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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
Autoren: Robert Thier
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das nicht das Einzige war, was schwamm. In seinem Magen schienen sich einige muntere Fischlein zu tummeln.
    »Beschützer der Poeten, warum tust du mir das an? Der König sagte, ich solle von Abenteuern singen ! Dass ich sie selbst erleben muss, davon hat er kein Wort erwähnt …«
    Konnte man bei einem Schiffbruch Fische verschlucken?
    Er taumelte zu einem der Fenster, lehnte sich hinaus und kotzte ausgiebig und energisch. Anschließend musterte er die Flüssigkeit von höchst unpoetischer Farbe und Textur, die dort vor ihm die Felsen hinablief.
    Sie schien keine Fische zu enthalten.
    Na, immerhin etwas.
    Er wandte sich zu den Einheimischen um, die ihn gespannt beobachteten und darauf zu warten schienen, was er als nächstes anstellte.
    Er räusperte sich.
    »Seid gegrüßt, brave Leute, und habt Dank für meine Errettung. Ich bin Irustar Alagotis, Poet und Bänkelsänger des erhabenen, ewigen Königs Arun Löwenmut, Sohn des Anun, Herr über ganz Iakainor. Ich wurde zu Euch gesandt…«
    »Seid Ihr ein Geologe oder ein Priester?« fragte Brausesturm Blaubart neugierig. »Kein Geologe oder Priester, den wir kennen, hat so komischen Fummel an wie Ihr.«
    Die Röte stieg dem Poeten ins Gesicht. Was waren das für Wilde! Schlimmer als all die anderen zusammen! Komischer Fummel! Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen.
    »Weder noch«, erwiderter er. »Wie ich sagte, ich bin Bänkelsänger. Ich wurde zu Euch gesandt um …«
    »Was ist ein Bänkelsänger?«
    »Das ist jemand, der Lieder singt«, antwortete der Poet mit wachsender Verzweiflung. »Ich bin zu Euch …«
    »Dann seid Ihr ein Priester«, meinte Wanknieknie zufrieden. »Priester singen, wenn auch nicht besonders gut. Immer wenn ich den Takt zu den Liedern klatschen wollte, hat dieser Kuttenfuzzi behauptet, meine Hände müssten die ganze Zeit beieinander bleiben, als hätte ich sie aneinander festgeklebt. Keine Ahnung von Musik, diese Banausen.«
    Der Poet schluckte. »Ich glaube … ich muss mich setzen.«
    »Bitte, wenn Ihr einen sauberen Stuhl findet.«
    Langsam ließ sich Alagotis auf einen der grob gezimmerten, dreibeinigen Holzstühle sinken.
    Die Männer beobachteten ihn immer noch wie ein seltsames, aus fernen Landen stammendes Tier in einer Menagerie.
    »Habt Ihr vor, Steine zu essen?« frage einer von ihnen. »Wenn ja, nehmt lieber ein Seil. Es geht schneller und wir müssen nachher nicht so schwer schleppen.«
    Der Bänkelsänger musterte den Mann entgeistert.
    Ein anderer stieß den Sprecher in die Rippen.
    »Sei still!«
    »Ich wollte doch nur höflich sein.«
    »Es gibt weitaus wichtigere Dinge, die wir ihn fragen sollten.« Jetzt wandte sich der Rippenstoßer an Alagotis. »Wisst Ihr zum Beispiel, warum ich es nicht geschafft habe, den Stein zum Brennen zu bringen? Ich habe jedes der Zeichen von diesen komischen, dünnen Blättern genauestens kopiert, aber er will einfach nicht Feuer fangen.«
    ‚Heiliger ich-habe-leider-deinen-Namen-vergessen-aber-hilf-mir-bitte-trotzdem, Schutzherr der Poeten, ich bin auf einer Insel voller Verrückter gelandet’, schoss es dem Bänkelsänger durch den Kopf. ‚Was soll ich nur machen?’
    »Ruhe, Ruhe!«
    Der Dorfälteste hob beide Hände und es wurde still.
    »Ich glaube, wir erleben hier gerade einen großen Moment«, erklärte er. »Ich glaube, wenn ich alle Zeichen richtig deute, dürfen wir hier zum ersten Mal einen Gast begrüßen, der weder Geologe noch Priester ist.«
    Ehrfürchtige Stille erfüllte den Raum.
    Dies war mehr als eine Sensation. Dies war ein Moment, den zu erleben keiner von ihnen je zu hoffen gewagt hatte.
    »Nun«, fuhr Wanknieknie fort, »wie unser geschätzter Freund Brausesturm angedeutet hat, ist der arme Kerl offensichtlich nicht ganz bei klarem Verstand.«
    Dem Bänkelsänger fiel die Kinnlade herab.
    »Seht ihr? Er scheint auch sein Gesicht nicht richtig unter Kontrolle zu haben. Also geht bitte vorsichtig mit ihm um, wir möchten doch nicht, dass er gleich am ersten Tag Selbstmord begeht. Seid freundlich zu ihm, und höflich. Womit ich nicht meine, dass man Bemerkungen wie ‚nehmt lieber ein Seil‘ von sich geben sollte, kapiert? Und was die anderen von dem Schiff angeht, die könnt ihr in den Pferdestall bringen. Wir beschäftigen uns erst einmal mit dem interessantesten Exemplar der Bande.«
    Vorsichtig näherte sich der Älteste dem Sänger. Mit einer Grimasse, die wohl ein freundliches Lächeln sein sollte, beugte er sich zu ihm hinunter und formte langsam und
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