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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See
Autoren: Alexander Kent
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klopfte, wenn er an das sich nähernde Land dachte. Nach den einsamen Meilen auf dem Ozean waren sie jetzt fast zu Hause. Heute würden sie vor Falmouth ankern. Adam würde Frischwasser übernehmen und dann sofort nach Portsmouth segeln. Von dort würde er über den neuen Telegrafen, der den Haupthafen mit der Admiralität in London verband, einen knappen Bericht über ihre Ankunft durchgeben.
    In der gestrigen Abenddämmerung hatten sie kurz Kap Lizzard gesichtet, bevor es wieder im Dunst versank. Bolitho erinnerte sich daran, wie er es zusammen mit Allday bei einer anderen Gelegenheit in Sicht bekommen hatte. Auch damals war es das erste Feuer gewesen, und er hatte ihren Namen geflüstert, weil er sich nach ihr sehnte – so wie jetzt wieder.
    Für die Nacht war Old Partridge,
Anemones
Segelmeister, auf den anderen Bug gegangen, so daß sie in der Dunkelheit mit gerefften Marssegeln hoch am Wind einen sicheren Abstand von der gefürchteten Doppelklaue halten konnten.
    Bolitho wußte, daß er nicht länger schlafen konnte, und spielte mit dem Gedanken, an Deck zu gehen, aber er wußte auch, daß seine Anwesenheit die Wache ablenken konnte. Es war den Männern schwer genug gefallen, sich daran zu gewöhnen, einen Vizeadmiral in ihrer Mitte zu wissen und dazu noch einen so berühmten. Er grinste grimmig. Jedenfalls einen berüchtigten.
    Er hatte beobachtet, wie die zusammengepferchte Besatzung der Fregatte von etwa zweihundertzwanzig Offizieren, Seeleuten und Marineinfanteristen miteinander gearbeitet hatte, um den Starkwinden und kreischenden Stürmen zu trotzen. Sie waren eine erfahrene Mannschaft geworden. Adam konnte stolz darauf sein, was er und seine jungen Offiziere unter Mitwirkung einiger alter Deckoffiziere, wie etwa Old Partridge, erreicht hatten. Adam würde der Ankunft in Portsmouth mit gemischten Gefühlen entgegensehen, denn dort würden höchstwahrscheinlich einige seiner besten Männer auf Schiffe versetzt werden, die unterbemannt waren. Wie der arme Jenour, dachte Bolitho. Er wollte zwar Karriere in der Marine machen, aber andererseits seinen Admiral aus Loyalität und Freundschaft nicht verlassen. Dies mußte aber sein, wollte er das Kommando auf der französischen Prise übernehmen, um den gefangenen feindlichen Admiral zu überführen. Er dachte auch an den Abschied, als er die
Black Prince
zum letzten Mal verließ? An Julyan, den Segelmeister, der Bolithos Hut getragen hatte, um den Feind abzulenken, als sie hinter Kopenhagen mit dem französischen Flaggschiff ins Gefecht kamen. Und an Old Fitzjames, den Stückmeister, der einen Zweiunddreißigpfünder so leicht richten und abfeuern konnte wie ein königlicher Seesoldat seine Muskete, und an Boucher, den Major der Marineinfanteristen, und die vielen anderen, die nie wieder etwas sehen würden. Männer, die gefallen waren, oft unter schrecklichen Umständen, nicht für König und Vaterland, wie es die
Gazette
behaupten würde, sondern füreinander. Für ihr Schiff.
    Der Kiel stieß in eine hohe Welle, und Bolitho öffnete die Lamellentür zur Heckkabine der
Anemone.
Sie war sehr viel geräumiger als auf den alten Fregatten, sinnierte er, anders als auf der
Phalarope,
der ersten Fregatte, die er kommandiert hatte. Aber sogar hier in der privaten Domäne des Kapitäns waren Kanonen hinter den abgedichteten Geschützpforten sicher gelascht. Die Möbel, kleine Erinnerungen an ein zivilisiertes Leben, konnten alle in die Unterräume gestaut, Schotten und Türen niedergelegt werden, um das Schiff vom Bug bis zum Heck durchgängig zu machen. An beiden Seiten dräuten dann die Achtzehnpfünder, es war dann nur noch eine Kriegsmaschine.
    Er mußte plötzlich an Keen denken. Vielleicht war die Trennung von ihm am schmerzlichsten gewesen. Auf Keen wartete die wohlverdiente Beförderung zum Kommodore oder gar zum Konteradmiral. Es würde für ihn eine ebenso große Veränderung der Lebensumstände bedeuten wie ehemals für Bolitho.
    Eines Abends hatte er mit Adam beim Dinner gesessen, das Schiff stürmte blind in eine Regenbö, die Wanten und Fallen jaulten wie ein verrücktes Orchester, als er beiläufig Keens Beförderung erwähnte und die Veränderungen, die sie für Zenoria bedeuten würde. Catherine hatte ihm von der bevorstehenden Niederkunft geschrieben, und er vermutete, daß sie Zenoria gerne bei sich in Falmouth gehabt hätte. Was würde aus dem Kind werden? Eine Marinekarriere wie sein Vater? Keens Vorbild und Erfolg als Kapitän und
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