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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still
Autoren: Christa von Bernuth
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angenehm klimatisiert, nicht zu warm, nicht zu kühl. Luxus hatte eine Menge für sich.
    »Geht so«, sagte Berghammer in ihr Ohr. »Die haben mich auf Diät gesetzt.«
    »Du Armer.«
    »Hör zu Mona, ich will’s von dir hören.«
    »Was?«, fragte Mona, obwohl sie genau wusste, was er meinte.
    »Janosch Kleiber. Ich will’s von dir hören. Die anderen wollen mich immer nur schonen, du bist die Einzige...«
    »Ist ja schon gut. Was willst du wissen?«
    »Die Staatsanwaltschaft stellt sich stur, die sagen mir einfach nichts, und dann erfahre ich die Scheiße aus der Zeitung!«
    »Na schön«, sagte Mona.
    »Was ist schief gelaufen? Ich versteh’s nicht.«
    »Ich hab’s mir gedacht«, sagte Mona.
    »Was? Was gedacht?«
    »Schon als wir Kleiber am Flughafen festgenommen und seinen falschen Pass, mit dem er eingecheckt ist, nirgendwo gefunden haben. Er hat ihn wahrscheinlich irgendeiner Ausländerin ins Gepäck gestopft. Nein, schon früher.«
    »Was schon früher?«
    »Ich hab’s mir schon früher gedacht. Dass er alle Spuren vernichten würde, wie ein Vollprofi. Wir waren ja vorher in seiner Wohnung. Und da war nichts mehr. Keine Pläne, keine Indizien, nichts.
    »Und die Tatortleute?«
    »Nichts, Martin. Tabula rasa.«
    »Die Wohnung war leer?«
    »Eben nicht. Die Möbel waren da, Klamotten hingen in seinem Schrank, alles wie bei jemandem, der nur mal kurz wegfährt. Ganz spontan, einfach so. So hat er’s uns auch verkauft. Aber ansonsten hat er alles vernichtet. Jeden Hinweis. Kein Fitzelchen Papier mehr da. Keine Drogen. Nichts.«
    »Das gibt’s doch nicht.«
    »Wie gesagt, ein Vollprofi.«
    »Was war mit diesem Griechen? Gerusonstwas?«
    »Laut Gerulaitis’ Aussage hat Kleiber per Video ein Geständnis abgelegt.«
    »Ja und?«
    »Das Geständnis Kleibers war demnach auf einem Video, wahrscheinlich zusammen mit der Geschichte, mit der Kleiber Fabian Plessen erpresst hat. Das Video ist beim Schusswechsel im Keller von Susanna Kleibers Haus zerstört worden. Kleibers Komplizin Sabine Frost wurde..., ist...«
    »Patrick hat sie erschossen«, half ihr Berghammer.
    »Ja. Es war Notwehr.«
    »Ja, ja. Was ist mit der Aussage von diesem Gerulaitis? Die kann man doch verwenden.«
    »Wie man’s nimmt, Martin. Gerulaitis hat sich beurlauben lassen, wegen Stress. Er ist nicht sicher, ob er seinen Job weitermachen will. Und das gönne ich ihm, aber so was macht sich vor Gericht nicht gut, das weißt du selber. Ein guter Anwalt stellt Gerulaitis als psychischen Problemfall hin, und damit wird seine Aussage, na ja, nicht unglaubwürdig, aber...«
    »Scheiße.«
    »Kleiber ist wirklich gut. Er hat einfach gar nichts gesagt. Die Staatsanwaltschaft hat trotzdem drauf bestanden, mit ihm als Täter an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie haben U-Haft verhängt, obwohl der Fall nur auf Indizien beruht. Es gibt keinen einzigen Beweis. Wir hatten eine Superzeugin, die Haushälterin Plessens, eine Russin, die die Morde in Plessens Haus zum Teil beobachtet hat. Aber sie hat Kleiber nicht wiedererkannt. Zumindest hat sie das behauptet. Sie ist Russin und...«
    »Russin?«
    »Ja. Sie ist illegal hier.«
    »Dann hatte sie Angst«, sagte Berghammer mit resignierter Stimme. »Die Russen haben alle eine Scheißangst, wenn’s um Mord geht.«
    »Sie wollte mir einfach nicht glauben, dass Kleiber Einzeltäter ist. Sie dachte wahrscheinlich an Mafia oder so. Jedenfalls hat sie ihn bei der Gegenüberstellung nicht identifiziert. Und das bricht der Klage das Genick, würde ich sagen. Ein guter Anwalt haut Kleiber da leicht wieder raus.«
    »Und du?«
    »Ich hab mich offiziell distanziert. Ich wusste, Kleiber würde nichts zugeben, niemals. Der ist so. Der lässt sich nicht einschüchtern. Der ist innerlich so kalt...«
    »Verstehe.«
    »Jetzt ist die Staatsanwaltschaft dran, Martin. Selber schuld, wenn die sich so aus dem Fenster hängen. Mir ist das egal.«
    Eine Pause entstand. Sie hörte Berghammer am anderen Ende der Leitung atmen. Er glaubte ihr nicht, und sie sich selber auch nicht. Das offene Ende des Falls war ihr alles andere als egal. Es nagte sehr wohl an ihr. Sie war trotzdem in Urlaub gefahren, weil Lukas wichtiger war – wichtiger sein musste – als ihr Job. Ohne Lukas hätte sie verbissen weiter-, immer weiterermittelt und wahrscheinlich doch irgendwann aufgeben müssen. Ohne Lukas und auch ohne Anton, das sah sie plötzlich ganz klar, würde sie zu den Leuten gehören, die nichts hatten außer ihren Beruf. Sie sah sich selbst
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