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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Autoren: Ross Thomas
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verraten?«
    »Du kamst reingeschlurft und bist mit langen Schritten rausgegangen. Den Lamphier-Schritt vergißt man nicht so leicht, wenn man ihn einmal gesehen hat.«
    »Ich hatte scheußliche Angst.«
    »Nicht so viel wie ich«, sagte McCorkle.
    »Bitte, nehmt Platz«, sagte sie. »Kann ich euch Kaffee anbieten? Für einen Drink ist es wohl zu früh.«
    »Kaffee wäre prima, Muriel«, sagte Padillo und setzte sich.
    »Vor allem, da wir eine Weile bleiben werden.«
    »Oh?« sagte sie und drückte einen Elfenbeinknopf in der Wand.
    »Wir haben hier etwas, das Sie lesen sollten«, sagte McCorkle, als er seinen Platz wieder einnahm.
    »Lesen? Was?«
    Bevor einer der beiden antworten konnte, kam das Dienstmädchen herein, das direkt vor der Wohnzimmertür gewartet haben mußte, um sich zu erkundigen, was es bringen oder abtragen sollte. In leidlichem, wenn auch stockendem Spanisch bestellte Muriel Keyes Kaffee und Brötchen.
    Als das Mädchen das Zimmer verließ, wandte Muriel Keyes sich wieder an McCorkle und sagte: »Sie haben gesagt, ich solle etwas lesen?«
    Padillo sagte: »Eine Mitteilung des verstorbenen Gilbert Undean.« Er pausierte. »Du hast ihn doch gekannt, nicht wahr?«
    »Vor langer Zeit.«
    »Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«
    »Ja. Er war hier, um meinen Mann aufzusuchen. Letzten Freitag, glaube ich. Ziemlich spät.«
    McCorkle und Padillo sagten nichts. Nachdem das Schweigen dreißig Sekunden gedauert hatte, sagte sie: »Warum hat Mr. Undean dir eine Mitteilung geschickt, Michael?«
    »Nicht er hat sie mir geschickt.«
    »Wer dann?«
    »Tinker Burns hat sie geschickt. Auf indirektem Wege. Tinker ist der, den dein Anwalt in Paris engagiert hat, damit er für dich was erledigt.«
    »Was für eine Arbeit war das?«
    »Er sollte herausfinden, ob Steady Haynes dich in seinen Memoiren erwähnt. Du bist doch noch an den Memoiren interessiert, oder?«
    »Nicht annähernd so sehr, wie ich es war. Ich meine, dieses besondere – wie soll ich es nennen? – Problem …«
    »Problem ist gut«, sagte McCorkle.
    »Ich meine, dieses besondere Problem ist gelöst.«
    »Tut mir leid, Muriel«, sagte Padillo. »Es fängt gerade erst an.«
    Granville Haynes, der den alten Cadillac steuerte, näherte sich um 9.45 Uhr McCorkles Wohnung an der Connecticut Avenue, als Erika sagte: »Ich will ein Jahr lang deine Sklavin sein, wenn du mich in die Versammlung einschmuggeln kannst.«
    Haynes lächelte. »Ich würde, wenn ich könnte.«
    »Aber später bekomme ich einen detaillierten Bericht.«
    »Alles.«
    »Mein Gott, wird das interessant«, sagte sie und beugte sich hinüber, um ihn zum Abschied zu küssen, während er vor dem alten grauen Bau im Halteverbot stoppte. Der Fahrer hinter ihm hupte sofort.
    »Bleib neben dem Telefon«, sagte er, als sie ausstieg und sich umdrehte, um dem Hupenden den Stinkefinger zu zeigen, was noch ein Hupen auslöste. Als sie die Tür zumachte, sagte Haynes lauter: »Und laß deine Tür verschlossen!« Sie nickte zum Zeichen, daß sie verstanden hatte, und lief auf das Haus zu.
    Haynes fuhr auf der Connecticut weiter, um den Dupont Circle herum und fand vor dem Haus Nr. 1633 einen Parkplatz, direkt neben der Stelle, wo der inzwischen abgerissene Junkanoo-Nightclub gestanden hatte.
    Er warf ein paar Münzen in die Parkuhr, sah auf die Uhr und stellte fest, daß er noch fünf Minuten hatte. Er schlug den Kragen seines neuen Mantels bis zum Kinn hoch, steckte die Hände in die Taschen und stieß wieder auf McCorkles Waffe. Sie fühlte sich kalt an, und er sah keinen Grund, den Griff mit seiner rechten Hand zu umklammern.
    Obwohl er absolut pünktlich war, traf Haynes um zehn Uhr als letzter im Büro des ehemaligen Senators ein. Haynes fand, daß das Zimmer nach Leder roch wie ein Schuhgeschäft – oder wie Schuhgeschäfte rochen, bevor sie anfingen, so viele Sportschuhe zu verkaufen.
    Haynes schüttelte zuerst Hamilton Keyes die Hand, weil dies Bestandteil des Geschäftsrituals zu sein schien. Er schüttelte selbst Howard Mott die Hand, der ihn mit dem ehemaligen Senator bekannt machte. Der Senator hatte den professionell schnellen Händedruck eines Politikers beibehalten.
    Haynes setzte sich in einen der drei Ledersessel vor dem repräsentativen Schreibtisch. Er saß neben Mott, durch diesen von Hamilton Keyes getrennt. Der Senator, hinter dem Schreibtisch thronend, setzte ein kurzes, geschäftsmäßiges Lächeln auf und sagte: »Nun, meine Herren, ich denke, wir können anfangen.«
    Als
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