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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Autoren: Sabine Reiff
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zu. Sie achtete nicht mehr auf die herabgefallenen Äste, die kreuz und quer über den Weg verteilt lagen. Zweimal wäre sie um Haaresbreite gestürzt, doch das alles interessierte sie nicht. Im Moment empfand sie nur Freude darüber, ein bekanntes Gesicht in diesem Durcheinander zu entdecken.
    Sie hatte Lille erreicht. Erleichtert fiel sie ihrer Freundin in die Arme. „Bin ich froh, dich zu sehen“, sagte sie atemlos.
    „Das kann ich zurückgeben. Mir fällt gerade ein tonnenschwerer Stein vom Herzen, dass es dir gut geht. Ich suche nämlich schon seit gestern nach dir“, antwortete Lille.
    „Seit gestern?“, fragte Doro irritiert. Offensichtlich hatte nicht nur ihre Erinnerung, sondern auch ihr Zeitgefühl gelitten. Ihr Kopf war plötzlich voller Fragen. Am liebsten hätte sie alle gleichzeitig gestellt, doch sie stellte nur die Frage, die ihr am dringlichsten vorkam.
    „Lille, was um Gotteswillen ist hier genau passiert?“
    Jetzt war das Erstaunen auf Lilles Seite. „Das ist nicht dein Ernst.“
    „Doch.“
    „Du hast wirklich keine Ahnung, was geschehen ist?“
    „ Nein. Wie auch? Ich habe bewusstlos in Erics Hütte gelegen.“
    „Soll ich dich zu einem Arzt bringen?“
    Doro winkte energisch ab. „Nein. Mir fehlt körperlich nichts, aber ich habe ziemlichen Durst.“
    „Warte, ich habe etwas dabei.“ Lille kramte aus ihrer Umhängetasche eine kleine Flasche Mineralwasser hervor und reichte sie an Doro weiter.
    „Danke, du bist ein Schatz“, erwiderte Doro, öffnete den Schraubdeckel und trank in großen Schlucken.
    „Na schön, an was kannst du dich als Letztes erinnern?“, fragte Lille, als Doro die Flasche absetzte.
    „Ich weiß es beim besten Willen nicht. Die letzten Tage, vielleicht auch Wochen, kommen mir wie eine einzige große Unbekannte vor.“
    „Bist du dir wirklich sicher, dass du keinen Arzt brauchst?“
    „Ja, ich bin mir absolut sicher. Ich brauche nur etwas Hilfe, damit ich die Dinge wieder auf die Reihe bekomme.“ Sie machte eine Pause. „Es ist ziemlich befremdlich, wenn dein Gedächtnis mit einem Mal fußballfeldgroße Löcher aufweist.“
    „Wenigstens hast du deinen Humor noch.“ Lille grinste und hakte sich bei Doro unter. „Komm, ich erzähl´s dir auf dem Weg zum Auto.“
     
    Während sie den Wanderweg hinunter zum Parkplatz gingen, erfuhr Doro von der Katastrophe, die über Kirchbronn hereingebrochen war. Ein schwerer Wirbelsturm hatte weite Teile des Ortes verwüstet, in den angrenzenden Wäldern zahllose Bäume entwurzelt und einen millionenschweren Schaden verursacht. Das komplette Ausmaß war noch nicht abzuschätzen.
    „Unseren Arbeitsplatz gibt es übrigens auch nicht mehr.“
    Sie blickte Lille fragend an.
    „Na, die alte Papierfabrik an der Steinach, in der Heyders Firma ihren Sitz hatte. Sag bloß, du hast auch vergessen, wo wir arbeiten… ich meine, wo wir gearbeitet haben?“
    „Doch, natürlich“, gab Doro zurück. Es entsprach zwar nicht in vollem Umfang der Wahrheit, aber je länger Lille erzählte, umso mehr füllten sie die Lücken in ihrem Verstand mit Erinnerungen.
    „Das Gebäude ist vollständig zerstört.“
    „Und der Kirchbronner Bote ?“
    „Dasselbe. Alles, was Thomas Heyder einmal gehört hatte, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Ich finde das richtig unheimlich. Aber doch das ist nicht einmal die schlimmste Nachricht.“
    Doro blieb stehen und sah Lille fest in die Augen. Ihr erster Gedanke galt unweigerlich Alexander. „Was noch?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
    „Es geht um deinen Vater“, sagte Lille zögernd.
    „Ist Eric verletzt?“ Sie spürte ihre Muskeln vor Aufregung unkontrolliert zucken.
    Lille schüttelte vage den Kopf. Sie schloss Doro erneut in ihre Arme und hielt sie fest. „Du musst jetzt stark sein“, flüsterte Lille. Der Klang ihrer Stimme verriet, dass sie ein Schluchzen unterdrückte. „Er ist… Eric ist ums Leben kommen. Die Polizei hat ihn tot in der Box eines Ponys gefunden. Sie vermuten, dass er während des Sturms in den Stall gegangen ist, um nach den Pferden zu sehen. Eines ist wohl völlig durchgedreht und hat ihn so unglücklich mit dem Huf am Kopf getroffen, dass… Er muss sofort tot gewesen sein. Es tut mir so leid, Liebes.“
    „Du kannst doch nichts dafür“, bot Doro Lilles Erzählung Einhalt. Mittlerweile konnte sie sich wieder recht gut an die Geschehnisse vor dem Sturm erinnern. Lediglich die letzten Stunden und wie sie zur Hütte gekommen war, fehlten ihr noch immer. Im
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