Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross
Autoren: Baumhaus
Vom Netzwerk:
Ich habe dem Tisch keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, als ich die Pulte verschoben habe.« Er wischt sich mit der Hand über die Augen. »Fünfunddreißig, einhundert, ist mir im Kopf herumgegangen. Die Zahlen haben mich verfolgt. Ich dachte, es läge an mir, dass ich langsam senil würde. Posttraumatischer Stress oder so etwas. Die Stimme klang wie die … von Samuel.«
    »Zu mir hat sie mit Nicos Stimme gesprochen«, flüstert Kendall. »Tiffany und Nico haben beide an diesem Pult gesessen.«
    »Ja, das hat Jacián mir erzählt. Wir haben es uns zusammengereimt«, entgegnet Hector. »Er hat gesagt, als er das Pult berührt hat, hat er ebenfalls Stimmen gehört.« Er sieht auf, durch die offene Tür in den Gang. »Gleich kommt der Sheriff zurück. Er weiß von unserem Verdacht wegen des Tisches, aber er weiß nicht, was er glauben soll und will sich nicht auf eine so unnatürliche Geschichte verlassen. Ich kann es ihm nicht verdenken – zwei alte Zausel mit einem merkwürdigen Verdacht. Aber wir werden diesen Tisch entfernen, keine Sorge.«
    Kendall nickt. »Danke.« Sie verspürt eine ungeheure Erleichterung darüber, dass sie diesen Albtraum nicht mehr allein durchleben muss.
    »Er wird dich fragen, an was du dich erinnerst. Es liegt an dir, ihm zu sagen, was du willst, wenn er dir Fragen stellt. Aber was die Menschen von Cryer’s Cross und die Medien im Land angeht, suchen wir nach einem flüchtigen Entführer und Mörder.« Er hält inne, und seine Stimme wird weich. »Vielleicht ist es auch für dich am besten, wenn es dabei bleibt.«
    Kendall lässt ihren schwindeligen Kopf in die Kissen sinken.
    Als der Sheriff mit Mrs Fletcher hereinkommt, lächelt Hector Kendall zu und drückt ihre Hand.
    »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind, meine Herren«, bedankt sich Mrs Fletcher bei ihnen. »Es bedeutet mir eine Menge, dass Sie sie besucht haben.«
    Hector tippt sich an den Hut.
    »Kendall ist ein ganz besonderes Mädchen, Mrs Fletcher, und eine gute Freundin von mir und meinen Enkeln«, antwortet er mit glänzenden Augen. »Es ist, als gehöre sie zur Familie.« Er steht auf, und der alte Mr Greenwood macht Anstalten, es ihm gleichzutun. Hector sieht ihn an und streckt die Hand aus. »Fertig?«
    »Ich brauche deine Hilfe nicht«, grollt der alte Mr Greenwood.

28
    Dem Sheriff erzählt sie, sie könne sich an nichts erinnern, nur dass sie das Gefühl hatte, unter Drogen zu stehen und ihre Handlungen nicht kontrollieren zu können. Die Tests konnten keine Drogen in ihrem Körper nachweisen, doch die Reporter bekamen trotzdem einen anonymen Hinweis.
    Drei Tage später liegt sie immer noch im Krankenhaus, und der kleine Strom von Besuchern ist eben gegangen. Das Lokalfernsehen überträgt, wie die Menschen zur Gedenkfeier für Nico und Tiffany eintreffen. Für Südwest-Montana ist das eine große Sache. Etwa siebzig oder achtzig Fremde treiben sich auf dem Friedhof herum, jene merkwürdigen Gestalten, die sich von der Geschichte angezogen fühlen und auf unerklärliche Weise das Gefühl haben, mit den beiden toten Teenagern in Verbindung zu stehen. Es ist seltsam, sie zu sehen. Doch noch seltsamer ist es, die Menschen zu sehen, die sie kennt und täglich trifft, wie sie ernst und in Trauerkleidung beisammenstehen. Sie sieht Nicos und Tiffanys Familien ganz vorne, wo die Kamera in ihre Trauer eindringt.
    Sie entdeckt ihre eigenen Eltern, die älter aussehen, als sie sie in Erinnerung hat. Sie sieht die Greenwoods und die Shanks und ein paar andere Leute aus Cryer’s Cross, und es kommt ihr schrecklich vor, wie oft die kleine Stadt sich in den letzten fünf Monaten hat versammeln müssen, wegen einer weiteren Tragödie alles andere unterbrochen hat und danach ihr Leben wieder aufnahm.
    Die Särge hängen über den Gräbern in einem Teil des Friedhofs ohne Familiengräber. Teenager sollten nicht sterben. Kendall greift nach einem Extrakissen und presst es an die Brust. Sie fragt sich, warum um alles in der Welt sie ihre Mutter dazu überredet hat, zur Gedenkfeier zu gehen und sie hier allein zu lassen.
    Sie sieht Hector und die Obregons. Marlena trägt ein schwarzes Kleid, Jacián einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd, keine Krawatte. Sie setzen sich, und Jacián wippt ungeduldig mit dem Fuß, während sie darauf warten, dass es anfängt. Und schließlich beginnen sie.
    Ein paar Minuten später meldet sich der Nachrichtensprecher und berichtet von etwas anderem, einem Brand in der Stadt oder etwas Ähnlichem, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher