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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still
Autoren: Christa von Bernuth
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vor sich ohne ihre Familie – alt und allein.
    Es war die richtige Entscheidung gewesen.
    »Ich habe eine Familie«, sagte sie, womit sie nicht nur Lukas meinte, aber das brauchte sie Berghammer ja nicht auf die Nase zu binden. »Die braucht mich. Und ich sie auch.«
    »Mir musst du das nicht erzählen. Ich liege hier, weil ich das vergessen hatte. Das wird jetzt anders.«
    »Ach, Martin. Ich bin froh, dass es dir besser geht.«
    »Mach’s gut, Mona. Hab einen schönen Urlaub. Gönn dir richtig was, dir und deinem – äh – Sohn?«
    Mona lächelte. »Ja.«
    »Wie...«
    »Er heißt Lukas.«
    »Wenn du wieder da bist, sehen wir weiter.«
    »Ja. Danke, Martin. Und gute Besserung!« Mona legte auf. Sie blieb noch ein paar Minuten ganz ruhig auf dem Bett liegen. Außer dem Summen der Klimaanlage war nichts zu hören.
    Sabine Frost war tot, Plessen war es nach der Operation kurzzeitig besser gegangen, doch dann fiel er Stunden später in ein Koma, aus dem er vielleicht nie wieder erwachen würde. Plessens Haushälterin Olga Virmakova hatte den Verdächtigen nicht erkennen wollen, und Gerulaitis, selbst psychisch angeschlagen, hatte seine Informationen von einem Video, das nicht mehr existierte, und von einer Frau, die von ihrer eigenen Familie als schwer gestört erachtet wurde. Warum also sollte ein Vollprofi wie Janosch Kleiber nicht auf unschuldig plädieren? Was konnte ihm denn schon nachgewiesen werden?
    Gut, es gab Indizien. Es hatte mehrere ähnliche Taten in der Gegend gegeben, aus der er herkam; Kern hatte das herausgefunden. Aber diese Taten lagen viele Jahre zurück, sie waren unter einem anderen Regime passiert, Beweismittel waren kaum noch vorhanden und verwertbare DNS-Spuren schon gar nicht. Bevor Plessen ins Koma gefallen war, hatte sie noch einmal kurz mit ihm sprechen können, sehr kurz. Eine halbe Million hatte er nach eigener Aussage auf ein namenloses ausländisches Nummernkonto überwiesen, das wahrscheinlich Sabine Frost eingerichtet hatte – nach dem Mord an Sonja Martinez, vor dem Mord an Plessens Stiefsohn. Sie hatten das Konto mit der Summe ausfindig gemacht, aber da es auf keinen Namen lief, half ihnen das nicht weiter. Und da der Brief Helga Kaysers an ihren Sohn verschwunden war, würden sie wahrscheinlich nie erfahren, welcher Vorfall in der Vergangenheit Plessen so viel Angst gemacht hatte, dass er auch dann noch geschwiegen hatte, als der Zusammenhang zwischen Erpressung und Mord offensichtlich war.
    Kleiber wäre nicht der erste Mörder, der aus Mangel an Beweisen davonkam. Damit musste man leben: Die totale, lückenlose Gerechtigkeit war eine Illusion. Kleiber würde, glaubte man Kerns Analyse, weitermorden, weil er gar nicht anders konnte. Töten verschaffte ihm Lust, und er würde es auf lange Sicht nicht lassen können. Irgendwann würde man ihn drankriegen, aber dann würde es für die Opfer zu spät sein.
    So war die Welt. Hart und ungerecht.
    Aber jetzt hatte Mona Urlaub. Sie hatte ihn sich wahrlich verdient, und sie brauchte ihn. Wenn sie zurückkehrte, würde sie sich weiter mit dem Fall Janosch Kleiber befassen. Jetzt nicht. Jetzt würde sie ihr Leben genießen, denn darauf hatte sie lange genug gewartet. Mona stand auf, duschte, zog sich um, schminkte sich und fuhr mit dem Lift nach unten. Zu ihrer Familie.

EPILOG
    Zeitung für Märkisch-Oderland
    Frauenleiche lag über zehn Jahre im See
    Markheide – Das im Friedländer See gefundene Skelett wurde nun von Rechtsmedizinern untersucht. Das Ergebnis: Es handelt sich um eine Frauenleiche. Circa zehn bis dreizehn Jahre lag die Tote mitten im See. Mord oder Selbstmord – das ist hier die Frage. »Der Zustand der Leiche erlaubt keine diesbezüglichen Schlüsse«, so Markus Düffgen, Rechtsmediziner in Berlin. Deshalb untersuchen nun Polizeitaucher (siehe Foto) den See, in der Hoffnung, Hinweise zu finden, die diesen uralten Fall doch noch aufklären. (…)
     
    Zeitung für Märkisch-Oderland
    » Seejungfrau« wurde ermordet!
    Markheide – Die von den Bewohnern Markheides poetisch als »Seejungfrau« getaufte Frauenleiche konnte per DNA-Analyse identifiziert werden. Es handelt sich um die im Jahr 1989 spurlos verschwundene Renate Willemsen. Und noch etwas steht nun fest: Renate Willemsen wurde ermordet. Taucher fanden auf dem Grund des Friedländer Sees einen mit Steinen beschwerten Sack, der sich offenbar im Lauf der Jahre geöffnet hatte. DNA-Spuren der Leiche fanden sich an diesem Sack. (…)
    Zeitung für
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