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Daemonenbraut

Titel: Daemonenbraut
Autoren: Christina M. Fischer
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Anblick des hochgewachsenen, schlanken Mannes hinaus. Das lange Haar, das an kalte Asche erinnert, wogte spielerisch um seine Hüften. Seine sonderbaren Augen, ein grünes und ein graues, mustern mich tiefgründig. Dass er es geschafft hatte, sich unbemerkt an mich heranzuschleichen, ärgerte mich trotzdem. Wenn ich ihn früher gesehen hätte, dann wäre ich auf diese Begegnung vorbereiteter gewesen. Samuel Richford ist ein Hexenmeister und Sünde pur. Neben seiner guten Figur besitzt er ein Gesicht, das ihn ungeschlagene fünfundzwanzig Wochen auf den ersten Platz der begehrtesten Junggesellen Amerikas verharren ließ. Als langlebiger Hexer sieht man ihm die zweihundertfünfzig Jahre nicht an, die er schon gelebt hat. Das schmale Gesicht ist makellos, ebenso die gerade Nase und die vollen Lippen. Sein brennender Blick hatte mir schon mehrere Male die Fassung geraubt, auch jetzt kämpfte ich um sie.
    Zum ersten Mal waren wir uns begegnet, als ich meine beste Freundin Anna zu einem Sabbat begleitete, der auf seinem Anwesen stattgefunden hatte. Ich war neugierig gewesen, jedoch war die Neugierde sehr schnell von Scham vertrieben worden, als ich heftig kopulierenden Hexen bei ihrem Liebesspiel zusehen musste. Verschreckt war ich in ein abgelegenes kleines Häuschen geflohen und hatte feststellen müssen, dass ich auch dort nicht so alleine war, wie ich angenommen hatte. Damals war ich eigentlich bereit für etwas Neues gewesen, allerdings hätte jemand Samuel sagen sollen, dass man eine romantische Annäherung nicht unbedingt damit beginnen sollte, jemanden zu fragen, ob man sein Kind austragen will. Natürlich weiß ich, dass Hexen sehr viel Wert auf ihre Nachkommen legen, aber mich hatte es abgeschreckt. Trotz der großen Anziehungskraft, die er auf mich ausübte, bin ich damals geflohen. In den vier Jahren, die danach vergangen waren, hat Samuel etliche Male um mich geworben, aber ich fand immer einen Weg, um ihm zu entkommen.
    »Ich bedauere die Umstände, unter denen wir uns heute Nacht begegnen.«
    Es machte klick bei mir! »Du bist Michelles Hexenmeister!«
    Jede Hexe und jeder Hexer ist einem Meister unterstellt. Hexenmeister sind in der Mehrzahl männlich, aber es gibt auch einige Ausnahmen. Besagter Meister kümmert sich um die Ausbildung seiner Untergebenen und hält Schwierigkeiten von ihnen fern.
    Samuel wirkte angespannt, das sonst sinnliche Lächeln war betrübt. »Ich war ihr Hexenmeister«, korrigierte er mich traurig.
    Natürlich hatte Senator Hopkins nur den Besten für seine Tochter gewollt.
    »Woher weißt du es?«, fragte ich ihn.
    »Dein Vorgesetzter hat mich angerufen. Er meint, ihr seid von Hexen angegriffen worden, und vielleicht könnte ich ihm einige Fragen beantworten.«
    Ob Samuel Karl wirklich helfen konnte? Oder hatte Karl ihn in Verdacht?
    Als sein Blick intensiver wurde, wäre ich am liebsten geflohen. Es ist eine Art Spiel zwischen uns. Samuel wirbt um mich, ich trete die Flucht an. Die Sache mit dem Nachkommen hat mich ziemlich mitgenommen, aber es liegt vielmehr daran, weil Samuel eben Samuel ist.
    Seine schlanke, langfingrige Hand hob sich, um meine Wange zu berühren, da wich ich rasch zurück.
    Seufzend ließ er die Hand wieder sinken. »Wir müssen uns unterhalten, Sophie.«
    Alleine mit Samuel? Niemals! Wann immer ich mit Samuel alleine gewesen war, hatte er es geschafft, mich dahinschmelzen zu lassen, und es endete stets damit, dass ich atemlos in seinen Armen lag. »In Ordnung«, log ich, aber das Zucken um seinen Mund verriet mir, dass er meine Lüge durchschaute.
    »Das werden wir«, versprach er mir und ging nach einem letzten eindringlichen Blick weiter.
    Julius hatte uns aufmerksam beobachtet und kam nun mit großen Schritten auf mich zu.
    »Wer war das?«
    Ich sah von Samuel weg und überlegte, was ich ihm sagen sollte. »Das war Michelle Hopkins Hexenmeister.«
    »Kennst du ihn?«
    »Ja, flüchtig.« Im Grunde war das nicht gelogen, allerdings hatten die wenige Male, die ich ihm begegnet war, ausgereicht, um ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommen zu können.
    »Die Spurensicherung wird eine Weile brauchen. Lass uns in die Agentur zurückfahren«, schlug Julius vor, und ich nickte zustimmend.
    Die Fahrt dauerte unglaublich lange, weil jeder seinen Gedanken nachhing. Die Agentur befindet sich in einem Hochhaus im Zentrum von Terimes. Der Aufzug, den wir betraten, fährt jedoch nicht nach oben, sondern nach unten. Julius hatte die Hände lässig in die Hosentaschen gesteckt
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