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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
Autoren: Tanja Heitmann
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Frau, deren erzwungene Körperhaltung definitiv nicht jugendfrei war.
    Ella konnte nicht anders. Sie riss die Kamera hoch und machte ein Foto von dem Jungen.
    »Was soll denn die schräge Aktion?«
    »Mindestens so schräg, wie hier einfach ohne Einladung reinzuspazieren«, hielt Ella
    dagegen. »Ist ja nicht gerade so, als ob du vorher angeklopft hättest. Bist du von zu Hause abgehauen und hast dich hier einquartiert, als Unterschlupf? Fände ich nicht schlimm. Es ist nur so, dass ich jetzt hier wohne.«
    »Weiß ich doch, Tante Ella.«
    Tante? Hatte der Bursche sie eben wirklich Tante genannt? In Ellas Kopf ratterte es, doch die einzige Lösung, die ihr einfiel, war einfach unmöglich. Trotzdem sprach sie den
    Gedanken laut aus: »Konstantin?«
    Hatte der Junge eben noch vor Selbstbewusstsein gestrotzt, so zog er jetzt die Schultern ein, als hätte sie ihn niedergebrüllt. »Nee, nicht Konstantin, sondern Kimi. Auf diesen Scheißspießernamen, den mir meine Eltern in ihrem Bürgerlichkeitswahn verpasst haben, höre ich schon lange nicht mehr.«
    »Ach, so ist das.«
    Völlig perplex wegen dieser rotzigen Antwort, versuchte Ella, den Eindruck, den sie von ihrem damals elfjährigen Neffen in Erinnerung hatte, mit diesem Außerirdischen in Einklang zu bringen. Es gelang ihr nicht.
    Wie sollte es auch?
    Der Junge, der vor einigen Jahren zu Besuch gewesen war, hatte weich fallendes, braunes Haar
    gehabt.
    Konstantin
    war
    halb
    erschlagen
    gewesen
    von
    den
    Eindrücken
    derMillionenmetropole Sydney und der Weitläufigkeit der Weinberge von VinesGrey. Am
    nahe gelegenen Strand bekam er sofort eine fiese Sonnenallergie, und nach dem ersten Bissen in einen mit Vegemite bestrichenen Frühstückstoast ernährte er sich dann
    ausschließlich von Müsliriegeln, weil er dem australischen Essen nicht mehr über den Weg traute. Das war also Konstantin in Australien gewesen: ein niedlicher, jedoch restlos überforderter Junge.
    Und jetzt? Jetzt stand da ein schlaksiger Teenager samt seltsamem Haarschnitt und einem noch seltsameren Spitznamen.
    »Kimi, was ist das mit deiner Aufmachung? Soll das Punk sein?«
    »Punk? Willst du mich verarschen, Tante Ella?«
    »Nenn mich nicht so. Tante, meine ich. Das passt doch gar nicht.«
    »Wäre dir Halb-Tantchen lieber?«
    Eins zu null für Kimi, gestand Ella sich ein. Er blieb gut zwei Meter von ihr entfernt stehen, nach einer herzlichen Begrüßungsumarmung war ihm offensichtlich nicht zumute. Was Ella ausgesprochen schade fand, ein Hauch familiärer Nähe hätte ihr nach den ganzen Strapazen nämlich gutgetan.
    »Wenn ich mir das richtig zusammenreime, dann bist dueben über den Zaun geklettert, um aufs Grundstück zukommen«, nahm Ella den Faden wieder auf. »Ich habe die Gartenpforte benutzen müssen. Soll ich dir mal was sagen? Das ist Mist. Dieser Verwalter, den Sören eingesetzt hat, um die Villa instand zu halten, hat nicht nur einen miesen Job gemacht, er hat gar keinen Job gemacht. Ich bin echt sauer.«
    »Ja, klar.« Kimi zupfte an seinen langen Nackenfransen,das Einzige an seinem Schopf, das nicht abgeraspelt war. Dieser Haarschnitt sah verdächtig nach Eigenregie aus. Da war keine Spur mehr von dem Jungen mit seiner Vorliebe fürPolohemden und Modellflugzeuge zu entdecken. »Aber wenn du Hass auf diesen Verwalter schiebst, ist das verschwendete Energie. Der hat schon vor Ewigkeiten gekündigt, und Sören war einfach zu busy , um jemanden Neues zu suchen.«
    Ella blinzelte. Sie wusste nicht, was sie mehr traf: dass Sören allem Anschein nach sein Versprechen gegenüber ihrem Vater gebrochen hatte oder dass sein Sohn ihn schadenfroh ans Messer lieferte.
    Währenddessen studierte Kimi ihre Reaktion genau, als sei es von allergrößter Wichtigkeit, wie sie mit seinen Äußerungen umging. »Ach, komm schon. Sören ist ein Penner, wenn es um Familienkram geht. Das hätte dir eigentlich spätestens da klar werden müssen, als du allein am Bahnhof rumgestanden bist. Der lässt einfach jeden hängen.«
    Bloß nicht provozieren lassen, beschloss Ella, obwohl ihr eine Zurechtweisung auf der Zunge lag. Kimi ist ein Teenager, der testet einfach deine Grenzen aus. Wenn du dem jetzt mit einer Ermahnung kommst, macht der dicht. Und obgleich es ihr gegen den Strich ging, dass Kimi seinen Vater als »Penner« bezeichnete, zielte sie zunächst auf etwas anderes.
    »Mag ja sein, dass Sören vor lauter Arbeit vergessen hat, dass ich heute ankomme. Aber du wusstest es, und du wusstest auch, dass
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