Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dämliche Dämonen - Demonkeeper

Titel: Dämliche Dämonen - Demonkeeper
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
sie war es gewohnt, dass die Jugendlichen ihr zerknitterte Zettel hinhielten, die man kaum lesen konnte.
    Sie wandte sich dem Computer zu. Ihre Finger flogen über die Tastatur. Im nächsten Moment erschien das Suchergebnis auf dem Bildschirm, und sie riss die Arme hoch wie eine Olympiaturnerin am Ende ihrer Darbietung. »Ja!«, rief sie begeistert. Dann zuckte sie verlegen mit den Schultern. »Ich hab’s.«

    Nate beugte sich vor, achtete aber darauf, ihr nicht zu nahe zu kommen.
    Sandy rümpfte die Nase. » Die Erziehung von Dämonen. Was ist das, ein Selbsthilfebuch?«
    »Nein, eine Gebrauchsanweisung«, erwiderte Nate.
    Hinter Nate warf Liz Sandy einen vielsagenden Blick zu, formte mit den Lippen das Wort »Spinner« und ging dann weiter.
    »Wow, es ist uralt«, sagte Sandy, »und nur auf Latein erschienen. Kannst du Latein?«
    Nate schüttelte den Kopf.
    »Ich kann ein bisschen«, sagte Sandy. »Wenn du willst, helfe ich dir.«
    »Wirklich? Du würdest einem ›Spinner‹ helfen?«
    Sandy fragte sich, woher Nate wusste, was Liz gesagt hatte. Besaß er übersinnliche Fähigkeiten? Dann deutete er auf den Bildschirm, und Sandy sah, dass Liz sich darin gespiegelt haben musste. Rätsel gelöst. »Es gibt in ganz Amerika nur eine einzige Ausgabe von dem Buch«, sagte sie. »Ich kann es dir bestellen, aber es dauert drei Wochen.«
    »Super. Danke dir...«
    »Ich heiße Sandy. Und es kostet einen Dollar Gebühr, ein Buch von einer anderen Bibliothek anzufordern.«
    »Natürlich, kein Problem«, sagte Nate und schüttete eine Hand voll Münzen, ein paar Fusseln und einen alten Busfahrschein auf Sandys blitzblankem Tresen aus.
    Sie konnte nicht anders und stapelte die Münzen nach ihrer Größe, dann beförderte sie Fusseln und Fahrschein kurzerhand in den Papierkorb.
    Nate lächelte, während er zusah, wie sie herumfuhrwerkte.
    Sandy spürte, dass er sie beobachtete, und schaute auf. Ihre Blicke trafen sich. Na los, Mädel!, dachte sie. Dann holte sie Luft. »Sag mal, du kommst jetzt schon eine ganze Weile her und bist immer allein.«
    »Ich kenne nicht viele Leute.«
    »Aber mich kennst du jetzt.« Sie kritzelte etwas auf die Bestellgebührquittung. »Du kannst mich ja mal anrufen, wenn du Lust hast.«
    Nate wusste nicht, was er entgegnen sollte. Er war hinund hergerissen. »Anrufen...? Äh - das darf ich nicht«, stammelte er schließlich.
    »Warum denn? Verstößt es etwa gegen irgendeine Vorschrift?«
    Nate nahm die Quittung. »Ja«, sagte er. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ergriff die Flucht, bevor Sandy etwas erwidern konnte.
    Betrübt blickte sie ihm nach. Sie wusste nicht, wie die U Go Girl! ihren Annäherungsversuch bewertet hätte, aber da der erste Junge, den sie anzusprechen gewagt hatte, gleich davongelaufen war, ging sie davon aus, dass sie nicht gut abgeschnitten hätte.

3. Kapitel
    Der Aufbruch des Dürren Mannes
    D er Hauptübergang von Kanada in den Staat Washington lag in British Columbia an der Interstate 5 zwischen Seattle und Vancouver. Zwanzig Meilen weiter östlich gab es noch einen anderen, viel kleineren Grenzübergang. Er war sogar so winzig, dass der Zollbeamte Mozelewski manchmal eine Viertelstunde lang kein einziges Auto zu sehen bekam. Und er konnte sich nicht erinnern, wann das letzte Mal jemand zu Fuß an seinem Posten erschienen war.
    Am Morgen war dichter Nebel aufgezogen und hatte sich wie ein riesiger weißer Catcher-Handschuh blitzschnell um das Zollhäuschen gelegt. Wäre Mozelewski nicht nach draußen gegangen, um wie vorgeschrieben die Warnlichter einzuschalten, hätte er die Ankunft des Dürren Mannes gar nicht bemerkt.
    Die schmale, schemenhafte Gestalt, die aus dem Nebel auftauchte, ging mitten auf der Straße. Hinter dem Mann wirbelten die Dunstschwaden, als stünden sie mit ihm in unheilvollem Bunde. Er trug einen langen schwarzen Mantel, der aber nicht verbergen konnte, wie dürr der Mann war. Zuerst dachte Mozelewski, seine Augen würden ihm einen Streich spielen. Denn der Mann war nicht nur unglaublich dünn, sondern einen Moment lang schien es, als würde seine knochige Hand brennen. Mozelewski blinzelte und sah kein Feuer mehr.
    Er hob den Arm und bedeutete dem Fremden stehenzubleiben. Für einen Augenblick schien es, als wolle der Mann einfach an dem großgewachsenen Bundesbeamten vorbeigehen, aber Mozelewski trat ihm in den Weg. Er wedelte den Nebel fort, um den Fremden besser zu erkennen. Das Haar des Mannes war pechschwarz, dabei aber seltsam dünn, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher