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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz
Autoren: Julia Talbot
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Ungeheuer mit voller Wucht. Anna spürte, wie der Klammergriff sich lockerte. Das ganze schwankende Gebilde löste sich auf. Jetzt, dachte Anna. Jetzt geschieht es. Sie holte tief Luft, und dann versank sie in einem Meer aus Skorpionen.
    »Anna?«
    Sie lag auf dem Boden. Es war dunkel. Nur ein schwacher grüner Widerschein erleuchtete die Wolken. Kühler Wind strich über ihre Stirn. Oder war es eine Hand, die sich darauf gelegt hatte?
    »Anna! Wach auf!«
    Jemand küsste ihre Lippen. Es tat weh, aber es war auch unendlich schön. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie sah in Wellers besorgtes Gesicht. Mit einem Aufschrei umarmte sie ihn.
    »Du lebst! Was ist passiert?«
    »Es ist vorbei.«
    Annasah sich um. Das grüne Leuchten war nur noch ein schwacher Schimmer. Dafür zeigte sich am Horizont ein anderes Licht: die Morgenröte. Weller zog sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haaren.
    »Nicht«, flüsterte Anna. »Ich glaube, ich sehe furchtbar aus.«
    Weller lachte leise. Er küsste ihre Wange und ließ seine Lippen langsam an ihrem Hals heruntergleiten. Eng aneinandergeschmiegt lagen sie auf der trockenen Erde der Hochebene. Sie lauschte dem Schlag seines Herzens und fühlte sich dem vollkommenen Glück sehr nahe.
    Anna räusperte sich. Ihre Kehle war trocken, und sie hätte eine Badewanne leertrinken können. Doch das war auf dem Gipfel des Ätna wohl ein bisschen viel erwartet.
    »Wie konntest du Sandrine besiegen?«
    »Ich hatte etwas, das sie nicht hatte.«
    »Und das wäre?«
    Er küsste sie wieder. »Die Liebe. Ohne sie ist jeder Kampf sinnlos. Ohne sie lohnt es sich nicht zu leben. Und deshalb, Anna, muss ich gehen.«
    Er löste sich aus ihrer Umarmung und stand auf.
    »Was heißt das, du musst gehen? Ich komme mit. Das ist doch wohl klar!«
    Doch er schüttelte nur den Kopf.
    »Meine Zeit ist um. Mein Plan war ein anderer. Aber dann hat mir mein Herz leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
    Anna trat ein paar Schritte in Richtung des Kraters. Nicht weit entfernt gewahrte sie einen Haufen Asche. Sie wollte gar nicht genau hinsehen, was da von Sandrine übriggeblieben war. Stattdessen sah sie hinunter in den Vulkan. Seine Innenwände fielen steil nach unten ab. Am Ende des Trichters erkannte sie ein letztes, schwaches Glimmen. Sie drehte sich zu Weller um.
    »Geh nicht. Bleib hier.«
    »Das ist unmöglich. Ich werde sterben. Ich muss meinen Vertrag erfüllen.«
    Sielief zu ihm und warf sich an seine Brust. Weller umarmte sie, und für einen Moment fühlte Anna noch einmal seine Wärme und die Geborgenheit, die nur er ihr geben konnte. Sie wollte nicht glauben, dass alles zu Ende sein sollte.
    »Vicky wartet unten am Auto. Und Jean-Baptiste auch. Wir gehen zu ihnen und verschwinden.«
    Er verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Seine Augen hatten fast all ihren Glanz verloren.
    »Wenn wir das tun, dann zerfallen beide zu Staub. Und du auch. Alle, die mit mir in Verbindung standen, alle werden mit hinabgezogen. Das kann ich nicht zulassen.«
    Tränen stiegen in Annas Augen. Sie klammerte sich an Weller fest, doch der schob sie sanft von sich weg. Aus einer tiefen Tasche seines Umhangs holte er den Vertrag. Anna sah hilflos mit an, wie er an den Rand des Kraters trat.
    »Nein«, schrie sie.
    Ein Windstoß fuhr heraus aus den Tiefen des Berges und erfasste ihn. Er hörte sie nicht mehr.
    »Ich liebe dich! Geh nicht!«
    Sie wollte ihm hinterherlaufen, aber der Wind war zu stark. Er stach in ihre Augen und brannte auf ihrer Haut. Gelbe Wolken türmten sich auf. Sie hielt schützend die Arme vors Gesicht und taumelte auf den Kraterrand zu. Wellers Gestalt war nur noch ein Schatten. Sand drang durch jede Ritze ihrer Kleidung. Sie wollte zu ihm laufen und ihn festhalten, aber der Sturm schien sie mit aller Macht davon abhalten zu wollen.
    »Aus dem Weg!«
    Anna wirbelte herum und erkannte die schemenhafte Gestalt Sandrines. Schon traf sie ein Schlag, der alle Luft aus ihren Lungen drückte. Hustend brach sie zusammen. Wie hatte diese Hexe es nur geschafft, wieder aufzustehen? Sie war doch nicht mehr als ein Haufen eingeäscherter Skorpione gewesen!
    »Ich bin unsterblich!«, schrie Sandrine in den Sturm. »Ich fordere dich zum letzten Mal zum Kampf, Weller!«
    Anna blinzelte, um ihre Augen vor dem Sand zu schützen. Am Randedes Abgrunds erkannte sie seine Gestalt. Er drehte sich nicht um. Sie sah, wie sein Rücken sich beugte und er kleiner wurde, und sie ahnte, was das zu bedeuten hatte.
    Einmal
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