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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat
Autoren: Gemma Burgess
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die Firmen unterstützen, das richtige Image zu entwickeln, und ich möchte Events organisieren, die auf dem Markt für Aufsehen sorgen werden und die moderne Gesellschaft verändern.«
    Oh, Pia. Du Spatzenhirn. Das war erbärmlich.
    » Hier ist mein Problem, Pia.« Bridget faltet die Hände, als würde sie beten. » Sie sind noch sehr jung. Sie haben keine fachrelevanten Qualifikationen. Sie haben keine praktische Berufserfahrung. Sie haben keine Vorkenntnisse. Sie sind im Grunde unvermittelbar.«
    » Aber…«
    » Warum sollte Ihnen jemand ein Monatsgehalt zahlen, wenn Sie dem Unternehmen nicht helfen können, Geld zu verdienen? Ganz zu schweigen von der Zeit und dem Personalaufwand, die für Ihre Einarbeitung notwendig sind. Und das alles, ohne vorher zu wissen, ob Sie es wert sind.« Sie hebt die Hände hoch, die Handflächen nach oben, als würde sie prüfen, ob es regnet. » Keine Berufserfahrung, kein Job.«
    Jedes einzelne Vorstellungsgespräch, das ich bis jetzt hatte, endete genau an diesem Punkt. » Aber ich kann keine Berufserfahrung sammeln, solange ich keinen Job habe!« Es gelingt mir nicht, den panischen Unterton in meiner Stimme zu unterdrücken. » Was soll ich denn machen?«
    Bridget lächelt süffisant. Manche Menschen haben Spaß daran, anderen Menschen mitzuteilen, dass sie gearscht sind, ist euch das auch schon mal aufgefallen?
    » Die PR -Branche ist knallhart. Genau wie die Werbung, das Marketing, die digitalen Medien es sind. Nur die Besten und Klügsten dürfen dort mitmischen.«
    » Ich also nicht«, sage ich, um ein Lächeln zu bekommen.
    Bridget steht auf, Todesverachtung auf den Gesichtszügen. » Bevor Sie gehen… wir pflegen hier ein kleines Ritual. Jeder Bewerber stellt sich in einem kurzen Videoporträt vor, unabhängig davon, wie aussichtslos seine Chancen sind.«
    » Einem… was?« Aussichtslos? Blöde Kuh.
    » Einem Videoporträt. Für unsere Akten«, sagt sie und führt mich in ein Großraumbüro. Sie klatscht in die Hände, um die Kollegen auf sich aufmerksam zu machen. » Alle mal herhören! Das ist Pia. Dave, dein Part!«
    Ein Kerl mit zu viel Gel in den Haaren richtet eine Digitalkamera auf mich. » Wer sind Sie? Und was suchen Sie?«
    Alle im Raum starren mich mit Gesichtern, die von desinteressiert bis gleichgültig variieren, an. Helle Panik übermannt mich. Ich hasse es, vor Publikum zu sprechen. Selbst wenn meine Stimme mitspielt. In diesem Moment hasse ich mich auch noch dafür, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Ich fühle mich wie eine Dumpfbacke.
    Ich kann das nicht.
    » Los!«, sagt Dave.
    » Mein Name ist…«, beginne ich.
    Meine Stimme versiegt. Mein Kopf pocht heftig, während Daves Worte darin widerhallen. Wer sind Sie? Und was suchen Sie?
    » Lauter!«, ruft Bridget.
    Ich räuspere mich kurz und beginne haspelnd wieder von vorn. » Mein… Name ist Pia Keller. Ich bin… zweiundzwanzig Jahre alt.« Alle sehen mich an, alle halten mich für doof, ich weiß das. Dabei möchte ich einen schlauen Eindruck machen, ich möchte, dass sie sich an mich erinnern– o Gott, dieser Druck. » Und ich suche einen Job… Ich meine, ich suche einen Beruf… den… ich… lieben kann.« Wie kann man so einen Stuss von sich geben, Pia! » Das ist das, was ich… Das ist, was… Ich bin… ja.«
    Halt einfach die Klappe, Pia.
    Dave lehnt sich zurück und macht ein » Oje!«-Gesicht. Er scheint anzunehmen, dass ich sehbehindert bin. Ein nervenzermürbender Moment des Schweigens. Ich schäme mich so sehr, dass es wehtut.
    Sekunden später wenden sich alle wieder ihren Laptops zu. Ich bin weg, vergessen, eine belanglose Unterbrechung in ihrem Arbeitsalltag. Wieder so ein Frischling von der Uni, der keinen zusammenhängenden Satz herausbringt.
    Vor dem Aufzug reicht Bridget mir ihre knochenlose Hand.
    Ich versuche zu lächeln.
    Ich werde nie einen Job bekommen.
    Ich werde nie Geld verdienen.
    Ich werde nie in der Lage sein, die Miete für mein Zimmer zu bezahlen.
    Nicht, dass es von Belang wäre, weil ja schließlich meine Eltern hier auftauchen und mich zwingen werden, mit ihnen nach Zürich zu gehen und in einem stinklangweiligen Job zu arbeiten. Ich werde für immer allein sein, für den Rest meines Lebens.
    Als die Aufzugtür sich schließt, habe ich plötzlich das Gefühl, als würde die Luft aus der Kabine entweichen. Ich sinke gegen die Wand und fange an zu hecheln– o Gott, bitte nicht, bitte keine Attacke, keine Panikattacke, nicht jetzt. Aber mein Magen zieht sich
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