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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch
Autoren: Hans Rath
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aufgenommen hat, werden
     wir also, versehen mit strengen Ermahnungen, wieder auf die Straße gesetzt.
    Es ist inzwischen dunkel. Die Luft ist lau. Ein schöner Abend, wenn man ihn auf der Terrasse eines guten Restaurants verbringen
     kann.
    «Wie viel Geld haben wir?», fragt Schamski.
    |247| Wir kommen zusammen auf knapp fünfzig Euro. Wie üblich zu wenig zum Leben, zum Sterben zu viel.
    «Lasst uns eine bezahlbare Kneipe suchen», schlage ich vor. «Nur ein, zwei Gläser Wein. Dabei überlegen wir, wie es weitergeht.»
    Schamski nickt bedächtig. «Okay, machen wir ’ne Pause.»
    Günther und Bronko überlegen, dann nicken sie ebenfalls.
    Wir schlendern durch Palma und haben Schwierigkeiten, eine bezahlbare Kneipe zu finden. Immer wieder lassen uns die ausgehängten
     Speise- und Getränkekarten zurückschrecken. Manchmal hilft auch ein Blick durchs Fenster, um festzustellen, dass ein Laden
     deutlich oberhalb unseres Budgets angesiedelt ist. Dann werden wir doch noch fündig.
    Am Eingang findet sich keine Karte, aber die Inneneinrichtung ist derart heruntergekommen, dass sie unser Preisniveau widerspiegelt.
     Wie wir beim Blick durch die Butzenglasfenster erkennen können, sind nur fünf Gäste anwesend, allesamt vierschrötige Spanier
     mit Muskelshirts und Goldketten. Der massige Wirt steht in einem speckigen Hemd hinterm Tresen und blättert gelangweilt in
     einer Zeitung.
    «Sieht bezahlbar aus, oder?», frage ich in die Runde. Schamski und Bronko raunen zustimmend. Günther sagt nichts. «Günther?»,
     hake ich nach.
    «Da steht mein Computer», sagt Günther tonlos.
    Wir starren durch die Butzenglasscheiben und erkennen nun verschwommen, dass die Spanier mit einem Laptop beschäftigt sind.
    «Bist du sicher?», fragt Bronko. «Die Dinger sehen doch alle gleich aus.»
    |248| «Ganz sicher. Das ist mein Laptop», erwidert Günther vorwurfsvoll.
    «Es ist sein Laptop», stelle ich fest.
    «Ja», sagt Schamski. «Jetzt seh ich es auch. Da vorn steht mein Koffer.»
    «Genau», ergänze ich. «Und daneben meine Aktentasche.»
    Wir schauen uns an.
    «Ich hol die Polizei», sagt Bronko.
    «Ich glaube, wir brauchen keine Polizei», erwidert Schamski gemütlich und beginnt sich die Hemdsärmel hochzukrempeln. «Die
     Typen sind dafür verantwortlich, dass wir drei Tage nicht aus unseren Unterhosen rausgekommen sind. Zumindest ich würde mich
     gerne persönlich dafür bedanken.»
    Ich sehe ihn an und überlege, dann nicke ich. «Okay, ich bin dabei.»
    Günther kratzt sich am Bart. «Ich hab mich schon länger nicht mehr geprügelt. Keine Ahnung, ob ich das überhaupt noch kann.»
    Erstaunlich. Ich hätte geschworen, dass Günther kneift. Und Bronko ebenfalls. Aber der rollt nun die Schultern, um sich
     locker zu machen, und sagt: «Also gut, auf geht’s! Hauen wir den Ärschen eins auf die Mütze!»
    Bronko öffnet die Tür, und mein ständig zu Prügeleien aufgelegter Hund läuft freudig in die Kneipe. Diesmal soll es mir recht
     sein.
    Warum meine besten Freunde so selbstverständlich zum Gefecht schreiten, erfahre ich erst später. Günther war Jugendmeister
     im Ringen, Bronko hat eine Judoausbildung, und Schamski ist bis vor ein paar Jahren passionierter Amateurboxer gewesen.
     Der Einzige, der keine Kampfsportausbildung |249| hat und folgerichtig zusammengeschlagen wird, bin ich. Zwei Spanier prügeln mich zuerst windelweich und werfen mich dann
     über den Tresen, wo ich krachend in den Auslagen lande. Nur dem glücklichen Umstand, dass der korpulente Wirt meinen Sturz
     abmildert, ist es zuzuschreiben, dass ich mir dabei nicht sämtliche Knochen breche. Verzweifelt wehre ich die beiden Angreifer
     mit zwei leeren Bierkrügen ab und hoffe auf Unterstützung.
    Von den anderen ist jedoch momentan keine Hilfe zu erwarten. Schamski vermöbelt einen Hünen, der einfach nicht umfallen will.
     Günther hat einen Spanier in den Schwitzkasten genommen, und Bronko müht sich damit, einen Angreifer abzuwehren, der ihn
     mit Dekorationsstücken bewirft.
    Fred lässt diese Schlägerei ausnahmsweise völlig kalt. Statt mir zu helfen, ist er in die Küche gelaufen, um sich dort den
     Wanst vollzuschlagen. Zwischendurch schaut er mal kurz rein, leckt sich Chili con Carne von der Schnauze und verschwindet
     dann wieder im Küchenbereich.
    Erst als Polizeisirenen zu hören sind, lassen meine Peiniger von mir ab. Wenig später betreten mehrere Uniformierte das Schlachtfeld.
     Drei der Spanier werden festgenommen, zwei
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