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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion
Autoren: Tanith Lee
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Roilant will von mir, was er in mir zu sehen glaubt: meines Vaters Tochter. Sittsam, gut erzogen, fröhlich, gehorsam. Das war ich für meinen Vater und werde es weiter sein, solange er lebt. Aber danach hoffe ich auf Freiheit. Die Freiheit, das zu tun, was ich und nicht mein Mann - Gatte, Vater - wollte. Oh, mein Vater besteht auf dieser Hochzeit. Wir sind nicht vermögend, wie wir es einst waren, obwohl es uns nicht schlecht geht. Aber er redet sich ein, daß er sich nach Luxus sehnt - der großen Anzahl von Dienern, deren Anwesenheit er zu vergessen pflegte und die er nie in Anspruch nahm, den kostbaren Gewändern, die er niemals trug. Seine Erinnerung gaukelt ihm vor, daß er nur damals glücklich war. Und wie das wieder erreichen? Nun, ein reicher Mann für sein Kind. Ich bin nicht hübsch und hoffte, verschont zu bleiben, aber wie sich herausstellte, war mir das nicht vergönnt. Roilant stolperte über etwas in mir, das ihm gefiel, obwohl er mich nicht liebte. Es war Eliset, die er liebte und immer noch liebt. Er sprach fortwährend von ihr.« Roilants Auserwählte, die nicht seine Auserwählte sein wollte, schüttelte den Kopf. »Armer Roilant. Ich mochte ihn sehr gern. Aber ist das ein Grund zum Heiraten? Ich mag meine Katze sehr gerne. Und meinen alten Lehrer. Soll ich sie heiraten? Warum«, rief die junge Frau in offensichtlicher Verzweiflung, »glaubt nur jeder, daß ein unscheinbares Mädchen sich dem ersten Mann an den Hals wirft, der sie haben will? Und ich war so in Bedrängnis. Mein Vater - oh, er drängte mich unaufhörlich, den Antrag anzunehmen. Also versuchte ich, Roilant durch Zauberei zu beeinflussen. Natürlich wir es schändlich. Wie viele Vorwürfe ich mir gemacht habe! Aber da ich diese Künste studiert hatte und über ein wenig Talent verfügte - sehr wenig Talent. Auch drohte die Sache mir zu entgleiten - ich befürchte, daß das Amulett heiß wurde und ihn traf - während die Blüten ihn zu erschrecken schienen - es tat mir aufrichtig leid, in meiner Kristallkugel zu sehen, wie er sich quälte. Aber da ich wußte, daß er nicht mich wollte, sondern sie, fühlte ich mich auch wieder gerechtfertigt; denn ich wollte, daß er schuldbewußt zu ihr zurückgehen und mit ihr glücklich werden sollte. Das war alles. Und ganz bestimmt hat er mir nie etwas erzählt, das mich auf den Gedanken gebracht hat, er könnte sie für eine Zauberin halten, die ihn verhexte. Er sagte nur, daß sein Vater auf dem Totenbett die Verbindung verboten hätte, weil sie arm war. Wie auch ich es bin. Aber es scheint, daß ich mich wie eine Närrin benommen habe. Was soll ich jetzt tun?«
    »Was ich Euch vorgeschlagen habe. Erklärt ihm, daß Ihr ihn nicht heiraten werdet. Von der Zauberei braucht Ihr nichts zu sagen. Wie ich bereits erwähnte, wurde eine andere Person dafür verantwortlich gemacht, aber es stört sie nicht.«
    »Er hat so viele Zurückweisungen erfahren. Und mein Vater wird jammern und klagen. Himmel! Muß ich es Roilant sagen?«
    »Ja. Denn Ihr wollt ihn nicht.«
    »Aber dieser Verdruß. Das wird Wochen dauern.«
    »Aber nicht ein Leben lang.«
    Cyrion hatte sich von dem Fenster und dem Garten abgewandt, obwohl ein beachtlicher Schutthaufen auf der Terrasse seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
    »Ich nehme an«, meinte sie langsam, »mir bleibt keine andere Wahl.«
    »Nein.«
    »Und über das andere werdet Ihr Stillschweigen bewahren, wenn ich meinen Teil der Abmachung erfülle?«
    Cyrion überzeugte sie mit einem Lächeln, das strahlender und vertrauenerweckender nicht sein konnte.
    Sie berührte ihr Haar und ihr Kleid, als wollte sie sich nach einem anstrengenden Kampf vergewissern, daß noch alles in Ordnung war. Cyrion war schon auf dem Weg zur Tür. Aber er blieb noch einmal stehen.
    »Da ist noch eine abschließende Frage, die ich Euch stellen möchte«, sagte er.
    Beunruhigt schaute sie ihn an.
    »Und welche wäre das?«
    »Als der Regen die Terrassenüberdachung zum Einsturz brachte, wart ihr da in der Nähe?«
    »Das Dach -«. Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Euer Vater, muß ich Euch sagen, hat den Vorfall anders geschildert. Er schrieb Roilant einen Brief des Inhalts, daß die herabstürzenden Ziegel Euch nur um Haaresbreite verfehlt hätten.«
    Die junge Frau lachte befreit auf.
    »Das hat er getan? Nun, Ihr Herr mit Namen Cyrion, als das Dach einstürzte, befand ich mich in der Bibliothek meiner Tante, drei Straßen weiter. Ich hörte nicht einmal den Lärm.«
    Die rosenrote Asche der
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