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Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Damon Knight's Collection 02 (FO 03)

Titel: Damon Knight's Collection 02 (FO 03)
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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ganz für sich hielten. Aber ich möchte mit Ihnen über diese Kälte reden …«
    »Lassen Sie sich doch einen Bart wachsen wie ich, wenn Sie sie nicht vertragen können.«
    »Ich bin gegen Kälte abgehärtet, Mister Kinross. In dem Augenblick, in dem ich diese Welt betrat, war ich gezwungen, in einer Höhe von fünftausend Metern dreißig Stunden auf einem Felsgrat zu verbringen. Meine Arme und meine Beine waren erfroren. Die Visionen hatten eingesetzt … Sie rühren, mit Verlaub, an meinem Stolz, Mister Kinross.«
    Kinross schwieg.
    »Wie lang gedenken Sie, Mister Krüger noch herauszufordern?« fragte von Lankenau.
    »Vielleicht so lange, bis die Hölle zufriert.« Kinross lachte bitter und fügte dann hinzu: »Nein. Bis Krüger mich durch die Rückkehrschranke läßt. Mich und Mary Chadwick.«
    »Er wird Sie nie gehen lassen, Mister Kinross. Und Miss Chadwick möchte gar nicht gehen.«
    »Das Ding, das diese verdammte Krügerwelt aus ihr gemacht hat, möchte vielleicht nicht. Aber wenn Krüger sie sich selbst zurückgeben würde …«
    »Sie hat nie aufgehört, sie selbst zu sein, Mister Kinross. Wir haben uns in letzter Zeit häufiger miteinander unterhalten, und ich kenne sie gut, werde sie noch besser kennenlernen. Aber ich weiß, was Sie meinen …«
    »Ersparen Sie sich, was ich meine. Hat Krüger Sie zu mir geschickt?«
    »O nein. Ich fürchte, es ist meine eigene Neugier. Sie interessieren mich, Mister Kinross, und indem ich Sie studiere, lerne ich viel über Mister Krüger. Sagen Sie, Sie wissen doch, daß die Dorfbewohner unter der Kälte leiden und bald hungrig sein werden: fühlen Sie sich nicht irgendwie für ihre Leiden verantwortlich?«
    »Nein. Krüger ist dafür verantwortlich. Er soll nachgeben.«
    »Das wird er nicht tun, dessen bin ich sicher. Was dann?«
    »Dann erfrieren und verhungern wir. Wenn Ihre hirnlosen Dorfbewohner ganz verzweifelt sind, helfen sie mir vielleicht, die Rückkehrschranke zu durchbrechen, und bekommen ihren Verstand und ihre eigene Welt wieder.«
    »Das werden sie nicht. Das weiß ich. Aber lassen Sie mich Ihnen zu Ihren Anstrengungen gratulieren, die Schranke zu durchbrechen, Mister Kinross. Wußten Sie, daß Sie diese ein ganzes Stück vorgestoßen und diesen Winkel der Krügerwelt ein für allemal verbogen haben? Sie sind ein starker und entschlossener Mann, Mister Kinross. Ich wollte, Sie würden Ihren rechtmäßigen Platz unter uns einnehmen.«
    »Ich werde auf meinem rechtmäßigen Ausbruch bestehen oder bei dem Versuch umkommen.«
    »Mister Kinross, auch die Dorfbewohner haben eine Daseinsberechtigung. Weder ich noch Señor Garcia werden sie aufwiegeln. Das haben wir vereinbart. Aber wir werden uns auch dann abseits halten, wenn Mister Krüger sie unmittelbar durch Träume erreicht und ihnen Ratschläge einflüstert, und der Kollektivwille sich gegen Sie richtet.«
    »Das ist fair«, brummte Kinross.
    »Noch etwas, Mister Kinross. Ich fürchte, Sie rennen blindlings in ein trügerisches Licht. Mehr will ich nicht sagen.«
    Kinross antwortete nichts. Von Lankenau deutete ein Lächeln an und grüßte, dann kehrte er sich um und ging schweigend davon. Innerhalb einer Minute nahten andere Schritte, leicht und schnell.
    Es war Mary Chadwick, und sie war wütend. Ihre Bluse war halb aufgeknöpft, und sie drückte ein Dutzend oder mehr weiße Muskattauben mit schwarzen Flügel- und Schwanzspitzen an ihren Busen.
    »Vom Eis flügellahm. Halb erfroren!« tobte sie und verzerrte dabei das Gesicht vor Mitleid und Zorn.
    »Es tut mir leid …« begann Kinross.
    »Dann mach Schluß damit, du Narr! Mach sofort Schluß damit! Bring diese lächerliche Frucht zu diesem albernen Altar und beende diesen ganzen Unsinn!«
    »Hat von Lankenau oder Krüger dich auf mich gehetzt?«
    Sie funkelte ihn, verächtlich verneinend, an. Kinross schluckte und spürte, daß sein Gesicht unter dem Bart brannte.
    »Warum gibst du mir die Schuld und nicht Krüger?«
    »Weil ich nicht an Mister Krüger herankommen kann, an dich dagegen wohl. Na los!«
    »Nun gut«, sagte Kinross. »Ich tue es für dich, Mary. Verstehst du, daß ich es für dich tue, Mary, und nicht für Krüger? Glaubst du mir?« Er nahm ihre Hand zwischen den raschelnden Tauben und schaute ihr in die blau-violetten, vom abflauenden Zorn getrübten Augen.
    »Natürlich für mich«, sagte sie. »Deshalb bin ich ja zu dir gekommen, du Idiot.«
    »Ach, du liebe Güte«, stieß Kinross hervor und ging rasch davon. Als er durch den Wald
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