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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City
Autoren: Greg Egan
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Blick auf die Uhr im Interfacefenster; ihnen blieben noch vierzehn Minuten.
    Durham hatte bereits vor Stunden ein Programm gestartet, das versuchen sollte, in Riemanns Pyramide einzubrechen. Es war ihm gelungen, neue Verbindungen zu den Prozessoren herzustellen, aber ohne Riemanns persönlichen Kode wurden alle Befehle, die er ihnen schickte, einfach ignoriert. Ein Zeitschloß, das bei jeder unkorrekten Eingabe die Prozessoren sperrte, machte es unmöglich, den neunundneunzigstelligen Kode einfach durchzutesten. Schließlich hatte Durham ein Metaprogramm mit der Konstruktion einer TVC-Maschine beauftragt. Sie sollte einen von Riemanns Prozessoren isolieren und zerlegen, um den Inhalt seines Gedächtnisses genau zu untersuchen und den Kode aus den stark verschlüsselten Tests in seinem Innern wieder zusammensetzen.
    Als das Programm endlich das Endergebnis seiner Arbeit bekanntgab, sagte Maria scharf: »Sie hätten das genauso auch mit meiner Pyramide erledigen können, oder? Und mich schlafen lassen?«
    Durham schüttelte den Kopf, ohne sie anzusehen. »Von wo aus hätte ich es denn tun sollen? Ich hatte keinen Zugang zu Ihrer Grenze. Das hier ist nur deshalb möglich, weil die anderen Gründer mir die Vollmacht dazu gegeben haben.«
    »Ich bin überzeugt, wenn Sie gewollt hätten, wäre Ihnen schon etwas eingefallen.«
    Er schwieg eine Weile und räumte schließlich ein: »Vielleicht hätte ich es gekonnt. Ich wollte, daß Sie Lambert sehen. Ich habe ganz ehrlich geglaubt, daß ich kein Recht hatte, Sie den Erstkontakt einfach verschlafen zu lassen.«
    Zuerst suchte sie nach einer passenden Antwort, resignierte aber schließlich. »Sie hatten kein Recht, mich zu wecken – und ich bin froh, daß ich die Lambertianer gesehen habe.«
    Das Dechiffrierprogramm meldete: »Durch.«
    Die Zeit reichte nicht mehr, um höflich anzuklopfen, die Krise zu erklären und die Evakuierung zu rechtfertigen. Durham gab eine Reihe von Befehlen aus, um alle Programme zu stoppen, die in der Pyramide liefen. Sie würden analysiert, extrahiert und in die neue Garten-Eden-Konfiguration gepackt werden, und Riemann und seine Kinder würden niemals den Unterschied merken.
    Die Programme hatten andere Vorstellungen. Sie bestätigten zwar den Zugangskode, aber sie weigerten sich, anzuhalten.
    Maria drehte sich zur Seite und würgte trocken. Wie viele Personen mochte es da drin geben? Tausende? Millionen? Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden. Was würde mit ihnen geschehen, wenn die Veränderungen im Gitter sie einschlössen? Würden die von ihnen bewohnten Welten implodieren und sich auflösen, wie es mit der leblosen Stadt geschehen war?
    Als sie wieder hinsehen konnte, hatte Durham leise seine Taktik geändert. Er sagte: »Ich versuche jetzt, die Abriegelung der Kommunikationskanäle zu durchbrechen. Wenn ich auf irgendeiner Ebene durchkomme, kann ich zumindest mit jemandem reden. Vielleicht haben sie von drinnen mehr Kontrolle; wir können ihre Software von hier aus nicht anhalten und in großem Stil herausziehen, aber vielleicht können sie es selbst.«
    »Uns bleiben noch elf Minuten.«
    »Ich weiß.« Er zögerte. »Wenn es sein muß, kann ich hierbleiben und diese Leute separat starten. Ich glaube nicht, daß es für sie eine Rolle spielt, ob sie in dem gleichen Universum landen wie der Rest von Elysium oder nicht.«
    »Hierbleiben ? Sie meinen, Sie wollen sich klonen und eine Version mit dem Rest von uns losschicken …?«
    »Nein. Zemansky hat bereits Hunderte von Leuten organisiert, die den START von dort drinnen überprüfen. Ich muß nicht dabeisein.«
    Maria war entsetzt. »Aber … warum bleiben Sie selbst draußen? Warum riskieren Sie das?«
    Er drehte sich zu ihr um und sagte feierlich: »Ich werde mich nicht zerteilen. Nie wieder. Ich habe das vierundzwanzigmal auf der Erde gemacht. Ich will ein ungeteiltes Leben. Eine Geschichte. Eine Erklärung. Selbst wenn ich dabei sterben sollte.«
    Das Programm, welches die Kommunikationskanäle anzapfen sollte, gab ein triumphierendes Piepsen von sich. Eine Nachricht blinkte auf dem Schirm: »Ein Datenkanal erlaubt physikalische Interaktion mit einer Umgebung. Er scheint intakt zu sein.«
    Maria sagte: »Schicken Sie ein paar tausend Roboter hinein und lassen Sie sie nach Lebenszeichen suchen.«
    Durham war schon dabei. Er runzelte die Stirn: »Wir haben kein Glück. Aber ich frage mich, ob …«
    Er erzeugte einige Meter weiter rechts einen Eingang; er schien zu einer üppig
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