Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Titel: Damon Knight's Collection 02 (FO 03)
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
Vom Netzwerk:
zwei Seiten zurück und ließen einen Mittelgang frei.
    Es war Kerbeck, dessen wehendes Haar und wallender Bart in der Sonne flammten. Kleiderfetzen flatterten um die mächtigen bronzefarbenen Glieder. Hiebe seiner kräftigen Arme wirbelten Dorfbewohner meterweit durch die Luft. Summend und brummend ging er mit weitaufgerissenen, flächigen und gedankenleeren blauen Augen an den drei verwunderten Männern vorbei. Mary Chadwick folgte, Vögel um den Kopf, in seiner Spur.
    »Er wird hineingehen, um Krügers Körper zu töten«, sagte sie zu ihnen und blieb stehen. Erschreckende Bosheit zeichnete immer noch ihre Züge, und Kinross’ Angst verflog nicht ganz. »Madre de Dios!« stieß Garcia hervor.
    Sie sahen, wie der hünenhafte Schwede um das Steinpodest herum ging und auf die Höhle zuschritt. Aus dem Dunkel drang ein gräßliches Geheul, bei dem es Kinross kalt über den Rücken lief. Bo Bos wuchtige Gestalt tauchte auf, um den Eingang zu versperren.
    Mit einem Schrei stürzte Kerbeck vor. Der Neger rannte ihm mit seinem gurgelnden Gebrüll entgegen. Die beiden mächtigen Gestalten prallten aufeinander, und die Welt schien zu erbeben. Sie schwankten, taumelten zurück und wieder vor, einander wütend umklammernd, und ein lautes Stöhnen stieg aus dem geteilten Haufen der Dorfbewohner auf. Kinross fühlte eine Hand auf seinem Arm und erhaschte einen Blick von v. Lankenaus weißem, verzücktem Gesicht neben sich. Der schwarze Riese kämpfte mit dem weißen, sie brüllten und heulten und wankten. Sie stießen gegen den Steinhügel und zerstörten ihn, unter ihren Füßen stoben die Steine wie Kiesel auseinander. Sie platschten in den Bach und wieder heraus, wobei sie das klare Wasser dunkel trübten. In Kinross’ Augen wuchsen die beiden Riesen ständig, waren jetzt deutlich übermenschlich. Die Lautstärke ihres Brüllens und Heulens legte sich auf ihn wie ein körperlicher Druck. Er sah Mary Chadwick zu seiner Rechten, die Augen blauviolett funkelnd, die glühenden roten Lippen gierig geöffnet.
    Erst ging der eine, dann der andere Riese in die Knie, nur um sich unter donnerndem Gebrüll und Geheul wieder aufzurichten. Der Kampf trieb sie zum Eingang der Höhle, sie drangen ein und wirbelten wieder heraus, drangen nochmals ein und blieben darin. Kerbecks Haar und Bart schienen aufzuleuchten, verloschen wie Funken in der Tiefe. Die gigantischen Schlachtrufe wurden zu einem anhaltenden hohlklingenden Gebrüll unter der Erde. Kinross spürte, daß eine Hand ihn beharrlich schüttelte. Es war von Lankenau.
    »Gehen Sie jetzt«, sagte er. »Bestimmt ist die Schranke zur Zeit gefallen. Ich verstehe es allmählich. Fast … Ich grüße Sie, Mister Kinross. Nehmen Sie die Frau mit, wenn sie will.«
    Kinross sammelte seine Gedanken. »Mary, gehst du mit?« fragte er.
    »Verdammt noch mal, und ob«, sagte sie. »Und ich nehme meine Vögel mit!«
    Kinross sah Garcia an und reichte ihm die Hand. »Wollen wir als gute Freunde scheiden, Joe?« fragte er.
    »Ich kapiere zwar nichts, Kinross«, sagte der Mexikaner, »aber viel Glück, und sorge dafür, daß du hier rauskommst.« Kinross schüttelte den beiden Männern die Hände. Dann gingen er und Mary Chadwick, Arm in Arm, hastig zum Dorf zurück.
    Im dunklen Wald wimmelte es von Kabeiroi, aber im offenen Talbecken ließen sich nur noch vereinzelte häßliche Gestalten erblicken. Der Himmel war bedeckt, und das diffuse, wäßrige Licht früherer Tage lag wieder über dem Tal. Die einstige Verschwommenheit war zurückgekehrt, nichts deutlich zu erkennen.
    »Mary«, sagte Kinross, »ich glaube, wir haben die Schranke schon durchbrochen. Der Raum hat sich um die Höhlenöffnung zusammengezogen.«
    »Ach du meine Güte.«
    Kinross führte sie den Hügel hinauf, redete fieberhaft. Sie wollten heiraten, sagte er. Es gehe ihm recht gut, er habe einen guten Job als Vertrauensmann der US-Regierung. Er müsse noch eine hohe Nachzahlung für seinen letzten Auftrag bekommen, und außerdem eine Prämie, wenn er ihnen hierüber berichte. Sie wollten in Kalifornien leben, es sei ähnlich wie Queensland. Reisen, Theater, Musik, ein schönes Heim, ein angenehmes Leben.
    Mary sagte wenig. Vögel flatterten herbei, um sich ihr auf Kopf und Schultern zu setzen, aber die Anzahl um sie herum schien nicht zuzunehmen. Das Licht wurde schwächer, während sie hinaufstiegen, und das Land verschwommener. Als sie die Anhöhe erreichten und Kinross genau wußte, daß sie entkommen waren, wurde es fast
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher