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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt
Autoren: Ma2
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während der Ismus ihn jeden Moment erspähen könnte. Was er dann tun würde, war nicht auszudenken.
    Shiela überlegte fieberhaft. Ihr ehemaliger Lehrer brauchte Hilfe. Eine Ablenkung. Sie stieß ein überzeugendes Stöhnen aus und mimte eine Ohnmacht, indem sie zusammensackte und sich gegen einen der Harlekine fallen ließ. Der Heilige Magus wandte den Kopf, um sie mit einem höhnischen Lächeln zu bedenken, während man sie auf die Treppe legte, die zu dem Dach des Bunkers führte. Durch halb geschlossene Lider beobachtete Shiela alles und wartete ab, bis die Priester wegsahen. Dann ergriff sie ihre Chance am Schopf und rannte die Stufen hinauf.
    »Packt sie!«, brüllte der Ismus. »Schnappt sie!«
    Die Harlekine setzten im Eiltempo zur Verfolgung an.
    Shiela erreichte das Dach, rannte an dem riesigen Eisenthron vorbei und kam schwankend am äußersten Rand des Betondachs zum Stehen. Es war viel zu hoch, um von hier zu springen. Der Strand lag weit unter ihr und die Betonwände unter ihren Füßen überzog dickes Gestrüpp. Falls sie es durch irgendein Wunder schaffen sollte, sich nicht sämtliche Knochen zu brechen, würde sie von diesen dornigen Büschen in Fetzen gerissen werden. Shiela stieß ein bitteres Lachen aus. Beide Alternativen waren besser, als hierzubleiben. Sie sprang.
    Eiserne Hände griffen nach ihr. Die Harlekine rissen sie zurück und zerrten sie vom Rand des Bunkers fort. Shiela begann zu schreien, aber der eine, der einmal Miller geheißen hatte, presste ihr eine Hand auf den Mund und hielt sie so fest, dass sie kaum mehr atmen konnte.
    Dann kam der Ismus die Stufen heraufgeschlichen und betrachtete seine einstige Gefährtin voller Verachtung. »Knebelt sie!«, befahl er eiskalt. »Dann holt unsere uniformierten Freunde, die draußen Wache halten. Jeder soll anwesend sein, um dies hier mitzuerleben.«
    Einmal mehr huschte das schiefe Lächeln über sein Gesicht. »Und bringt mir den Kopf des Bösen Hirten.« Unten im Schlosshof war die Musik verstummt und der Tanz war ins Stocken geraten. Ein jeder blickte nach oben, um zu sehen, was der Aufruhr zu bedeuten hatte. Martin allerdings wagte es nicht, Paul aus den Augen zu lassen. Wenn er den Jungen wieder verlor, würde er ihn vielleicht nie wiederfinden. Dass Shiela hier war, bemerkte er nicht einmal.
    Der Harlekin-Priester, den man früher als Tommo gekannt hatte, lief mit dem großen Pappmascheekopf des Bösen Hirten in den Händen die Treppe hinauf. Als die Höflinge den abstoßend angemalten Puppenkopf erblickten, stimmten sie erneut laute Buhrufe an. Auch Pauls Stimme mischte sich unter die der anderen.
    Aus dem Augenwinkel sah Martin das fluoreszierende Leuchten mehrerer Warnwesten, als die Polizisten aus dem Tunnel traten. Unter ihnen waren auch die Schwarzgesichtigen Damen. Einen Herzschlag lang glaubte er, sie kämen seinetwegen, doch sie rannten an ihm vorbei, um sich der übrigen Menge und ihrem finsteren Gegröle anzuschließen.
    Martin fasste neuen Mut. Wenn die Polizei draußen nicht mehr Wache stand, würde es leichter sein, Paul von hier fortzubringen.
    Und dann – er konnte es kaum glauben – sah er, wie sich Paul heimlich zum völlig verlassenen Markt zurückschlich. Selbst die Händler waren zusammengelaufen, um das Schauspiel auf dem Dach zu verfolgen, und die abstoßenden Früchte lagen unbeaufsichtigt da. Martin sah, wie der Junge kichernd eine schwarze Augenbinde aus der Tasche seiner Tunika zog. Er band sie sich um den Kopf, ganz wie auf der Zeichnung des Karobuben im Buch, und huschte auf Zehenspitzen zu den Marktständen hinüber.
    »Gebt mir eure Schätze!«, sang er vor sich hin. »Gebt mir eure Juwelen! Langfinger Jack juckt es in den Fingern.«
    Mit diebischen Händen fuhr er über die Minchetfrüchte und überlegte, welche die beste war – welche sollte er stehlen? Plötzlich fiel ein Schatten auf den Stand. Der Elfjährige blickte sich erschrocken um. Ein Mann stand hinter ihm – der Mann Martin. Martin, der Abtrünnige!
    Jack aus dem Hause Karo wollte aufschreien, doch Martin riss ihm die Maske vom Gesicht und stopfte sie ihm in den Mund.
    »Tut mir leid, Kumpel«, flüsterte er und hielt ihn fest. »Komm einfach mit.«
    Doch der Junge wehrte sich nach Kräften. Er trat um sich und streckte den Rücken durch. Er packte sich eine Minchetfrucht und schleuderte sie dem Mann ins Gesicht. Sie platschte gegen Martins Schläfe, schnell wischte er sie fort, aus Angst, der schädliche Saft könne ihm in den Mund
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