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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1
Autoren: Jilliane Hoffman
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abzuwarten.

94.
     
     
    «Entschuldigen Sie die Störung, Dr. Chambers, aber da möchte Sie jemand sprechen.» Estelles Stimme knisterte aus dem Lautsprecher auf seinem Schreibtisch. Er starrte das Gerät an. «Es ist Special Agent Falconetti vom FD LE.»
    «Na schön. Bitten Sie ihn, im Wartezimmer Platz zu nehmen, bis ich hier fertig bin», antwortete er. Dann ging er noch einmal die Notizen durch, die er sich während der letzten Sitzung gemacht hatte.
    Estelle sah Dominick Falconetti deutlich an, dass er besorgt war. Sie kannte ihn aus den Fernsehübertragungen von der Verhandlung, und da hatte er immer so kontrolliert, so souverän gewirkt. Heute war er furchtbar nervös. Bestimmt wegen der Nachrichten, dachte sie. «Mr. Falconetti, der Doktor kommt gleich, setzen Sie sich doch bitte noch einen Moment.» Sie zeigte auf die Sessel im Wartezimmer.
    «Danke», sagte Dominick.
    Neugierig beobachtete sie, wie er zu den Sesseln hinüberging. Er blieb stehen. Er ging im Wartezimmer herum, zweimal sah er auf die Uhr.
    Dann ging die Tür auf, und Dr. Chambers erschien an der Anmeldung. «Hallo, Dominick. Bitte, kommen Sie doch rein», sagte er und lotste ihn über den gefliesten Gang in das pastellfarbene Sprechzimmer. Hinter ihnen schloss er die Tür. «Was kann ich für Sie tun, Dom?»
    «Sie haben sicher davon gehört –», begann Dominick.
    «Dass C. J. Townsend verschwunden ist? Ja, ja, natürlich. In den Nachrichten ist das ja seit zwei Tagen das Hauptthema. Gibt es irgendwelche Hinweise?»
    «Nein. Nichts. Deshalb bin ich hier.» Er zögerte, dann fuhr er fort: «Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass wir zusammen sind. C. J. hat mir erzählt, dass sie bei Ihnen in Behandlung ist. Daher wollte ich Ihnen ein paar Fragen stellen.»
    «Natürlich, ich helfe Ihnen selbstverständlich, so gut ich kann; aber bitte fragen Sie nicht, worüber C. J. und ich in den Sitzungen gesprochen haben. Darüber darf ich nichts sagen und werde es auch nicht tun.»
    «Das verstehe ich. Aber ich muss wissen, wann Sie C. J. das letzte Mal gesehen haben.»
    Greg Chambers sah ihn an. Er hatte mit der Möglichkeit gerechnet, dass Falconetti zu ihm kam. Aber wenn der fabelhafte Cop die Antwort auf seine Frage gewusst oder auch nur geahnt hätte, dann hätte er schon vor zwei Tagen an die Tür des Onkel Doktors geklopft. Und genauso wenig Ahnung hatte er anscheinend, welcher Name noch auf der Liste seiner Lieblingspatienten stand. Offensichtlich hatte C. J. ein paar Dinge vor ihm geheim gehalten. «Oh, schon seit der Verhandlung nicht mehr. Es ist sicher ein paar Wochen her.»
    «Haben Sie mit ihr gesprochen?»
    «Nein, seit damals nicht. Wir haben die Sitzungen eingestellt. Ich wünschte, ich könnte Ihnen weiterhelfen.» Er zuckte die Achseln.
    «Ich verstehe. Fällt Ihnen sonst irgendetwas ein? Wo sie hingegangen sein könnte? Zu wem? Hatte sie vielleicht vor jemandem Angst?»
    Eindeutig – er fischte total im Trüben. Die Polizei wusste nicht einmal, ob sie es mit einer Vermissten zu tun hatte, oder ob C. J. freiwillig verschwunden war. Was für ein geradezu tragischer Anblick: Der große Ermittler haderte mit dem Gedanken, dass seine Geliebte ihn vielleicht verlassen hatte. Mit einem anderen durchgebrannt war. Und jetzt grübelte er darüber nach, ob er sie je richtig gekannt hatte.
    «Nein, tut mir Leid, ich kann Ihnen nicht helfen. Außer ...» Er zögerte, wägte seinen nächsten Gedanken scheinbar einen Moment ab, ehe er ihn aussprach. «C. J. hat ihren eigenen Kopf. Wenn Sie mich schon so fragen – es ist nicht völlig undenkbar, dass sie etwas auf Abstand gegangen ist, einen Freiraum gesucht hat, wenn sie das Gefühl hatte, sie brauchte das.» Er sah dem Cop direkt in die Augen, und sein vielsagender Blick gab Dominick die Antwort, die er erwartete, aber sicherlich nicht hören wollte.
    Dominick nickte langsam. Dann sagte er: «Danke. Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie doch etwas von ihr hören. Auf die Rückseite habe ich meine Nummer zu Hause geschrieben, aber ich bin immer übers Handy zu erreichen, nur für den Fall, dass Sie mich nicht erwischen ...»
    «Das mache ich. Nochmal, Dom, es tut mir wirklich Leid, dass ich Ihnen keine größere Hilfe sein kann.»
    Dominick drehte sich um und trottete mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern den Gang hinunter. Die klassische, unverkennbare Körpersprache. Dr. Chambers sah zu, wie er davonging, wie er Estelle erschöpft zunickte; wie er die Worte des Onkel Doktors verdaute und
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