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Dämliche Dämonen - Demonkeeper

Titel: Dämliche Dämonen - Demonkeeper
Autoren: Royce Buckingham
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öffentlichen Toiletten und in Nasenhöhlen -, von wo aus er sich als schleimiger Brei über die Hand oder den Fuß jedes Unglücklichen ergoss, der ihm zu nahe kam. Er besaß nicht die rohe Zerstörungskraft von Zunder und Kail, war aber mit Sicherheit der Widerwärtigste der drei.
    Glump beeilte sich, die anderen einzuholen. Er gerann zu einem gallertartigen Klumpen, wälzte sich am Bein des Dürren Mannes hinauf, verschwand im Mantel, kam am Kragen wieder heraus, schlängelte sich am Ohr seines Herrn vorbei und schlüpfte ihm ins linke Nasenloch.
    Das waren die drei Gehilfen des Dürren Mannes. Sie folgten ihm überallhin oder ließen sich von ihrem Meister mitnehmen. Er behielt sie stets in seiner Nähe und nährte sich von ihrer chaotischen Energie. Im Gegenzug bündelte er ihre Zerstörungskraft und richtete sie auf ein gemeinsames Ziel. Gegenwärtig bestand dieses Ziel darin, in der verregnetsten Stadt der Vereinigten Staaten ein altes Haus voller ähnlicher Geschöpfe zu finden. Entschlossen reckte der Dürre Mann das Kinn vor und marschierte an einem Straßenschild vorbei, auf dem stand: Seattle - 100 Meilen.

4. Kapitel
    Pflicht und Verantwortung
    A usnahmsweise regnete es mal nicht, aber die Luft war klamm. So war Seattle eben, auf den ersten Blick beinahe freundlich, aber unter der Oberfläche lauerte immer etwas Bedrohliches.
    Nate lief durch seine Queen-Anne-Hill-Nachbarschaft. Er hatte eine üble Kratzwunde an der Stelle, wo das Ungeheuer ihn am Bein gepackt hatte. Dhaliwahl hatten die Dämonen nie etwas getan, aber Nate nahmen sie immer wieder aufs Korn. Warum konnte er keinen normalen Teenager-Job haben, überlegte er, zum Beispiel als Küchenhilfe in einem Hamburger-Restaurant? Sicher, altes Bratfett verströmte einen unangenehmen Geruch, aber das taten Dämonen schließlich auch, und die Restaurantgäste würden wenigstens nicht versuchen ihn aufzufressen.
    Er bog in seine Straße ein. Diesen Weg war er noch vor kurzem jeden Tag mit Dhaliwahl entlanggegangen. Der alte Mann war neben ihm hergeschlurft, auf den Schlangenstab mit dem geschnitzten Kobrakopf gestützt.
    Wäre Dhaliwahl noch am Leben, so hätte er bestimmt einen Kommentar über Nates heutigen Büchereibesuch abgegeben und sich mal wieder über Mädchen ausgelassen. Über dieses Thema hatte sein Mentor nämlich eine ganz spezielle Meinung gehabt.
    »Nein, kleiner Nathan«, rief Nate sich Dhaliwahls breiten ostindischen Akzent ins Gedächtnis, »meines Wissens hat es nie einen verheirateten Hüter gegeben. Die Ehe ist etwas, das Stabilität erfordert. Ein Hüter zu sein bedeutet aber, ständig mit dem Chaos zu ringen. Diese beiden Dinge sind unvereinbar. Wenn man ein Dämonenhüter sein möchte, muss man sich voll und ganz seiner Aufgabe verschreiben, verstehst du?«
    »Man darf sich also nicht mit Mädchen anfreunden?«
    »Vergiss sie. Sie sind keine Dämonen«, murmelte der alte Mann geringschätzig. »Nur der Sukkubus erscheint in weiblicher Gestalt. Er ist ein widerlicher Parasit, der Männer ins Bett lockt und sie anschließend beißt.« Dhaliwahl schnaubte verächtlich. »Deine Pflichten sind wichtiger als der Rummel, der um Mädchen veranstaltet wird«, fuhr er fort. »Sie können großes Vergnügen bereiten. Oh, als wüsste ich das nicht. Aber Dämonen können einen in den Wahnsinn treiben, und wenn man sich dann noch mit einer Frau einlässt, ist einem das Irrenhaus gewiss.«
    Das war also die Regel. Keine Mädchen. Zumindest hatte Dhaliwahls Regel so gelautet.

    Nate ging die Straße hinauf, an deren Ende das massive, 1901 erbaute Haus düster aus der adretten Nachbarschaft herausragte. Von der Fassade blätterte die Farbe ab, und der Rasen war seit einer Ewigkeit nicht mehr gemäht worden. Nebenan kniete sein Nachbar, der alte Mr. Neebor, in seinem gepflegten, durchdacht angelegten Garten. Mr. Neebor mag kein Chaos, dachte Nate.
    Es behagte ihm nicht, dem Alten zu begegnen. Der Mann war neugierig, steckte überall seine Nase hinein und schwadronierte jedes Mal über die »neuesten Preisentwicklungen auf dem Immobilienmarkt«. Aber Nate schien Glück zu haben - Neebor hockte über seinen geliebten Hortensien und zupfte mit einer Pinzette welke Blüten aus. Nate schlich sich auf Zehenspitzen zum Gartentor, öffnete es behutsam und wollte gerade hindurchschlüpfen, als …
    »Hallo«, erklang hinter ihm die krächzende Stimme seines Nachbarn. Er war ertappt.
    »Oh, hallo, Mr. Nähbor«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    » Nee-
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