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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Autoren: Ross Thomas
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Hamilton Keyes einzuholen, der an der Kreuzung vor einer roten Ampel stehengeblieben war. Haynes vermutete, daß Keyes es nicht mochte, wenn er angefaßt wurde, deshalb packte er seinen linken Ellbogen, bereit, den Hauptnerv mit einem fast lähmenden Griff zu quetschen – selbst durch den Stoff des dunkelblauen Kaschmirmantels.
    »Reden wir«, knurrte Haynes.
    Ein verblüffter Hamilton Keyes fand schnell die Fassung wieder und sagte, ohne sich umzudrehen: »Worüber?«
    »Über Ihre Frau und die drei Menschen, die sie umgebracht hat.«
    Das brachte Keyes dazu, sich umzudrehen und Haynes anzustarren. Haynes atmete hörbar durch den leicht geöffneten Mund, in dessen linkem Winkel sich unübersehbar der Speichel sammelte.
    »Sie sind ja wirklich wahnsinnig«, sagte Keyes.
    »Wenn Sie aufgebracht, stocksauer und wütend meinen, dann haben Sie verdammt recht: Ich bin wahnsinnig. Zwei der drei Menschen, die sie umgebracht hat, waren Freunde von mir – meine ältesten Freunde. Haben Sie ein Auto dabei?«
    Keyes befreite seinen Ellbogen mit einem Ruck aus Haynes’Griff, rieb ihn und sagte: »Ein Stück weiter oben an der Straße.«
    »Machen wir eine Spazierfahrt und unterhalten uns dabei. Thema Nummer eins wird das Undean-Memo sein.«
    Keyes legte den Kopf schief und betrachtete Haynes beinahe mitfühlend. »Sie wissen nicht einmal, daß Sie verrückt sind.«
    Haynes hob einen Zeigefinger an seine Lippen. »Psst. Man hört uns sonst.«
    Als sie Keyes’ dunkelblauen Buick erreichten, starrte Haynes ihn fünfzehn Sekunden an, ohne sich zu bewegen, sogar ohne zu atmen.
    »Den verdammten Wagen hab ich schon mal gesehen«, sagte er, ging langsam um das Auto herum und trat gegen zwei der Reifen. Dann wirbelte er zu Keyes herum und sagte: »Das ist der verdammte Wagen, aus dem sie auf mich geschossen hat.«
    »Sie?«
    »Ihre Frau, die Millionenerbin. Muriel Lamphier Keyes.«
    »Sie hat auf Sie geschossen, tatsächlich?«
    »Letzte Nacht am Bellevue Motel in Bethesda. Niemand außer Muriel wußte, daß ich dort war. Sie hat mit einem Gewehr vom Kaliber zweiundzwanzig geschossen, wahrscheinlich mit lfb-Munition. Hätte mich umnieten können, wenn sie gewollt hätte. Eine tolle Schützin!«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    »Gleich nachdem sie auf mich geschossen hat, habe ich genau dieses gleiche Auto wie einen geölten Blitz davonrasen sehen. Jetzt werde ich darin mitgenommen. Sie mögen vielleicht Zufälle, aber ich hasse sie.« Haynes hörte sich sogar noch unglücklicher an, als er fragte: »Ist das wirklich Ihr Auto?«
    Keyes schloß schnell die Beifahrertür auf, wie um seine Eigentümerschaft zu beweisen. Haynes stieg ein. Als Keyes am Lenkrad saß, sagte Haynes: »Muriel hat sich Ihren Wagen letzte Nacht ausgeliehen, stimmt’s? Ganz sicher war es so. Wahrscheinlich ist sie auf diesen Sitz hier gerutscht, hat dieses Fenster hier runtergedreht, die Kante als Auflage benutzt – vielleicht hatte sie sogar ein Zielfernrohr dabei –, dreimal abgedrückt, peng, peng, peng, und mich absichtlich um ein paar Zentimeter verfehlt.«
    Keyes ließ den Motor an und sagte: »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Halten Sie ihr ruhig die Stange. Ich mach Ihnen keinen Vorwurf draus.«
    Mit einem Seufzer fragte Keyes: »Wohin?«
    »Die Connecticut entlang bis zur Stadtgrenze. Eine nette Tour, die uns reichlich Gelegenheit zum Reden gibt.«
    »Über dieses Undean-Memo«, sagte Keyes und fuhr los.
    »Was auch immer das ist.«
    Haynes schwieg beinahe zwei Minuten, dann knurrte er wütend seine Frage. »Wo zum Teufel war sie am Sonntagmorgen, direkt nach dem großen Schnee?«
    »Das geht Sie einen feuchten Kehricht an, aber sie war bei einer alten Freundin in McLean.«
    Haynes’ Gesichtsausdruck wurde gerissen, sein Tonfall bekam etwas Unterstellendes. »Ist Muriel eine gute Skiläuferin?«
    »Sie war nicht zum Skilaufen in McLean.«
    »Nein, aber sie ist auf Skiern direkt bis vor Gilbert Undeans Haustür in Reston gefahren, oder? Maskiert und vermummt und eingepackt, so daß keiner sagen konnte, ob es eine Frau, ein Mann oder irgendwas dazwischen war. Undean hat sie eingelassen. Kann ihm nicht wirklich einen Vorwurf draus machen, weil sie mit ihrer Knarre auf ihn zielte. Sie gehen die Treppe hinauf in sein Büro. Vielleicht unterhalten sie sich ein bißchen, vielleicht auch nicht. Oder sie ergehen sich vielleicht in Erinnerungen an alte Zeiten in Vientiane, als Muriel sich beim Vögeln mit dem Mann einer anderen Frau
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