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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Autoren: Ross Thomas
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Lügner nennen, Ham?« sagte Haynes, der versuchte, die Frage wie eine leise Morddrohung klingen zu lassen, und mit dem Ergebnis gar nicht unzufrieden war.
    »Nur neugierig«, sagte Keyes.
    »Ich nehme Ihre Entschuldigung an.«
    »Ich habe keine ausgesprochen.«
    »Aber der Gedanke war da, und ich sollte Ihnen keinen Vorwurf daraus machen, daß Sie dumme Fragen stellen. Wäre ich mit einer Frau verheiratet, die drei Menschen umgelegt hat, würde ich todsicher soviel über sie erfahren wollen, wie ich könnte.«
    »Bitte, beantworten Sie meine Frage«, sagte Keyes.
    »Okay. Die Sache mit dem Geld habe ich in Steadys Memoiren gefunden.«
    »Sie haben sie gelesen?«
    »Was hätte ich sonst tun sollen – die Seiten ablecken?«
    »Wann?«
    »Direkt nachdem ich sie gestern gefunden hatte – oder war das vorgestern? Aber lassen Sie mich eins über die Memoiren sagen, es ist gerade das, was ich eben im Büro des Senators sagte. Es wäre ein verdammt starker Film geworden!«
    »Darf ich fragen, wo Sie das Manuskript gefunden haben?«
    »Klar. In Steadys Wagen. Er hatte ein altes Caddie-Cabrio, das er mir in seinem Testament vermacht hat, und ich bin damit durch die Gegend gefahren. Als wir einen Platten hatten und ich den Reifen wechseln wollte, lag das Manuskript wie in einem gemütlichen Nest unter dem Reserverad. Und möchten Sie noch was über Muriel wissen – über sie und den alten Caddie?«
    Keyes nickte, als traue er seiner Stimme nicht mehr.
    »Muriel hat versucht, den Caddie heimlich zu kaufen, weil sie vermutete, das Manuskript könne in ihm versteckt sein. Natürlich hat sie es nicht selbst versucht. Statt dessen hat sie einen Berufskiller engagiert, um den Wagen zu kaufen, einen gewissen Horace Purchase. Schon mal von ihm gehört?«
    »Ich glaube, ich habe seinen Namen in der Post gelesen«, sagte Keyes.
    »Nun ja, sieht so aus, als hätte Purchase drei Absichten gehabt oder Anweisungen oder Ziele – was auch immer. Nummer eins war, mich auszuschalten – und da war er im Willard verdammt nah dran. Nummer zwei: Versuche, Steadys alten Caddie zu kaufen. Das hat er nicht geschafft, aber Nummer drei hat er erledigt.«
    Haynes verstummte und wartete auf Keyes’ Frage, was Nummer drei war. Keyes fragte statt dessen: »Sind Sie ganz sicher, daß Muriel ihn engagiert hat?«
    »Wer sonst?«
    Keyes zuckte mit den Achseln und fragte: »Was war die dritte Aufgabe? Von diesem Purchase, meine ich?«
    »Dabei ging es um eine Art Rückversicherung. Falls er den Caddie nicht kaufen konnte, sollte er versuchen, einen Sender anzubringen. Sie wissen schon, einen elektronischen Transmitter.«
    »Und hat er das gemacht?«
    »Was glauben Sie wohl, wie Muriel mich da draußen im Bellevue Motel gefunden hat und auf mich schießen konnte, obwohl keiner wußte, wo ich war?« Haynes lachte leise. »Doch mit dem Sender ist was Lustiges passiert.«
    »Was?«
    »Ich habe ihn gefunden und an die Karosserie eines Taxis gepappt.« Erneut lachte er. »Wer mir auf der Spur war, muß beinahe durchgedreht sein, als er dem Taxi kreuz und quer durch die ganze Stadt zum Dulles folgte.« Diesmal kicherte Haynes und hoffte, so einen neurotischen Eindruck zu erwecken.
    Offenbar mit Erfolg, denn Keyes fragte: »Geht es Ihnen gut?«
    »Klar geht’s mir gut. Wieso sollte es mir nicht gutgehen?«
    Keyes ignorierte die Frage, um eine eigene zu stellen: »Haben Sie noch eine Kopie von Undeans Memo?«
    »Nicht vom Original. Aber ich habe eine Kopie vom Durchschlag, und Sie wollen jetzt bestimmt wissen, woher ich ihn habe, richtig?«
    Keyes nickte nur, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    »Ich denke mir, Muriel hat das Original gefunden, nachdem sie den guten alten Undean erschossen hatte. Aber den Durchschlag hat sie übersehen. Tja, und wer kam zwei Minuten später ins Haus geschneit, wenn nicht Tinker Burns persönlich, der geborene Schnüffler. Tinker findet den Durchschlag unter Undeans Schreibunterlage, als er gerade die Cops angerufen und nichts mehr zu tun hat als rumzuschnüffeln, bis sie da sind. Eins müssen Sie begreifen. Hätten die Cops den Durchschlag gefunden, hätte es geheißen: Tschüs, Muriel. Ich meine, das Memo gibt ihr wirklich den Rest. Motiv. Gelegenheit. Alles was man so braucht. Aber als Tinker den Text liest, riecht er nur noch Geld. Und da er ohnehin auf ihrer Gehaltsliste steht, weiß er genau, auf welchen Knopf er drücken muß.«
    »Auf ihrer Gehaltsliste?« fragte Keyes, ohne sich die Mühe zu machen, seine
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