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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1
Autoren: Jilliane Hoffman
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lächelte. Warum lächelte er?
    Sie sah zu ihrem Bein, dachte, vielleicht hatte er sie mit dem Messer erwischt. Halb erwartete sie, ihr Blut auf den Fliesenboden strömen zu sehen. Aber dann entdeckte sie die Nadel in ihrem Schenkel, die Spritze war fast leer. Der Raum begann sich zu drehen, und ihre Gedanken wurden unzusammenhängend. Sie versuchte, die Spritze herauszuziehen, doch ihre Arme waren völlig kraftlos. Sie lag mit dem Rücken auf dem kalten Boden, ihr Körper wurde müde und schwer. Er hockte neben ihr an der Wand und beobachtete sie aufmerksam, sein Lächeln verschwamm ihr immer wieder vor Augen. Das Deckenlicht über ihr blinkte so seltsam, wenn sie blinzelte. Sie versuchte etwas zu sagen, aber es ging nicht; ihre Zunge war zu dick. Das Letzte, was sie hörte, war ein Bach–Konzert, das aus den Lautsprechern erklang. Die Musik, die die Verrückten beruhigen sollte.
    Und dann wurde alles schwarz.

 
91.
     
    Sie öffnete langsam die Augen. Sie erwartete, von den Neonröhren an der Decke geblendet zu werden, doch stattdessen sah sie in ihr eigenes Gesicht. Ihr Spiegelbild starrte von der Decke herunter: Da lag sie, immer noch in ihrem olivgrünen Kostüm, ausgestreckt auf einem Stahltisch, Arme und Beine festgeschnallt. Sie blinzelte, bis sie begriff, dass über ihr ein Spiegel hing. Die erwarteten Neonröhren befanden sich daneben und erleuchteten einen Raum, der vollkommen schwarz gestrichen war. Auch ohne zu sehen, was hinter ihr war, hatte sie das Gefühl, dass es ein kleiner Raum war, vielleicht vier mal vier Meter groß. Es gab keine Fenster. Vor dem Stahltisch stand eine Kamera auf einem Stativ. Das Halleluja von Mozart spielte leise im Hintergrund.
    Ihr Körper war noch immer schwer, ihre Glieder fühlten sich an wie vom Rumpf abgetrennt. Wenn sie versuchte einen Finger zu krümmen, wusste sie nicht, ob er sich tatsächlich bewegte. Ihre Sinne funktionierten nicht richtig. Jedes Mal, wenn sie blinzelte, hatte sie danach Schwierigkeiten, den Blick wieder zu fokussieren. Sie roch den schalen Champagner in ihrem Haar. Sie versuchte zu sprechen, doch ihr ganzer Mund war taub und fühlte sich geschwollen an. Die Worte kamen entstellt und undeutlich heraus, als hätte sie gar keine Zunge.
    Sie drehte den Kopf nach rechts und sah ihn mit dem Rücken zu ihr in einer Ecke stehen. Er summte vor sich hin. Sie hörte Wasser fließen und das Scheppern von Metall. Die Geräusche hämmerten ihr in den Ohren, wurden abwechselnd laut und leise, laut und leise, pulsierend wie Kopfschmerzen.
    Jetzt drehte er sich zu ihr um und legte nachdenklich den Kopf schief. «Du scheinst ja einiges zu vertragen. Ich hätte dich erst in ein paar Stunden zurückerwartet.»
    Wieder versuchte sie zu sprechen, aber es kam nur ein unverständliches Lallen dabei heraus. Neben ihm stand ein Metallwagen. Auf einem weißen Tuch lagen scharfe, blanke Instrumente, die im Neonlicht blitzten. Und dann sah sie den Bolzenschneider.
    «Vielleicht ist das Zeug abgelaufen? Egal. Du bist hier, das ist alles, was zählt. Wie geht es dir, C.J.?» Er leuchtete ihr mit der Taschenlampe in die Augen. Sie blinzelte. «Nicht allzu gut, schätze ich. Sag lieber nichts, ich kann dich sowieso nicht verstehen.» Er schnallte ihren Arm los, legte ihr einen Finger auf das Handgelenk und fühlte den Puls. «Oho, eigentlich solltest du schlafen. Du solltest praktisch im Koma sein, aber dein Puls rast. Du bist wohl eine Kämpfernatur, was?»
    Er ließ ihre Hand los und beobachtete, wie sie mit einem dumpfen Geräusch auf den Metalltisch fiel. Sein Unterarm war verbunden, und die Champagnerflasche fiel ihr wieder ein.
    «Nicht doch, nicht kämpfen. Nur kein Stress. Das erhöht den Puls, das Blut fließt schneller, und ehrlich gesagt, macht das eine größere Sauerei. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, in deinem Blut zu baden, aber das Saubermachen hinterher will ja auch bedacht sein.»
    Sie versuchte den Kopf zu bewegen.
    «Jetzt verstehst du langsam, oder?» Lächelnd beobachtete er, wie sie das Grauen, mit dem er sie fütterte, allmählich erfasste. Wie sie trotz ihres Zustands zu begreifen versuchte. «Glaub ja nicht, ich verrate dir jetzt mein wohl gehütetes Familienrezept und liefere dir in letzter Minute ein ausführliches Geständnis, um alle Fragen zu klären, denn das werde ich nicht tun. Ein paar Rätsel wirst du einfach mit ins Grab nehmen müssen.» Er seufzte und berührte ihr Haar. «Es genügt, wenn ich sage, dass ich schon immer Blondinen
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