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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt
Autoren: Ma2
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ausdruckslosen Gesicht los und blickte dann auf die scheußliche Salbe.
    »Wir können für immer zusammen sein, Martin. Komm mit uns nach Mooncaster, begleite Langfinger Jack und mich.«
    Ein Zittern durchlief Martin. Jetzt war klar, wer ihn vergangene Nacht an den Ismus verraten hatte. Er setzte Paul ab. Seine Hände schlotterten. Langsam griff er nach dem Gläschen in Carols Hand.
    »Das Königreich des Prinzen der Dämmerung ist alles, was du dir je erträumt hast, Martin«, fuhr Carol fort. »Du hasst diese graue Welt sowieso. Warum zögerst du also noch? Unter der Regentschaft des Ismus herrschen Recht und Ordnung, Respekt, Werte – es gibt Zauberei und wundersame Dinge, alles, was dieses leere Dasein hier entbehrt.«
    »Und wer bist du an diesem anderen Ort?« Seine Stimme zitterte ebenfalls. »Wenn ich das Zeug hier nehme, werden wir dann überhaupt zusammen sein?«
    »Dort gehöre ich zu einem anderen. Das hier ist nur ein leerer Traum, Martin. Nicht real. Es spielt keine Rolle. Wenn du erst zu uns gehörst, wirst du das verstehen.«
    Martin sah sie ein letztes Mal an. Sein Blick war tränengetrübt. Dann stieg ein grauenhafter Laut elender Verzweiflung in ihm hoch und verschaffte sich brüllend Luft. Er schlug Carol das Gefäß aus der Hand, sodass es auf den unteren Treppen zerbarst.
    Carol sah ihn wie versteinert an.
    »Komm mit mir von hier fort!«, flehte er bange. »Weg von diesem Ort, es ist noch nicht zu spät! Es gibt einen Weg zurück, das weiß ich sicher.«
    Er wurde von einem Lachen unterbrochen. »Har, har, har!«
    Martin blickte sich erschrocken um. Durch die offene Tür des kleinen Bunkers sah er, wie auf der Straße ein alter Mann auf sie zueilte. Es war Gerald Benning. Sorge und seelische Qualen standen ihm ins Gesicht geschrieben. Doch das Gelächter war nicht von draußen gekommen. Das Echo klang von weiter unten zu ihnen herauf, aus dem Tunnel.
    »Ho, ho, hooo!« Wieder die höhnende Stimme. »Hab dich reingelegt, dich aufs Kreuz gelegt. Hab dich an der Nase rumgeführt, dich verwirrt. Dir geholfen und dir Beine gestellt – und jetzt … hab ich dich schockiert!«
    Martin fühlte, wie sich in seinem Magen eine Übelkeit erregende Kälte ausbreitete. Nun erkannte er die Stimme. Er wandte sich vom Sonnenlicht ab und spähte zurück, die Treppe hinunter, in die Mündung der Unterführung.
    Das Quietschen und Knarren von Leder war zu vernehmen. Dann kam ein Paar karamellfarbene Hosen in Sicht. Der dazugehörige Oberkörper war dickbäuchig und das brandneue Kostüm, das entfernt an eine Pagenuniform erinnerte, saß einen Tick zu eng, genau wie auf der Zeichnung. Zunächst verdeckte die Hutspitze noch das Gesicht, doch Martin brauchte die rotbackigen Züge gar nicht zu sehen.
    »Barry«, murmelte er.
    Der Schuldirektor hob den Kopf, stieß ein »Har, har, har!« aus und hüpfte auf Martin zu.
    »Wie üblich hat der Jockey fiese Streiche ausgeheckt«, gestand er schulterzuckend und mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. »Der Ismus ist höchst verärgert, aber nun will ich ihn besänftigen, um dem Kerker zu entgehen. Ich werde ihm etwas aushändigen, was er überaus zu schätzen weiß und mir seine Dankbarkeit zusichert. Mein Schabernack wird vergeben und vergessen sein – bis zum nächsten Mal, wenn ich die Menschen am Hofe zum Narren halte. Hi, hi, hi!« Er hob den Arm und winkte sie zu sich. »Wir dürfen den Heiligen Magus nicht warten lassen!«
    Lächelnd hüpfte Paul zu ihm.
    Jetzt verstand Martin, warum Barry die Spielkarten auf den Schuluniformen und die hängenden Ärmel die ganze Woche über geduldet hatte. Nun war auch klar, warum er Martin darauf angesprochen hatte, wo man sich Fantasykostüme anfertigen lassen könne.
    Martin schwirrte der Kopf, er wusste nicht, was er sagen sollte. Dann bemerkte er, dass Barry noch immer winkte.
    »Kommt schon!«, forderte der Direktor sie noch einmal auf und zwinkerte einladend. »Kommt, Carol … abella.«
    Ohne Martin eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt die Frau die Treppe hinunter. Sie nahm die ausgestreckte Hand des Jockeys, der vergnügt um sie herumtollte. Dann führte er sie und Paul zurück in den Tunnel und gemeinsam tanzten sie außer Sichtweite.
    Martin sank gegen die Wand, fassungslos und wie von Sinnen. Seine ganze Welt lag in Scherben.
    Kurz darauf fand ihn Gerald Benning, wie er noch immer dort kauerte und in den leeren Tunneleingang starrte.
    »Martin!«, rief der alte Mann. »Martin. Ich bin Carol hierher
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