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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Autoren: Sabine Reiff
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begleitet von einem unheimlichen Heulen, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und das ich, solange ich lebe, nicht vergessen werde. Eigentlich war es kein richtiges Heulen, denn es klang beinahe menschlich, wie Wehgeschrei.“ Lille hielt den Wagen vor dem Hauseingang an und schüttelte sich, als könne sie durch diese Geste, die Erinnerungen an das Erlebte aus ihrem Kopf vertreiben. „Etwas Derartiges, will ich nie wieder mitmachen müssen“, schloss sie.
    Doro nickte, denn sie konnte nachempfinden, welche Ängste Lille während des Sturms ausgestanden habenmusste.
    „Soll ich noch mit raufkommen?“, fragte Lille.
    „Bist du mir böse, wenn ich jetzt allein sein möchte?“, fragte Doro und probierte sich an einem Lächeln, von dem sie wusste, dass es ihr in jedem Fall misslang.
    „Nein, natürlich nicht. Und du kommst wirklich allein zurecht?“
    „Ja, ich denke schon. Ich brauche erst einmal Zeit für mich, um die ganze Geschichte zu verdauen.“
    „Aber, wenn du Hilfe brauchst…“
    „…dann melde ich mich“, vollendete sie Lilles Satz.
    „Ehrenwort?“
    „Versprochen und vielen, vielen Dank fürs Heimbringen.“ Sie öffnete die Wagentür und stieg aus. An der Eingangstüre drehte sie sich noch einmal um und winkte ihrer Freundin zum Abschied.
     
    Es war, wie Lille es gesagt hatte, weder das Haus noch die Wohnung hatten während des Sturms Schaden genommen. Wie durch ein Wunder war das ganze Viertel unversehrt geblieben, abgesehen von ein paar einzelnen Ziegeln, die hier und da von den Dächern herabgeweht worden waren.
    Doro öffnete den Briefkasten und fandeine handschriftliche Notiz, an die eine Visitenkarte angeheftet war. Die Visitenkarte gehörte einem Sven Pohl, Polizeihauptmeister des Reviers Kirchbronn. Die Schrift war so unleserlich, dass sie sich erst gar nicht die Mühe machte, sie zu entziffern. Im Grunde war sowieso klar, um was es ging: Pohl bat um Rücksprache. Sie ging nach oben in ihre Wohnung. Nach einem kurzen, inspizierenden Rundgang nahm sie den Hörer aus der Ladestation. Und war verblüfft, dass die Telefonleitung offensichtlich noch funktionierte. Sie setzte sich im Schneidersitz auf das Sofa und tippte die auf der Visitenkarte angegebene Nummer ein.
    „Sven Pohl, Polizeirevier Kirchbronn“, meldetet sich eine jugendlich klingende Stimme nach dem dritten Freizeichen.
    „Dorothea Bergmann. Ich habe ihre Nachricht in meinem Briefkasten gefunden. Entschuldigen Sie, dass ich…“
    „Oh, Frau Bergmann, gut, dass Sie sich endlich bei uns melden“, unterbrach sie Pohl, „Wir hätten noch ein paar Fragen an Sie. Würde es Ihnen etwas ausmachen, sich umgehend auf dem Revier einzufinden?“
    Sie spürte Zorn in sich aufsteigen; natürlich machte es ihr etwas aus. Einen Tag lang hatte sie ohnmächtig in einer Waldhütte gelegen und ganz nebenbei war ihr komplettes Leben aus den Fugen geraten. Und dieser dämliche Wichtigtuer hatte nichts Besseres zu tun, als sie im Kommandoton aufs Revier zu zitieren.
    „Ja, es macht mir etwas aus!“, antwortete sie barsch.
    „Wie bitte?“, drang es an ihr Ohr. Die unvermittelte Widerrede überraschte ihren Gesprächspartner.
    „Hören Sie, die letzten vierundzwanzig Stunden waren für mich alles andere als angenehm, denn ich habe sie in einer halbverfallenen Hütte im Wald zugebracht. Mein Vater und mein Arbeitgebersind bei dem Sturm umgekommen und von meinem Freund fehlt bislang ebenfalls jedes Lebenszeichen. Nichts in meinem Leben ist augenblicklich so, wie ich es kenne. Ich bin traurig. Ich habe Hunger, Durst, kein Auto, aber dafür das dringende Bedürfnis, mich zu duschen. Ich weiß, das klingt absurd, aber es ist nun einmal so. Also, wenn Sie mit mir sprechen wollen, schwingen Sie gefälligst ihren Hintern in ihr Dienstfahrzeug und kommen zu mir!“
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann hatte Pohl seine Sprache wiedergefunden. „Sie sagten, Ihr Vater ist bei dem Sturm umgekommen?“
    „Ja, Eric Tanner war mein leiblicher Vater.“
    „Das tut mir aufrichtig leid.“
    „Danke. Sonst noch Fragen?“
    „Eigentlich schon.“
    „Dann kommen Sie her.“ Doro drückte die Auflegtaste, ohne eine weitere Reaktion abzuwarten.
     
    Die halbe Stunde zwischen dem Beenden des Telefonats und dem Klingeln an der Wohnungstür hatte Doro gerade gereicht, um sich zu duschen und einen Sahnejogurt hinunterzuschlingen.
    „Frau Bergmann?“, fragte der Polizeibeamte, nachdem sie die Tür geöffnet hatte, „Mein Name ist Sven Pohl. Wir
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