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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin
Autoren: Eine englische Liebe
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konnte ihre
Befriedigung nicht verbergen, und dafür habe ich sie gehasst. Ich versuchte,
ihr klarzumachen, dass wir meinen Bruder getötet hatten. Als sie begriff, dass
ich sie nie heiraten würde, ist sie
weggegangen und hat Odo geheiratet, weil er der reichste Mann war, den sie
finden konnte. Ich hätte sie aufhalten sollen, ich wusste, dass die Ehe von
Anfang an unter einem schlechten Stern stand, aber ich wollte nichts mehr mit
Charlotte zu tun haben. Ich habe sie ein Jahr lang nicht gesehen, und dann habe
ich sie am Tag der Myddleton-Jagd getroffen. Sie hat mir gesagt, wie schlimm
alles für sie sei, und ich habe sie lieber gemocht, weil sie litt. So hat es
wieder angefangen, es war ein schrecklicher Fehler.» Er bedeckte seine Augen
mit dem Handrücken. «Paradoxerweise war es Charlotte, die dich und mich
zusammengebracht hat. Wenn ich mich an dem Tag nicht im Paradise Wood mit ihr
getroffen hätte, dann hätte ich dich da nie gefunden.»
    Cora legte ihr Gesicht in ihre
Hände; erst jetzt merkte sie, wie heiß es war, sie hatte die Sonne schlicht
nicht bemerkt.
    «Du warst mit ihr zusammen, im
Wald.» Sie wollte aufstehen, aber Ivo zog sie wieder zu sich auf den Stein.
    «Du kannst noch nicht gehen, Cora.
Bitte, lass mich meine Geschichte beenden.»
    Sie gab
nach.
    «Als ich dich getroffen habe, hatte
ich das Gefühl, noch eine Chance zu bekommen. Du warst so frei und fröhlich und
...»
    «Reich?»,
sagte Cora.
    «Ja, reich, aber liebste Cora, du
warst nicht die einzige Erbin auf der Suche nach einem Titel, auch wenn du», er
machte mit der Hand einen kleinen Schnörkel und lachte, «bei weitem die
reichste warst. Natürlich musste ich eine Frau mit Geld heiraten, aber ich wollte
nicht dein Vermögen, Cora, ich wollte dich. Du würdest niemals wie meine
Mutter oder sogar wie Charlotte sein. Du kannst keine Ge heimnisse für dich
behalten, und du bist eine schlechte Lügnerin. Du hast keine Ahnung, wie du
deine Gefühle verbergen sollst.»
    Cora schloss die Augen; sie spürte
die Sonne auf ihren Lidern brennen.
    «Dann wirst
du wissen, wie ich mich jetzt fühle.»
    «Du bist
ärgerlich und fühlst dich gedemütigt, und das kann ich dir nicht verübeln. Ich
hätte dir von meiner Vergangenheit mit Charlotte erzählen sollen, aber dann
hätte ich zugeben müssen, was ich Guy angetan habe.»
    «Von der Vergangenheit mit Charlotte
oder von der Gegenwart?» Cora war überrascht, wie böse sie klang.
    Ivo stellte sich vor sie, sodass die
Sonne hinter ihm stand. Cora fragte sich, ob er das absichtlich tat, weil sie
so sein Gesicht nicht sehen konnte.
    «Verstehst du nicht, Cora? Ich würde
alles darum geben, alles, Charlotte nie wieder zu sehen. Erinnerst du dich an
die Perlen, die ich dir in Venedig geschenkt habe?»
    Cora hob
ihren Kopf ein wenig.
    «Einst habe ich Charlotte so eine
Kette geschenkt. Ich habe dir dieselbe geschenkt als Zeichen für Charlotte,
dass ich jetzt dich liebe. Sie sollte begreifen, dass unsere Ehe kein
finanzielles Arrangement, sondern etwas Echtes ist.»
    Cora sagte
fast unfreiwillig: «Wie grausam das ist.»
    «Vielleicht,
aber ich wollte sie vertreiben. Sie hat sich allerdings gerächt, indem sie
sich mit dir angefreundet und dich diesem Maler vorgestellt hat.»
    «Aber es ist nichts passiert, Ivo.»
Sie machte eine kurze Pause. «Louvain hat einmal versucht mich zu küssen, das
war alles.»
    Ivo schüttelte den Kopf und
verscheuchte den Gedanken mit der Hand. «Ich war an dem Abend so wütend auf dich. Es war eine geschmacklose
Veranstaltung, das Porträt, alles. Ich hatte das Gefühl, der ganze Abend dreht
sich nur um deine Eitelkeit und dass es dir egal ist, ob ich dabei gedemütigt
werde. Es war, als würdest du dich in meine Mutter verwandeln.» Ivo lachte.
«Charlotte hat das natürlich gewusst. Mir hätte klar sein müssen, dass du
vielleicht ein bisschen eitel warst und auf jeden Fall ein bisschen naiv, aber
du warst die Unschuldige bei dem ganzen Durcheinander. Ich habe Monate
gebraucht, um zu verstehen, was passiert war. Charlotte hat mir jeden Tag geschrieben,
als ich in Indien war, und langsam habe ich begriffen, worum es ihr ging. Es
war das Baby, das sie zur Verzweiflung getrieben hat.»
    Cora erinnerte sich an Charlottes
hungrigen Blick bei der Taufe.
    «Als ich nach England zurückkam, hat
sie mich gefunden. Sie hat mich angefleht, von vorne anzufangen. Ich habe ihr
gesagt, dass ich nie mit ihr zusammen sein könnte. Und dann bin ich nach Hause
gekommen und habe dich mit
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