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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion
Autoren: Tanith Lee
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wie eine Wolke Tinte.
    Und auch sie hatte jetzt keine Ziele mehr, als sie dort auf dem Gesicht lag, alle ihre Hoffnungen und Träume und all ihre
    Zauberkraft waren für immer verloren. Zum zweiten Mal, und diesmal endgültig, war Valia ertrunken.

Nachwort
     
    Im rosigen Licht des frühen Morgens trafen die Abgesandten des Statthalters von Cassireia ein. Nach einer ziemlich verworrenen und nicht eben liebenswürdigen Unterhaltung mit Roilant von Beucelair ritten sie wieder davon. Eine Stunde später, nach einer sogar noch weniger liebenswürdigen Unterhaltung, wurde aus Roilants angeworbenem Söldner sein Ex-Söldner, und auch er verließ Flor.
    Irgendwann gegen Mittag brachte Harmul, der von seinem Versteck auf einem Apfelbaum zurückgekommen war, einen leichten Imbiß in den Pavillon auf der Dachterrasse. Der Tag war sehr heiß; die Sonnenstrahlen bohrten sich wie Pfeile in abgeschabtes Holz, zerschlissene Seide und müdes Fleisch. Roilant, der von Kopfschmerzen und Übelkeit geplagt wurde, betrachtete das Essen mit Abscheu.
    »Ist es diesmal sicher, was meint Ihr?«
    »Ganz sicher«, beruhigte ihn Cyrion und machte sich über Brot und Käse her. »Auch der Wein?«
    »Auch der Wein.«
    »Ich hätte vorsichtiger sein sollen.«
    »Allerdings. Es hat mich überrascht, daß Ihr es nicht wart.«
    »Ich hatte mein Hauptaugenmerk auf Mevary gerichtet und - auf Eliset.«
    »Und jetzt wißt Ihr, daß Ihr Euch geirrt habt.«
    »Ich kann niemals - was muß sie von mir denken?«
    »Ihr solltet sie fragen.«
    »Dieser Bericht, den Ihr für mich geschrieben habt«, murmelte Roilant. »Ihr glaubt, daß Eliset ihn gelesen hat?«
    »Oh, ich glaube schon. Um sich zu schützen, hat sie sich dumm gestellt und getan, als wüßte sie nicht, was hier vor sich ging. Aber sie ist weder unwissend noch dumm.«
    »Und Valia - diese Einzelheiten, die Ihr über ihr Leben und ihre Beweggründe berichtet habt. Wie in Gottes Namen seid Ihr darauf gekommen, daß Jhanna Valia war - und daß sie das auslösende Moment hinter all diesen Vorgängen war?«
    Cyrion trank einen Schluck Saft. Dann sagte er: »Ihre Stimme verriet sie sofort.«
    »Ihre Stimme?«
    »Sie war wunderschön und der Elisets sehr ähnlich. Nicht ungewöhnlich bei Schwestern, auch wenn es nur Halbschwestern sind.
    Es gab auch noch andere Hinweise. Die ungewöhnliche Zusammenstellung von grauen Augen und olivfarbener Haut und der rote Schimmer in ihrem Haar, der mich sofort an Eure Familie erinnerte. Während für eine Sklavin, als die sie sich ausgab, ihr Benehmen einigermaßen hochfahrend war. Daß sie eine Mörderin war, wurde bei der Hochzeitsfeier offenbar. Vorher hatte sie mir bereits ein Mittel gegeben, mit dem ich mich vor Eliset schützen sollte. Ich untersuchte es und fand heraus, daß es sich lediglich um eine parfümierte Flüssigkeit handelte, die heftigen Brechdurchfall verursachte, aber sonst nichts. Jhanna war begierig darauf, Unheil zu stiften. Ihr Geschenk erwies sich aber doch als nützlich. Sie versuchte, mich mit einer entsprechend hergerichteten Rose in tiefen Schlaf zu versenken. Nachdem ich diese losgeworden war, benutzte ich das Mittel, um mein Zimmer zu parfümieren, damit nicht auffiel, daß ich die Falle entdeckt hatte. Dann kam das bewußte Abendessen. Selbst der ungeschickteste Mörder hätte mir nicht Gift serviert, das sich durch unübersehbare - und unappetitliche - Folgen als solches verrät. Ich kam zu dem Schluß, daß, wer immer Euch aus dem Weg haben wollte, es darauf anlegte, daß der Mord nicht nur vermutet, sondern bewiesen wurde. Und wenn das so war, dann warum? Seht Dir«, sagte Cyrion, »die ganze Geschichte, wie Ihr sie damals erzählt habt, war von Anfang an zu flach. Gerüchte hängen sich wie Kletten an jedes Vorkommnis und geben ihnen vertraute Formen. Eine adoptierte Schwester verschwindet unter geheimnisvollen Umständen. Die ehelich geborene Schwester war neidisch und entledigte sich ihrer. Eine wenig begüterte Frau heiratet einen reichen Mann. Also muß sie es auf sein Vermögen abgesehen haben. Ich kam hierher in der Hoffnung, hinter diesen ewig gleichen Vermutungen etwas anderes zu finden. Und ich fand es.«
    »Aber darauf zu kommen, daß Valia noch lebte.«
    »Das vermutete ich von Anfang an. Während die Geschichte von im Meer wohnenden Sirenen, die Kinder entführten, mir schon ganz aufschlußreich vorkam. Dann entdeckte ich, daß der Brunnen als eine Art Tür benutzt wurde. Zum Nachteil für Valias Gesundheit befand er
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