie heutzutage nur noch vor ihrer Xbox kleben oder sich im Netz festzocken und keine Zeit mehr haben, was Echtes zu machen«, meinte Jezza.
    »Clever von ihnen«, murmelte Shiela.
    »Das Web ist was für Loser«, betonte er. »Für all die Außenseiter, die sich in ihren Zimmern verkriechen, um mit anderen Leuten zu chatten, die sie im wahren Leben eh nie treffen werden. All die kaputten Typen, die getürkte Bilder benutzen und so tun, als wären sie jemand anders. Keiner weiß mehr, wer er ist, und die, die es wissen, können sich selbst nicht leiden. Im Netz kann man sich doch nie sicher sein, mit wem man sich gerade wirklich unterhält.«
    Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm zu streiten. Jezza scherte die Dinge gern über einen Kamm, spielte den Prediger und hörte grundsätzlich niemandem zu, der nicht seiner Meinung war. Ihr zumindest hatte er schon lange nicht mehr zugehört. Und was die Außenseiter anging – traf das nicht auf sie selbst am besten zu?
    »Es ist ganz praktisch, wenn man mal was nachschlagen will«, erwiderte sie halbherzig.
    Jezza schenkte ihr ein sarkastisches Lächeln. »Sicher«,
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