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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
Autoren: Tanja Heitmann
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in ihre Strickjacke schlüpfte, weil sie ansonsten bei der Bildbearbeitung fror. Sie hatte für Harold Boysen eine Strecke über Menschen entlang der Küste geschossen, die fast in Vergessenheit geratenen Berufen nachgingen. Fischer, die zu ihren
    Krabbenfangkörben im Watt mit ihren Schlittenhunden hinausfuhren, und Segelmacherinnen, deren Arbeiten in die ganze Welt geliefert wurden. Zufrieden stellte Ella fest, dass ihre Fotos die Freude widerspiegelten, die sie ihr gemacht hatten. Nicht nur, weil es ein spannender Auftrag gewesen war, bei dem sie Leute getroffen hatte, die einiges zu erzählen hatten – es war auch ein weiterer Beweis dafür gewesen, dass ihre Entscheidung für Sandfern richtig gewesen war. Trotz allem, was passiert war.
    Als sie die Bildbearbeitung so weit abgeschlossen hatte, dass sie die Dateien an die Neues aus Sandfern -Redaktion schicken konnte, war der Tee bereits kalt. Genau wie ihre Füße. Ihr wärmeverwöhnter Körper würde wohl eine Zeit lang brauchen, um sich auf den Wechsel einzustellen. Passenderweise kam in diesem Moment eine E-Mail samt einem Foto von ihrer Mutter, die im Sonnenschein saß und ihr mit einem Weinglas zuprostete.
    Hier kommt ein Gruß aus der Wärme von deiner Mutter und mir!
    Mein liebes Kind, so wunderbar meine Wochen in Sandfern auch gewesen sind, ich
    bin ehrlich froh, wieder im Valley bei Selma zu sein. Für meine alten Knochen
    sind Stürme und Dauernieselregen eben nichts mehr. Vermisse dich allerdings
    schrecklich und auch deine Untermieter. Den einen mehr, den anderen weniger ;-)
    Dein Papa
    Ella war in das Foto mit ihrer gut gelaunten Mutter vertieft, als ein Klopfen gegen die Fensterscheibe ertönte. Verblüfft sah sie auf und blickte direkt in Gabriels graue Augen. Da stand er auf der anderen Seite, der Wind riss an seinen blonden Haaren, die unter der Wollmütze hervorschauten. Sie musste blinzeln, um sich von seinem Anblick loszureißen und die Tür zu öffnen.
    »Na, du Streuner«, begrüßte sie ihn.
    Gabriels Lippen waren eiskalt, als er ihr einen Kuss gab, aber darauf war Ella gefasst gewesen. Beim zweiten nahmen sie langsam die Wärme ihrer Lippen an, beim dritten
    achtete sie nicht länger darauf. Dafür schmeckten seine Küsse zu gut.
    »Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Aber ich habe meinen Schlüssel vergessen, und die verflixte Klingel funktioniert schon wieder nicht«, sagte Gabriel, ohne sie aus seinen Armen zu entlassen.
    Es gelang Ella trotzdem, ihm die Mütze vom Kopf zu ziehen. Mit Herbstanbruch hatte sein Haar einen Goldstich angenommen, der es fast überirdisch aussehen ließ. »Wir sollten zu unserer alten Politik zurückkehren und die Tür offen stehen lassen. Die Vorhalle ist ohnehin eiskalt.«
    »Damit jeder reinkommen kann? Nein, das halte ich für keine gute Idee. Wir sollten
    achtgeben, wen wir einlassen, nicht wahr?« Es war Gabriels Miene abzulesen, dass er es ernst meinte. »Was ist denn das, hat Eike dir Fotos geschickt? Sieht aus, als würden deine Eltern ihre Wiedervereinigung feiern.«
    Ella schmiegte sich mit geschlossenen Augen an seine Brust, obwohl auf seiner Windjacke Regentropfen lagen. Davon würde sie niemals genug bekommen. »Eike sagt, dass er uns
    vermisst.«
    »Uns?«
    »Ja, uns. Du kannst mir ruhig glauben, dass er dich mag – auch wenn er ziemlich hart mit dir umgesprungen ist.« Ella dachte nach. »Jedenfalls verspürt er ausreichend Sympathie, um dich zu vermissen.«
    Ella war froh, dass Gabriel ihr nicht ins Gesicht blicken konnte, denn sie errötete, obwohl sie die Wahrheit sagte. Für gewöhnlich war ihr Vater ein umgänglicher Mensch, der sich sogar mit kauzigen Typen wie dem alten Boysen verstand. Mit Gabriel allerdings hatte er sich schwergetan. Ella vermutete, es hing nicht ausschließlich damit zusammen, dass Gabriel ihm nur unbefriedigend erklären konnte, warum er einige Tage lang verschwunden gewesen war und seine Tochter damit unglücklich gemacht hatte. Sie hatte vielmehr denVerdacht, dass Eike sich zum ersten Mal in Konkurrenz um ihre Liebe befand und darauf wie die meisten Väter reagierte: mit Eifersucht. Das mochte Gabriel verunsichern, aber Ella freute sich.
    Bewies Eikes Verhalten doch, dass er ihre Beziehung ernst nahm, denn zu ihren bisherigen oberflächlichen Liebschaften war er stets freundlich gewesen. Gabriel hingegen war nicht nur ausgehorcht worden, sondern hatte sich auch anhören müssen, was ein Eike Johansen so alles von einem Mann erwartete, der sich seiner
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